• August Wilhelm von Schlegel to Maria Löbel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 07.11.1831
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Maria Löbel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 07.11.1831
    Printed Text
  • Bibliography: „Meine liebe Marie“ ‒ „Werthester Herr Professor“. Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm von Schlegel und seiner Haushälterin Maria Löbel. Hg. v. Ralf Georg Czapla und Franca Victoria Schankweiler. Bonn 2012, S. 80‒81.
  • Incipit: „[1] Paris d. 7ten Nov. 31.
    Meine liebe Marie,
    Heute habe ich zu meiner großen Freude Ihren Brief vom 2ten Nov. empfangen; der [...]“
    Manuscript
  • Provider: Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg
  • Classification Number: MS.2.882, 85
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbla., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Paris d. 7ten Nov. 31.
Meine liebe Marie,
Heute habe ich zu meiner großen Freude Ihren Brief vom 2ten Nov. empfangen; der vorige war vom 13ten October. Sie haben also 20 Tage verstreichen lassen, ohne zu schreiben: das ist viel zu lange, u wenn ich nicht mittlerweile einen Brief von Hrn. Lassen gehabt hätte, so würde ich ganz unruhig geworden seyn. Schreiben Sie mir doch ja recht oft, ich will es auch nicht daran fehlen lassen.
Wiewohl ich hier ungemein angenehm lebe, so hängt mir doch das Herz immer nach Hause.
Lassen Sie ja alles auf das sauberste fertig mahlen, auch die Mahagony-Möbeln die es nöthig haben neu poliren; die Sophaʼs, Spiegeltische, Stühle u. so w. das Postament unter meiner Büste nicht zu vergessen. Ich hätte gemeynt, der Speisetisch brauchte nur mit Oel abgerieben zu werden, da er schon die schöne dunkle Farbe angenommen hat. – Ihr eigenes Zimmer lassen Sie ganz nach Ihrem Wunsch einrichten. Sie sollten auch Winterfenster dafür machen lassen. Wie weit ist es mit der Ausmeublirung der oberen Zimmer?
Ihr Brief ist heute noch durch Essig gezogen angekommen, mit dem 8ten Nov. wird aber, so viel ich weiß der Cordon u die Sperre an der französischen Gränze ganz ein Ende nehmen. Sie möchten mir also so bald wie möglich meinen Staatsrock schicken: das heißt Rock, Weste, die beiden Hemden u Halstücherbinden; aber nicht den Degen u Klapphut. Das Packet müßte sehr sorgfältig ver[2]wahrt, u außen in Wachsleinwand eingenäht werden. Darauf zu schreiben wäre: Vieux effets dʼhabillement. Bis an die französische Gränze wird es mit dem Güterwagen gehen können. Sprechen Sie doch mit der Frau Hofagentin Wolff: Diese hat ja Verwandte in Nancy, u hat also gewiß oft Packete nach Frankreich gefördert:
Ich habe mir schon dreimal hier eine Hofkleidung miethen, u jedesmal 20 Franken bezahlen müssen. Aufs wenigste muß ich doch noch einmal zum Abschiede an den Hof gehen. Auch brauche d ich den Anzug in London, wenn ich dem Könige vorgestellt werde.
Wann ich nach England reisen werden, kann ich noch nicht sagen: ich muß einen günstigeren Zeitpunkt abwarten.
Nächstens will ich an den Herrn Hofagenten schreiben, um ihm für sein Empfehlungsschreiben an das Haus Rothschild zu danken, welches mir viele Artigkeiten erweist. Ich bin gegen das Ende der Woche sowohl bei dem Baron von Rothschild als bei seiner Schwiegermutter eingeladen.
Überhaupt speise ich immer zu Gaste; täglich beim Herzog von Broglie auf die ungezwungenste Weise, meistens im Familienkreise. Ich will Ihnen doch zum Spaße die sonstigen Einladungen hersetzen. Beim Könige – beim Österreichischen, Russischen, Englischen und Preußischen Gesandten; bei dem letzten zweimal; bei der Baronin Salomon Rothschild auf dem Lande – beim Baron Gérard, dem berühmten Mahler auf dem Lande – bei dem ersten Staatsminister [3] Casimir Perier[bei der Gräfin Rumford –] beim Baron von Humboldt – bei Hrn Michel Beer – bei Hrn. Guizot, ehemaligen Minister, – bei dem Staatsrath Cuvier, berühmtem Gelehrten – heute bei dem Herzog Decazes, ehemaligem ersten Minister. – u. so weiter.
Meine Hauptausgabe sind die Miethwagen. Ich habe des Cabriolets abgeschworen, weil ich mehrere unangenehme Vorfälle damit gehabt, u zuletzt einen Sturz auf das Steinpflaster hinaus gethan, wo ich mich glücklich preisen mußte, mit blauen Flecken davon zu kommen. Die Fiaker sind schmutzig u mir nicht anständig, sie dürfen auch nicht in die Höfe hineinfahren, u es läuft doch ziemlich ins Geld, wenn man sie lange stehen läßt. Eine Kutsche monatsweise zu miethen ist etwas wohlfeiler als wenn man sie auf einzelne Tage nimmt. Das habe ich ich denn auch einen Monat lang gethan, um erst die ganze Runde von Besuchen u Spazierfahrten zu machen. Jetzt nehme ich eine Kutsche nur auf einzelne Tage, wenn es nothwendig ist.
Wie steht es denn mit meinen Pferden? Hat Hr. Forstheim sie noch immer im Gebrauch?
