• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Prag · Place of Destination: Coppet · Date: 8. Oktober [1807]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Prag
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 8. Oktober [1807]
  • Notations: Datum (Jahr) sowie Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 455‒458.
  • Incipit: „[1] Prag den 8ten Octbr [1807]
    Ich schreibe Ihnen mein geliebter Freund wohl später, als Sie nach Ihrer treuen Hülfe erwarten durften. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,55
  • Number of Pages: 7 S. auf Doppelbl., hs. m. U
  • Format: 19 x 11,3 cm
    Language
  • German
[1] Prag den 8ten Octbr [1807]
Ich schreibe Ihnen mein geliebter Freund wohl später, als Sie nach Ihrer treuen Hülfe erwarten durften. Beschuldigen Sie mich deswegen nicht der Undankbarkeit. Mein Gemüth wahr zu sehr zerrüttet als daß ich mich hätte so sehr samlen können, in zusammenhängenden Gedanken zu schreiben. Eben jezt mein geliebter Bruder hat mir Knorring Ihren Brief gebracht, der mich mit unendlichen Schmerzen erfüllt. O mein theurer Freund Sie können es dort in der Ferne nicht begreifen wie tödlich schwer es mein Herz drückt, Sie so müde und Lebenssat[t] zu sehen. Sie schreiben, Sie werden des Lebens nicht mehr froh, und wer verdient es so sehr als Sie ein frohes und beglücktes Leben zu führen.
Ich will Ihnen mein inniggeliebter Bruder so gut es in Briefen geht von allem Rechenschaft geben, obgleich es mir schwer fällt, von vielen und verwikelten Geschäften, die ich alle führen muß in meiner jetzigen Stimmung noch zu schreiben. Sie wissen daß K[norring] nach Deutschland gereißt war, um unsere Geldangelegenheiten in Ordnung zu bringen. Er wolte durch Har.[denbergs] Vermittelung, sich eine so grosse Summe verschaffen, um die Villa Millina kaufen zu können, und wir wolten dan [2] wie wir hoften, mit Ihnen zusammen ein recht freudiges Leben anfangen. Während seiner Abwesenheit that sich mir die Aussicht auf durch Verbindung mit anderen Freunden an einer Spekulation theil zu nehmen welche uns nicht nur allen eine völlig unabhängige Existenz verschaft hätte, sondern in kurzer Zeit in der That uns reich gemacht hätte. Dieses ist nemlich daß man in Rom wie in Paris anfangen wird aus Torf Kohlen zu brennen. Ich hatte alles mit gröster Klugheit eingeleitet, und wir sahen der Entscheidung jeden Augenblick entgegen. Es verstand sich nemlich, daß wir um es anzufangen eine Summe geben müsten. Har.[denberg] hatte uns nicht geschrieben eben weil er unterhandelte, K[norring] konte uns keine Nachricht geben, weil er sie selbst erst von Har.[denberg] erwartete, so lebten wir in Rom in der grösten Spanung, und in der grausamsten Armuth. Endlich kam Har.[denbergs] Nachricht, welche alle unsere Hoffnungen niederschlug. Zugleich waren wir im eigentlichsten Verstande dem Todhungern preißgegeben, denn ich wuste nicht wie ich von meiner einzigen Freundin dort etwaß fodern solte, da ich zu gut ihre eigne Noth kante worein sie durch die Spanung mit ihrer Fam[3]ilie gerathen war. Noch auch von meinem Freunde dem C[ardinal] da er in denselben Augenblick einen Verlust über den andern erlitt welcher sich nur mit Mühe deken ließ. Dabei kam mir noch die Nachricht das vermöge der Abtretung der preußischen Besitzungen das Gut welches B[ernhardi] besizt an den König von Westphalen gefallen ist, daß also B[ernhardi] nun leicht einen Vorwand finden kan, es zu verkaufen, und so die Kinder auch um ihre künftigen Hoffnungen kommen. Dabei erhielt ich keine Sylbe, keine Spur einer Nachricht aus Berlin, daß wirklich meine Lage verzweiflungsvoll war. Ich faßte also in den Zeitraum von dreien Tagen den Entschluß abzureisen, also war es mir nicht möglich Sie früher zu unterrichten, meine Freunde gaben mir waß sie vermochten, und so reißte ich mit wenigem Gelde, und vielen Empfehlungen hieher. Ich traf in München noch den Bairischen Gesandten an den römischen Hof, den Bischof Häfelin. Er erboth, sich mir zu allen Diensten, wird selbst die nöthigen Erkundigungen von Berlin aus einziehen, und mir hieher alles berichten. Denn ich finde es doch zu grausam das B[ernhardi] mein ganzes Leben vergiftet soll [4] haben, und mir auch nach seinem Tode alle Hoffnungen für die Kinder entziehen darf.
