Mein werthester Herr und Freund!
Ich sage Ihnen meinen herzlichen Dank für Ihre offenherzigen, graden und freundschaftlichen Eröffnungen, über die Lage Ihres Handels und das besondre Geschäft, wozu ich Ihnen den Vorschlag that, und Sie können überzeugt seyn, daß ich jetzt und in jedem folgenden Verhältnisse diesem Zutrauen entsprechen werde.
Es thut mir sehr leid, daß es eine so widerwärtige Ursache ist, welche Sie veranlaßt sich in unsrer Nachbarschaft anzusiedeln. Indessen man muß hoffen, daß ein so gewaltsamer Zustand nicht lange anhalten kann und daß der unvergleichliche Kaiser Paul sich bald wird aus der Welt hinausregiert haben. Vielleicht entspringt auch Gutes aus Üblem, und die Verlegung Ihrer Geschäfte nach dem Mittelpunkte des Deutschen [2] Buchhandels gewährt Vortheile, die Ihnen etwas von dem dort erlittenen Schaden ersetzen. Auf jeden Fall glauben Sie, daß ich auch ohne alle nähere Verbindung mit Ihnen wahren Antheil an Ihrer Prosperität nehme.
Nun zu unserm Walpole. Was Sie vorschlagen, läßt sich sehr gut so einrichten, daß man nemlich den einzelnen Theilen besondre Rubriken gäbe und sie unter diesen auch einzeln verkaufte. Für die Liebhaber bliebe die Folge der sämtlichen Werke.
Wenn Sie ein mäßiges Oktavformat wählen, so wäre meine Foderung 1 Louisd. für den Bogen. Eine Ausnahme macht die Mysterious Mother, die in Jamben geschrieben ist und auch so übersetzt werden müßte. Für diese müßte ich, wenn mir die aufgewandte Zeit vergütet werden sollte, wenigstens das doppelte Honorar bekommen.
Wo es nöthig scheint, werde ich An[3]merkungen hinzufügen, und die größeren Werke, vielleicht auch das Ganze, mit Vorreden oder Vorerinnerungen begleiten.
Die Auslage für das Englische Werk fiele Ihnen freylich außerdem noch zu. Sollte es nicht in Hamburg zu haben seyn? Der Titel ist vollständig folgender:
The works of Horatio Walpole, Earl of Oxford. In five Volumes. London Printed for G.G. and J. Robinson, Paternoster-Row, and John Edwards, Pall-Mall. 1798. 4o
Den Anfang des 1ten Bandes könnte ich Ihnen etwa im Julius und das übrige so liefern, daß es auf Michaelis bequem fertig würde. Wenn es Ihnen aber vortheilhafter schiene, bis auf Ostern zu warten und dann gleich zwey Bände auf einmal erscheinen zu lassen, so wäre ich es eben so gern zufrieden. – Womit man wohl am besten anfängt, das ließe sich eben[4]falls noch näher überlegen. Finden Sie es gerathen, noch so lange zu warten, so wäre es doch wohl gut, falls Sie meine Bedingungen billig finden, Sie machten sogleich im Intell. Bl. der LZ. und sonst bekannt, es werde demnächst eine zweckmäßige Auswahl aus den Werken des berühmten Horatio Walpole zum Theil in abkürzenden Übersetzungen von mir in Ihrem Verlage erscheinen; damit uns nicht jemand zuvorkommt.
Wie hoch sich die Zahl der Bände belaufen würde, kann ich noch nicht angeben – besonders auch, weil ich nicht berechnen kann, um wie viel sich das Hauptwerk, die Geschichte der Mahlerey in England ohne Schaden der Gründlichkeit zusammendrängen lassen wird.
Leben Sie recht wohl, und lassen Sie mich bald wieder etwas von sich hören. Bey der Nachbarschaft haben wir wohl einmal im Sommer das Vergnügen, Sie und Ihre Frau Gemahlin hier in Jena zu sehen?
Ganz der Ihrige AW Schlegel
[1] A. W. Schlegel
E. d. 10 Marz 99
B. u. zugest nach d. 3 Apr. 1799.
[3] Auf dies