• August Wilhelm von Schlegel to Preußen. Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten , Karl Vom Stein Zum Altenstein

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 27.06.1823
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Preußen. Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, Karl Vom Stein Zum Altenstein
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 27.06.1823
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 395‒397.
  • Incipit: „[1]
    [2]
    [3] [Bonn, 27. Juni 1823]
    Ein hohes Kgl. Ministerium bitte ich um Erlaubniß, Hochdemselben folgendes unterthänige Gesuch angelegentlich vorzutragen.
    Seit ich insbesondre beauftragt [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-38971
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.2(1),Nr.18
  • Number of Pages: 5 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 21,2 x 16,5 cm
    Language
  • German
[1]
[2]
[3] [Bonn, 27. Juni 1823]
Ein hohes Kgl. Ministerium bitte ich um Erlaubniß, Hochdemselben folgendes unterthänige Gesuch angelegentlich vorzutragen.
Seit ich insbesondre beauftragt worden bin, für die Förderung des Studiums der Indischen Sprache und Litteratur auf hiesiger Universität, in den Königlich Preußischen Staaten und in Deutschland überhaupt zu arbeiten, habe ich fortwährend Vorlesungen über das Sanskrit gehalten, und den Zuhörern, welche sich meldeten den Zutritt dazu unentgeltlich verstattet, indem ich sie nur zuvor warnte, keine nothwendigeren Studien darüber zu versäumen, und ihnen die nur durch beharrliche Anstrengung zu überwindende Schwierigkeit auf das stärkste vorstellte.
Nach meiner Ansicht von dem gegenwärtigen Zustande dieses Studiums, ist es zwar für jetzt nicht das Dringendste, eine Menge von Schülern dafür zu gewinnen, indem vorauszusehen ist, daß [4] in wenigen Jahren durch fortgesetzte Bearbeitung der Grammatik, Kritik und Auslegung die Mühe um vieles geringer, der geistige Ertrag aber durch die Vermehrung der zugänglichen Bücher in gleichem Grade reichhaltiger ausfallen werde. Ich erleichterte aber den Zutritt zum Theil in der Hoffnung, unter meinen Zuhörern einen zu finden, den ich mir zum künftigen Gehülfen ausersehen könnte. Ich wünschte zu der Bildung eines jungen Gelehrten beyzutragen, der im Stande wäre die Sache wirklich zu fördern, mir bey den weitläuftigen gelehrten Unternehmungen, welche ich vorhabe, Zeit und Mühe zu ersparen, und nach meinem Ableben das von mir angefangne fortzusetzen, auch die der hiesigen Universität von der Königl. Regierung verliehenen typographischen Hülfsmittel fernerhin mit höherer Genehmigung zum Nutzen der Wissenschaft zu verwenden.
[5] Jene Hoffnung ist nun über meine Erwartung erfüllt worden. Der Studiosus der Philologie Christian Lassen, aus Norwegen gebürtig, hat es durch meinen Unterricht, freylich nicht ohne beträchtlichen Zeitaufwand von meiner Seite, in Jahresfrist so weit im Sanskrit gebracht, daß er nicht nur die epische und gnomische Poesie der Indier mit Leichtigkeit ohne fremde Hilfe liest, sondern mir auch über schwierige Stellen treffende kritische Bemerkungen mittheilt; daß er ferner die Aufsicht über den Druck eines Sanskrit-Textes zu führen, und für die Correctheit Gewähr zu leisten weiß.
Es fehlt ihm nur noch die Fertigkeit Manuscripte zu lesen, welche sich nur in Bibliotheken, wo deren in beträchtlicher Anzahl vorhanden sind, erwerben läßt.
Ich habe beym Unterricht schon Erfahrungen genug gemacht, um zu wissen, daß die Vereinigung von Sprachtalent, beharrlichem Fleiß und wissenschaftlichem Eifer, welche erfoderlich war, um das obige [6] zu leisten, sich nur äußerst selten findet.
Mein unterthäniges Gesuch geht nun dahin, ein hohes Kgl. Ministerium möge geruhen, den Studiosus Lassen, der zwar nicht ohne eigne Mittel ist, dem aber doch ein fortgesetzter Aufenthalt in dem theuern London oder Paris ohne alle Beyhülfe zu schwer zu bestreiten fallen würde, eine Unterstützung zu einer gelehrten Reise von 3 bis 400 Thl. auf Ein Jahr zu bewilligen, mit der Verpflichtung, Conationen und Abschriften von Sanskrit-Manuscripten nach meiner Anweisung einzuliefern.