Hier bin ich angekommen, und habe K[norring] wieder gefunden. Ach mein geliebter Bruder wie schwer, wie schmerzlich ist mein Loß, daß ich meine geliebtesten Freunde, so grausam mit in meine Noth verflechten muß. Soll ich es Ihnen sagen welchen Mangel K[norring] hier erduldet hat? Daß er beinahe 3 Monathe bloß von etwaß Obst und Brod gelebt hat, und daß nur seine erstaunlich gesunde Natur dies ertragen konte. Mein Freund mein Bruder, meine ganze Seele lößt sich in Wehmuth auf, wenn ich mein Leben denke.
Hier habe ich es eingesehn das Har.[denberg] ein treuer edler Freund, daß sich so weit seine Kräfte reichen alles von ihm erwarten läßt, nur hat er durch die neuesten Begebenheiten der Welt sehr großen Schaden an seinem Vermögen gelitten. Mein theurer Bruder jezt nun stehen die Sachen so, daß wir fürs erste gar nichts haben, im eigentlichsten Verstande des Worts. K[norring] erwartet zwar jezt sein Einkommen allein wie es sein Vater gewöhnlich abgesendet hat, so glaube ich nicht daß es vor dem December ankomt. Hier kann man sich unglaublich einschränken, und wenn [5] man sein Geld von aussen bezieht, und es in Papier umsezt mit sehr wenigen leben, also ist es recht der Ort um seine Finanzen wieder zu arrangieren. Ich bitte Sie also mein geliebter Freund und Bruder unterstützen Sie uns nur eine kurze Zeit.
Ich lege alle falsche Delikatesse ab, und bitte Sie, mich und meine Kinder, die ja doch Ihrem Herzen nahe angehen, nicht im eigentlichen Verstande dem Erhungern preiß zu geben, in der Zwischenzeit biß sich alles wieder ordnet. Sie glauben nicht wie wenig uns hier helfen kann, wenn Sie 5 L[ouis]dor bahr schiken so ist es uns eine große Summe. Wenn K[norrings] Geld ankomt so wollen wir sogleich die nöthigsten Schulden bezahlen, und einen kleinen Anfang zu dem Kohlenbrennen geben, mit dem Übrigen auf das allereingeschränkteste bis zum Frühling leben, und bis dahin wird Har.[denberg] alle seine besten Kräfte anwenden, und uns gewiß die nöthige Summe verschaffen, um das Geschäft in Gang zu setzen. Wir würden aber noch auf jeden Fall bis im Herbste hier bleiben, um weniger auszugeben, alles zu ordnen, und um manches zu vollenden. Lassen Sie mich, mein geliebter Bruder keine Fehlbitte thun, schieben Sie manche Schulden noch etwaß auf, und unterstützen Sie uns auß allen Kräften. Mein Herz [6] ist auf mannichfache Weise zerrissen so viele Freunde sind abtrünnig geworden daß ich nun zu leicht dem Mistrauen Raum gebe. Von allen Freunden sind nur Sie K[norring] Har[denberg] und der Bruder geblieben. Lassen Sie uns also auch einen recht engen Bund schliessen, und lassen Sie mich den Muth nicht verliehren. Sie selbst scheinen mir Muthloß. Darum mein geliebter Bruder kommen Sie eine Zeit lang zu uns. Verlassen Sie auf einige Zeit Ihre Freundin, sie wird es gewiß leichter zufrieden sein als Sie glauben, denn sie wird es fühlen das der Umgang mit Ihnen, wenn Sie eine Zeit lang abwesend sind den Reiz der Neuheit gewint. Wenn K[norrings] Geld einmal angekommen ist so macht es gar keinen Unterschied wenn Sie bei uns leben. Überhaupt Liebster muß zwischen allen wahren Freunden der Unterschied des Eigenthums aufhöhren, und so hoffe ich für uns alle in der Zukunft eine schöne Existenz.