Nun leben Sie recht wohl, meine liebe Marie. Pflegen Sie ihre Gesundheit nur recht u lassen Sie sich nichts abgehen. Schreiben Sie mir bald wieder
Ihr treugesinnter
AWv Schlegel
Man hat mir ein artiges Musik-Kästchen von Schildpat geschenkt. Das will ich Ihnen mitbringen. Sonst hätten Sie wohl am liebsten eine hübsche Uhr?
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[1] Paris d. 7ten Nov. 31.
Meine liebe Marie,
Heute habe ich zu meiner großen Freude Ihren Brief vom 2ten Nov. empfangen; der vorige war vom 13ten October. Sie haben also 20 Tage verstreichen lassen, ohne zu schreiben: das ist viel zu lange, u wenn ich nicht mittlerweile einen Brief von Hrn. Lassen gehabt hätte, so würde ich ganz unruhig geworden seyn. Schreiben Sie mir doch ja recht oft, ich will es auch nicht daran fehlen lassen.
Wiewohl ich hier ungemein angenehm lebe, so hängt mir doch das Herz immer nach Hause.
Lassen Sie ja alles auf das sauberste fertig mahlen, auch die Mahagony-Möbeln die es nöthig haben neu poliren; die Sophaʼs, Spiegeltische, Stühle u. so w. das Postament unter meiner Büste nicht zu vergessen. Ich hätte gemeynt, der Speisetisch brauchte nur mit Oel abgerieben zu werden, da er schon die schöne dunkle Farbe angenommen hat. – Ihr eigenes Zimmer lassen Sie ganz nach Ihrem Wunsch einrichten. Sie sollten auch Winterfenster dafür machen lassen. Wie weit ist es mit der Ausmeublirung der oberen Zimmer?
Ihr Brief ist heute noch durch Essig gezogen angekommen, mit dem 8ten Nov. wird aber, so viel ich weiß der Cordon u die Sperre an der französischen Gränze ganz ein Ende nehmen. Sie möchten mir also so bald wie möglich meinen Staatsrock schicken: das heißt Rock, Weste, die beiden Hemden u Halstücherbinden; aber nicht den Degen u Klapphut. Das Packet müßte sehr sorgfältig ver[2]wahrt, u außen in Wachsleinwand eingenäht werden. Darauf zu schreiben wäre: Vieux effets dʼhabillement. Bis an die französische Gränze wird es mit dem Güterwagen gehen können. Sprechen Sie doch mit der Frau Hofagentin Wolff: Diese hat ja Verwandte in Nancy, u hat also gewiß oft Packete nach Frankreich gefördert:
Ich habe mir schon dreimal hier eine Hofkleidung miethen, u jedesmal 20 Franken bezahlen müssen. Aufs wenigste muß ich doch noch einmal zum Abschiede an den Hof gehen. Auch brauche d ich den Anzug in London, wenn ich dem Könige vorgestellt werde.
Wann ich nach England reisen werden, kann ich noch nicht sagen: ich muß einen günstigeren Zeitpunkt abwarten.
Nächstens will ich an den Herrn Hofagenten schreiben, um ihm für sein Empfehlungsschreiben an das Haus Rothschild zu danken, welches mir viele Artigkeiten erweist. Ich bin gegen das Ende der Woche sowohl bei dem Baron von Rothschild als bei seiner Schwiegermutter eingeladen.
Überhaupt speise ich immer zu Gaste; täglich beim Herzog von Broglie auf die ungezwungenste Weise, meistens im Familienkreise. Ich will Ihnen doch zum Spaße die sonstigen Einladungen hersetzen. Beim Könige – beim Österreichischen, Russischen, Englischen und Preußischen Gesandten; bei dem letzten zweimal; bei der Baronin Salomon Rothschild auf dem Lande – beim Baron Gérard, dem berühmten Mahler auf dem Lande – bei dem ersten Staatsminister [3] Casimir Perier[bei der Gräfin Rumford –] beim Baron von Humboldt – bei Hrn Michel Beer – bei Hrn. Guizot, ehemaligen Minister, – bei dem Staatsrath Cuvier, berühmtem Gelehrten – heute bei dem Herzog Decazes, ehemaligem ersten Minister. – u. so weiter.
Meine Hauptausgabe sind die Miethwagen. Ich habe des Cabriolets abgeschworen, weil ich mehrere unangenehme Vorfälle damit gehabt, u zuletzt einen Sturz auf das Steinpflaster hinaus gethan, wo ich mich glücklich preisen mußte, mit blauen Flecken davon zu kommen. Die Fiaker sind schmutzig u mir nicht anständig, sie dürfen auch nicht in die Höfe hineinfahren, u es läuft doch ziemlich ins Geld, wenn man sie lange stehen läßt. Eine Kutsche monatsweise zu miethen ist etwas wohlfeiler als wenn man sie auf einzelne Tage nimmt. Das habe ich ich denn auch einen Monat lang gethan, um erst die ganze Runde von Besuchen u Spazierfahrten zu machen. Jetzt nehme ich eine Kutsche nur auf einzelne Tage, wenn es nothwendig ist.
Wie steht es denn mit meinen Pferden? Hat Hr. Forstheim sie noch immer im Gebrauch?
Nun leben Sie recht wohl, meine liebe Marie. Pflegen Sie ihre Gesundheit nur recht u lassen Sie sich nichts abgehen. Schreiben Sie mir bald wieder
Ihr treugesinnter
AWv Schlegel
Man hat mir ein artiges Musik-Kästchen von Schildpat geschenkt. Das will ich Ihnen mitbringen. Sonst hätten Sie wohl am liebsten eine hübsche Uhr?
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