Der Studiosus Lassen (von welchem ich einen kurzen Bericht über seine bisherigen Studien nebst den dazu gehörigen Zeugnissen unter Lit. A. beylege) wird mit dem jetzt laufenden Semester sein akademisches triennium beendigt haben. Er hat längst das Vorhaben gehegt sich dem öffentlichen Unterricht zu widmen, er wird nichts versäumen was zu seiner reiferen Ausbildung dienen kann, und zu gehöriger Zeit alle Proben ablegen. Es sey mir erlaubt, darauf aufmerksam zu machen, daß er während seines Aufenthaltes in Bonn, wiewohl es einen großen Theil seiner Zeit foderte im Sanskrit so beträchtliche Fortschritte zu machen, dennoch die Vorlesungen über classische Philologie sehr fleißig besucht, und von den Herren Professoren Heinrich und Welcker ausgezeichnete Zeugnisse erhalten bat. Er empfiehlt sich zugleich durch Bescheidenheit und musterhafte Sitten.
Da ich die bevorstehenden Herbstferien zu einer Reise nach London benutzen möchte, um mir eine nähere Kenntniß der dortigen gelehrten Vorräthe zu verschaffen, so würde es sehr wünschenswerth für mich seyn, wenn mein Schüler durch gnädige Zusicherung einer [7] Unterstützung in den Stand gesetzt würde, mich dahin zu begleiten, damit ich ihn selbst in die Lesung der Manuscripte einführen und ihm bestimmte Arbeiten anweisen könnte.
Ich füge unter Lit. B eine Probe seiner Devanagari-Handschrift bey. Eine solche Handschrift ist von nicht unbedeutendem Werth, da durch undeutliche Schriftzüge die fleißigsten Collationen und Abschriften von Mspten unbrauchbar werden können.
Ich habe bisher nach besten Kräften dahin gestrebt, daß die Besorgung des besonderen Auftrags die Sanskrit-Litteratur betreffend, meiner sonstigen Thätigkeit im Lehramte nicht den geringsten Abbruch thun möchte. Durch die Gewährung meines Gesuchs würde ich in den Stand gesetzt werden mit der Herausgabe wichtiger Indischer Bücher rasch vorwärts zu schreiten, und, indem mein Schüler mir Collationen und Abschriften einsendet, die ganze Arbeit hier an Ort und Stelle zu verrichten. Nächst der jetzt eben fertig gewordnen Ausgabe des Bh[agavad]-G[îtâ] beabsichte ich eine kritische Bearbeitung des Hît.[opadêśa] und einen correcten Abdruck des gesamten Râm.[âyana], und hoffe die Druckkosten dieser weitläuftigen Werke aus eignen Mitteln bestreiten zu können.
[8]
[1]
[2]
[3] [Bonn, 27. Juni 1823]
Ein hohes Kgl. Ministerium bitte ich um Erlaubniß, Hochdemselben folgendes unterthänige Gesuch angelegentlich vorzutragen.
Seit ich insbesondre beauftragt worden bin, für die Förderung des Studiums der Indischen Sprache und Litteratur auf hiesiger Universität, in den Königlich Preußischen Staaten und in Deutschland überhaupt zu arbeiten, habe ich fortwährend Vorlesungen über das Sanskrit gehalten, und den Zuhörern, welche sich meldeten den Zutritt dazu unentgeltlich verstattet, indem ich sie nur zuvor warnte, keine nothwendigeren Studien darüber zu versäumen, und ihnen die nur durch beharrliche Anstrengung zu überwindende Schwierigkeit auf das stärkste vorstellte.
Nach meiner Ansicht von dem gegenwärtigen Zustande dieses Studiums, ist es zwar für jetzt nicht das Dringendste, eine Menge von Schülern dafür zu gewinnen, indem vorauszusehen ist, daß [4] in wenigen Jahren durch fortgesetzte Bearbeitung der Grammatik, Kritik und Auslegung die Mühe um vieles geringer, der geistige Ertrag aber durch die Vermehrung der zugänglichen Bücher in gleichem Grade reichhaltiger ausfallen werde. Ich erleichterte aber den Zutritt zum Theil in der Hoffnung, unter meinen Zuhörern einen zu finden, den ich mir zum künftigen Gehülfen ausersehen könnte. Ich wünschte zu der Bildung eines jungen Gelehrten beyzutragen, der im Stande wäre die Sache wirklich zu fördern, mir bey den weitläuftigen gelehrten Unternehmungen, welche ich vorhabe, Zeit und Mühe zu ersparen, und nach meinem Ableben das von mir angefangne fortzusetzen, auch die der hiesigen Universität von der Königl. Regierung verliehenen typographischen Hülfsmittel fernerhin mit höherer Genehmigung zum Nutzen der Wissenschaft zu verwenden.