Wenn Sie hieher kähmen, so könten wir einen sehr schönen Plan ausführen, nemlich eine Art von Zeitschrift in ganz andern Sinne wie bisher zu liefern. K[norring] hat mit unglaublichen Fleiß Hebraeisch Syrisch und Chaldäisch getrieben, und weiß leicht wohl mehr davon als unsere Deutschen [7] Orientalen. Er treibt jezt das Arabische. Ich habe Empfelungen an den Erzbischof von Prag und dessen Neffe ist jezt eben aus Spanien zurückgekommen, und hat die kostbahrsten Arabischen Manuscripte von dort her in Abschrift mitgebracht. Sie sehen also welch ein neuer Zweig der Poesie auf einmal in der Welt bekant sein würde, wenn Sie [uns] nur gehörig unterstützen.
Mein geliebter Bruder, beantworten Sie mir diesen Brief ja sogleich und lassen Sie mich keine Fehlbitte thun, uns zu unterstützen, wie gering die Summen auch sein mögen die Sie entbehren können. Waß in Rom gar nichts währe ist hier sehr viel.
Ich kann nichts mehr hinzufügen, meine Gesundheit ist sehr von der Reise angegriffen, und ich weiß ja doch auch daß Sie in meinen Worten den Geist erkennen, der mit ewig gleicher Treue und Liebe Ihrer Seele ergeben ist. Leben Sie wohl mein treuer geliebter Bruder, und kommen Sie nur einmal wieder zu mir um von ganzem Herzen zu fühlen, mit welcher Liebe, ich ewig die Ihrige bin
S[ophie] Tieck
[8]
[1] Prag den 8ten Octbr [1807]
Ich schreibe Ihnen mein geliebter Freund wohl später, als Sie nach Ihrer treuen Hülfe erwarten durften. Beschuldigen Sie mich deswegen nicht der Undankbarkeit. Mein Gemüth wahr zu sehr zerrüttet als daß ich mich hätte so sehr samlen können, in zusammenhängenden Gedanken zu schreiben. Eben jezt mein geliebter Bruder hat mir Knorring Ihren Brief gebracht, der mich mit unendlichen Schmerzen erfüllt. O mein theurer Freund Sie können es dort in der Ferne nicht begreifen wie tödlich schwer es mein Herz drückt, Sie so müde und Lebenssat[t] zu sehen. Sie schreiben, Sie werden des Lebens nicht mehr froh, und wer verdient es so sehr als Sie ein frohes und beglücktes Leben zu führen.
