• August Wilhelm von Schlegel to Maria Löbel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 03.11.1820
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Maria Löbel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 03.11.1820
    Printed Text
  • Bibliography: „Meine liebe Marie“ ‒ „Werthester Herr Professor“. Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm von Schlegel und seiner Haushälterin Maria Löbel. Hg. v. Ralf Georg Czapla und Franca Victoria Schankweiler. Bonn 2012, S. 28‒29.
  • Incipit: „[1] Paris d. 3ten November 1820 Freytag Morgens
    Meine liebe Marie, ich bin vorigen Sonntag Nachmittag gesund und wohlbehalten hier angekommen, und [...]“
    Manuscript
  • Provider: Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg
  • Classification Number: MS.2.882, 51
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Paris d. 3ten November 1820 Freytag Morgens
Meine liebe Marie, ich bin vorigen Sonntag Nachmittag gesund und wohlbehalten hier angekommen, und von meinen Freunden mit herzlicher Freude empfangen worden. Ich habe Ihnen von Brüssel aus geschrieben, ich hoffe, daß es Ihnen richtig zugekommen ist. Von Ihnen habe ich noch keinen Brief gehabt, mich verlangt recht sehnlich darnach, besonders wünsche ich zu erfahren, daß Sie sich wohl befinden, und daß die Verletzung am Beine bald geheilt worden ist. Ich habe hier in Geschäften und Besuchen schon viel umher laufen müssen. Die Bewegung der Reise und diese Lebensart sind mir sehr gut bekommen, und alle meine Bekannten finden, daß ich stärker geworden bin, und wohler aussehe als sonst. 2 unleserliche Zeilen. Ich wohne nicht bey meinen Freunden, aber ganz in der Nachbarschaft, ich frühstücke und speise meistens bey Ihnen ihnen, und werde auch sonst viel zu Gaste geladen werden. Nun muß ich aber anfangen viel zu studiren und zu arbeiten, wozu ich bis jetzt noch wenig habe kommen können, theils wegen der anfänglichen Zerstreuungen, theils weil ich mit meiner Einrichtung noch nicht ganz in Ordnung bin. Ich soll in demselben Hause bessere Zimmer bekommen, und diese haben immer noch nicht ausgeräumt werden können. Endlich soll es heute geschehen.
In der Eile und Verwirrung bey meiner Abreise habe ich wohl nicht deutlich genug gesagt, was alles mit eingepackt werden sollte; [2] es ist verschiedenes zurückgeblieben, was mir zu haben nützlich gewesen wäre, unter andern die mit Taft besetzten Camisöler, außer das was ich anhatte, und die weißen Piqué-Westen. Diese sind ja keine Sommertracht, sondern man trägt sie in allen Jahrszeiten, wenn man in Gesellschaft geht. Ich habe mir daher viere müssen machen lassen, dieß war das wenigste, womit ich aus kommen konnte. Es ist kein großer Schade, ich werde nachher auf desto längere Zeit damit versehen seyn. Überhaupt habe ich verschiedene Kleidungsstücke bestellt: ich hatte es bis zu meiner Ankunft hier verschoben. Man bezahlt hier etwas theurer, dagegen werden die Sachen besser zugeschnitten, und die Zeuge sind feiner und haltbarer. Wenn ich zurück komme, werde ich lange Zeit nichts neues anzuschaffen nöthig haben.
Bey dem Zuschneiden der leinenen Hemden bitte ich darauf zu achten, daß das He die hintere Seite nicht zu kurz ausfällt; denn es wäre doch möglich daß Sie mir als Tagehemden nicht gefielen, und daß ich sie zu Nachthemden brauchen möchte.
So nützlich, unterhaltend und angenehm mir auch mein hiesiger Aufenthalt ist, so kann ich doch meine häusliche Bequemlichkeit nicht so haben, wie in Bonn, und Sie, meine liebe Marie, fehlen mir zu allen Stunden. Ich werde die Zeit recht zu benutzen suchen, um nachher desto ruhiger zu Hause bleiben zu können.
Leben Sie recht wohl, meine liebe Marie, und schreiben Sie mir recht oft und viel, es wird mir immer große Freude machen.
AWvSchlegel
[1] Paris d. 3ten November 1820 Freytag Morgens
Meine liebe Marie, ich bin vorigen Sonntag Nachmittag gesund und wohlbehalten hier angekommen, und von meinen Freunden mit herzlicher Freude empfangen worden. Ich habe Ihnen von Brüssel aus geschrieben, ich hoffe, daß es Ihnen richtig zugekommen ist. Von Ihnen habe ich noch keinen Brief gehabt, mich verlangt recht sehnlich darnach, besonders wünsche ich zu erfahren, daß Sie sich wohl befinden, und daß die Verletzung am Beine bald geheilt worden ist. Ich habe hier in Geschäften und Besuchen schon viel umher laufen müssen. Die Bewegung der Reise und diese Lebensart sind mir sehr gut bekommen, und alle meine Bekannten finden, daß ich stärker geworden bin, und wohler aussehe als sonst. 2 unleserliche Zeilen. Ich wohne nicht bey meinen Freunden, aber ganz in der Nachbarschaft, ich frühstücke und speise meistens bey Ihnen ihnen, und werde auch sonst viel zu Gaste geladen werden. Nun muß ich aber anfangen viel zu studiren und zu arbeiten, wozu ich bis jetzt noch wenig habe kommen können, theils wegen der anfänglichen Zerstreuungen, theils weil ich mit meiner Einrichtung noch nicht ganz in Ordnung bin. Ich soll in demselben Hause bessere Zimmer bekommen, und diese haben immer noch nicht ausgeräumt werden können. Endlich soll es heute geschehen.
In der Eile und Verwirrung bey meiner Abreise habe ich wohl nicht deutlich genug gesagt, was alles mit eingepackt werden sollte; [2] es ist verschiedenes zurückgeblieben, was mir zu haben nützlich gewesen wäre, unter andern die mit Taft besetzten Camisöler, außer das was ich anhatte, und die weißen Piqué-Westen. Diese sind ja keine Sommertracht, sondern man trägt sie in allen Jahrszeiten, wenn man in Gesellschaft geht. Ich habe mir daher viere müssen machen lassen, dieß war das wenigste, womit ich aus kommen konnte. Es ist kein großer Schade, ich werde nachher auf desto längere Zeit damit versehen seyn. Überhaupt habe ich verschiedene Kleidungsstücke bestellt: ich hatte es bis zu meiner Ankunft hier verschoben. Man bezahlt hier etwas theurer, dagegen werden die Sachen besser zugeschnitten, und die Zeuge sind feiner und haltbarer. Wenn ich zurück komme, werde ich lange Zeit nichts neues anzuschaffen nöthig haben.
Bey dem Zuschneiden der leinenen Hemden bitte ich darauf zu achten, daß das He die hintere Seite nicht zu kurz ausfällt; denn es wäre doch möglich daß Sie mir als Tagehemden nicht gefielen, und daß ich sie zu Nachthemden brauchen möchte.
So nützlich, unterhaltend und angenehm mir auch mein hiesiger Aufenthalt ist, so kann ich doch meine häusliche Bequemlichkeit nicht so haben, wie in Bonn, und Sie, meine liebe Marie, fehlen mir zu allen Stunden. Ich werde die Zeit recht zu benutzen suchen, um nachher desto ruhiger zu Hause bleiben zu können.
Leben Sie recht wohl, meine liebe Marie, und schreiben Sie mir recht oft und viel, es wird mir immer große Freude machen.
AWvSchlegel
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