[5] Jene Hoffnung ist nun über meine Erwartung erfüllt worden. Der Studiosus der Philologie Christian Lassen, aus Norwegen gebürtig, hat es durch meinen Unterricht, freylich nicht ohne beträchtlichen Zeitaufwand von meiner Seite, in Jahresfrist so weit im Sanskrit gebracht, daß er nicht nur die epische und gnomische Poesie der Indier mit Leichtigkeit ohne fremde Hilfe liest, sondern mir auch über schwierige Stellen treffende kritische Bemerkungen mittheilt; daß er ferner die Aufsicht über den Druck eines Sanskrit-Textes zu führen, und für die Correctheit Gewähr zu leisten weiß.
Es fehlt ihm nur noch die Fertigkeit Manuscripte zu lesen, welche sich nur in Bibliotheken, wo deren in beträchtlicher Anzahl vorhanden sind, erwerben läßt.
Ich habe beym Unterricht schon Erfahrungen genug gemacht, um zu wissen, daß die Vereinigung von Sprachtalent, beharrlichem Fleiß und wissenschaftlichem Eifer, welche erfoderlich war, um das obige [6] zu leisten, sich nur äußerst selten findet.
Mein unterthäniges Gesuch geht nun dahin, ein hohes Kgl. Ministerium möge geruhen, den Studiosus Lassen, der zwar nicht ohne eigne Mittel ist, dem aber doch ein fortgesetzter Aufenthalt in dem theuern London oder Paris ohne alle Beyhülfe zu schwer zu bestreiten fallen würde, eine Unterstützung zu einer gelehrten Reise von 3 bis 400 Thl. auf Ein Jahr zu bewilligen, mit der Verpflichtung, Conationen und Abschriften von Sanskrit-Manuscripten nach meiner Anweisung einzuliefern.
Der Studiosus Lassen (von welchem ich einen kurzen Bericht über seine bisherigen Studien nebst den dazu gehörigen Zeugnissen unter Lit. A. beylege) wird mit dem jetzt laufenden Semester sein akademisches triennium beendigt haben. Er hat längst das Vorhaben gehegt sich dem öffentlichen Unterricht zu widmen, er wird nichts versäumen was zu seiner reiferen Ausbildung dienen kann, und zu gehöriger Zeit alle Proben ablegen. Es sey mir erlaubt, darauf aufmerksam zu machen, daß er während seines Aufenthaltes in Bonn, wiewohl es einen großen Theil seiner Zeit foderte im Sanskrit so beträchtliche Fortschritte zu machen, dennoch die Vorlesungen über classische Philologie sehr fleißig besucht, und von den Herren Professoren Heinrich und Welcker ausgezeichnete Zeugnisse erhalten bat. Er empfiehlt sich zugleich durch Bescheidenheit und musterhafte Sitten.
Da ich die bevorstehenden Herbstferien zu einer Reise nach London benutzen möchte, um mir eine nähere Kenntniß der dortigen gelehrten Vorräthe zu verschaffen, so würde es sehr wünschenswerth für mich seyn, wenn mein Schüler durch gnädige Zusicherung einer [7] Unterstützung in den Stand gesetzt würde, mich dahin zu begleiten, damit ich ihn selbst in die Lesung der Manuscripte einführen und ihm bestimmte Arbeiten anweisen könnte.
Ich füge unter Lit. B eine Probe seiner Devanagari-Handschrift bey. Eine solche Handschrift ist von nicht unbedeutendem Werth, da durch undeutliche Schriftzüge die fleißigsten Collationen und Abschriften von Mspten unbrauchbar werden können.
Ich habe bisher nach besten Kräften dahin gestrebt, daß die Besorgung des besonderen Auftrags die Sanskrit-Litteratur betreffend, meiner sonstigen Thätigkeit im Lehramte nicht den geringsten Abbruch thun möchte. Durch die Gewährung meines Gesuchs würde ich in den Stand gesetzt werden mit der Herausgabe wichtiger Indischer Bücher rasch vorwärts zu schreiten, und, indem mein Schüler mir Collationen und Abschriften einsendet, die ganze Arbeit hier an Ort und Stelle zu verrichten. Nächst der jetzt eben fertig gewordnen Ausgabe des Bh[agavad]-G[îtâ] beabsichte ich eine kritische Bearbeitung des Hît.[opadêśa] und einen correcten Abdruck des gesamten Râm.[âyana], und hoffe die Druckkosten dieser weitläuftigen Werke aus eignen Mitteln bestreiten zu können.
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