Ich will Ihnen mein inniggeliebter Bruder so gut es in Briefen geht von allem Rechenschaft geben, obgleich es mir schwer fällt, von vielen und verwikelten Geschäften, die ich alle führen muß in meiner jetzigen Stimmung noch zu schreiben. Sie wissen daß K[norring] nach Deutschland gereißt war, um unsere Geldangelegenheiten in Ordnung zu bringen. Er wolte durch Har.[denbergs] Vermittelung, sich eine so grosse Summe verschaffen, um die Villa Millina kaufen zu können, und wir wolten dan [2] wie wir hoften, mit Ihnen zusammen ein recht freudiges Leben anfangen. Während seiner Abwesenheit that sich mir die Aussicht auf durch Verbindung mit anderen Freunden an einer Spekulation theil zu nehmen welche uns nicht nur allen eine völlig unabhängige Existenz verschaft hätte, sondern in kurzer Zeit in der That uns reich gemacht hätte. Dieses ist nemlich daß man in Rom wie in Paris anfangen wird aus Torf Kohlen zu brennen. Ich hatte alles mit gröster Klugheit eingeleitet, und wir sahen der Entscheidung jeden Augenblick entgegen. Es verstand sich nemlich, daß wir um es anzufangen eine Summe geben müsten. Har.[denberg] hatte uns nicht geschrieben eben weil er unterhandelte, K[norring] konte uns keine Nachricht geben, weil er sie selbst erst von Har.[denberg] erwartete, so lebten wir in Rom in der grösten Spanung, und in der grausamsten Armuth. Endlich kam Har.[denbergs] Nachricht, welche alle unsere Hoffnungen niederschlug. Zugleich waren wir im eigentlichsten Verstande dem Todhungern preißgegeben, denn ich wuste nicht wie ich von meiner einzigen Freundin dort etwaß fodern solte, da ich zu gut ihre eigne Noth kante worein sie durch die Spanung mit ihrer Fam[3]ilie gerathen war. Noch auch von meinem Freunde dem C[ardinal] da er in denselben Augenblick einen Verlust über den andern erlitt welcher sich nur mit Mühe deken ließ. Dabei kam mir noch die Nachricht das vermöge der Abtretung der preußischen Besitzungen das Gut welches B[ernhardi] besizt an den König von Westphalen gefallen ist, daß also B[ernhardi] nun leicht einen Vorwand finden kan, es zu verkaufen, und so die Kinder auch um ihre künftigen Hoffnungen kommen. Dabei erhielt ich keine Sylbe, keine Spur einer Nachricht aus Berlin, daß wirklich meine Lage verzweiflungsvoll war. Ich faßte also in den Zeitraum von dreien Tagen den Entschluß abzureisen, also war es mir nicht möglich Sie früher zu unterrichten, meine Freunde gaben mir waß sie vermochten, und so reißte ich mit wenigem Gelde, und vielen Empfehlungen hieher. Ich traf in München noch den Bairischen Gesandten an den römischen Hof, den Bischof Häfelin. Er erboth, sich mir zu allen Diensten, wird selbst die nöthigen Erkundigungen von Berlin aus einziehen, und mir hieher alles berichten. Denn ich finde es doch zu grausam das B[ernhardi] mein ganzes Leben vergiftet soll [4] haben, und mir auch nach seinem Tode alle Hoffnungen für die Kinder entziehen darf.
Hier bin ich angekommen, und habe K[norring] wieder gefunden. Ach mein geliebter Bruder wie schwer, wie schmerzlich ist mein Loß, daß ich meine geliebtesten Freunde, so grausam mit in meine Noth verflechten muß. Soll ich es Ihnen sagen welchen Mangel K[norring] hier erduldet hat? Daß er beinahe 3 Monathe bloß von etwaß Obst und Brod gelebt hat, und daß nur seine erstaunlich gesunde Natur dies ertragen konte. Mein Freund mein Bruder, meine ganze Seele lößt sich in Wehmuth auf, wenn ich mein Leben denke.
Hier habe ich es eingesehn das Har.[denberg] ein treuer edler Freund, daß sich so weit seine Kräfte reichen alles von ihm erwarten läßt, nur hat er durch die neuesten Begebenheiten der Welt sehr großen Schaden an seinem Vermögen gelitten. Mein theurer Bruder jezt nun stehen die Sachen so, daß wir fürs erste gar nichts haben, im eigentlichsten Verstande des Worts. K[norring] erwartet zwar jezt sein Einkommen allein wie es sein Vater gewöhnlich abgesendet hat, so glaube ich nicht daß es vor dem December ankomt. Hier kann man sich unglaublich einschränken, und wenn [5] man sein Geld von aussen bezieht, und es in Papier umsezt mit sehr wenigen leben, also ist es recht der Ort um seine Finanzen wieder zu arrangieren. Ich bitte Sie also mein geliebter Freund und Bruder unterstützen Sie uns nur eine kurze Zeit.
Ich lege alle falsche Delikatesse ab, und bitte Sie, mich und meine Kinder, die ja doch Ihrem Herzen nahe angehen, nicht im eigentlichen Verstande dem Erhungern preiß zu geben, in der Zwischenzeit biß sich alles wieder ordnet. Sie glauben nicht wie wenig uns hier helfen kann, wenn Sie 5 L[ouis]dor bahr schiken so ist es uns eine große Summe. Wenn K[norrings] Geld ankomt so wollen wir sogleich die nöthigsten Schulden bezahlen, und einen kleinen Anfang zu dem Kohlenbrennen geben, mit dem Übrigen auf das allereingeschränkteste bis zum Frühling leben, und bis dahin wird Har.[denberg] alle seine besten Kräfte anwenden, und uns gewiß die nöthige Summe verschaffen, um das Geschäft in Gang zu setzen. Wir würden aber noch auf jeden Fall bis im Herbste hier bleiben, um weniger auszugeben, alles zu ordnen, und um manches zu vollenden. Lassen Sie mich, mein geliebter Bruder keine Fehlbitte thun, schieben Sie manche Schulden noch etwaß auf, und unterstützen Sie uns auß allen Kräften. Mein Herz [6] ist auf mannichfache Weise zerrissen so viele Freunde sind abtrünnig geworden daß ich nun zu leicht dem Mistrauen Raum gebe. Von allen Freunden sind nur Sie K[norring] Har[denberg] und der Bruder geblieben. Lassen Sie uns also auch einen recht engen Bund schliessen, und lassen Sie mich den Muth nicht verliehren. Sie selbst scheinen mir Muthloß. Darum mein geliebter Bruder kommen Sie eine Zeit lang zu uns. Verlassen Sie auf einige Zeit Ihre Freundin, sie wird es gewiß leichter zufrieden sein als Sie glauben, denn sie wird es fühlen das der Umgang mit Ihnen, wenn Sie eine Zeit lang abwesend sind den Reiz der Neuheit gewint. Wenn K[norrings] Geld einmal angekommen ist so macht es gar keinen Unterschied wenn Sie bei uns leben. Überhaupt Liebster muß zwischen allen wahren Freunden der Unterschied des Eigenthums aufhöhren, und so hoffe ich für uns alle in der Zukunft eine schöne Existenz.
Wenn Sie hieher kähmen, so könten wir einen sehr schönen Plan ausführen, nemlich eine Art von Zeitschrift in ganz andern Sinne wie bisher zu liefern. K[norring] hat mit unglaublichen Fleiß Hebraeisch Syrisch und Chaldäisch getrieben, und weiß leicht wohl mehr davon als unsere Deutschen [7] Orientalen. Er treibt jezt das Arabische. Ich habe Empfelungen an den Erzbischof von Prag und dessen Neffe ist jezt eben aus Spanien zurückgekommen, und hat die kostbahrsten Arabischen Manuscripte von dort her in Abschrift mitgebracht. Sie sehen also welch ein neuer Zweig der Poesie auf einmal in der Welt bekant sein würde, wenn Sie [uns] nur gehörig unterstützen.
Mein geliebter Bruder, beantworten Sie mir diesen Brief ja sogleich und lassen Sie mich keine Fehlbitte thun, uns zu unterstützen, wie gering die Summen auch sein mögen die Sie entbehren können. Waß in Rom gar nichts währe ist hier sehr viel.
Ich kann nichts mehr hinzufügen, meine Gesundheit ist sehr von der Reise angegriffen, und ich weiß ja doch auch daß Sie in meinen Worten den Geist erkennen, der mit ewig gleicher Treue und Liebe Ihrer Seele ergeben ist. Leben Sie wohl mein treuer geliebter Bruder, und kommen Sie nur einmal wieder zu mir um von ganzem Herzen zu fühlen, mit welcher Liebe, ich ewig die Ihrige bin
S[ophie] Tieck
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