• August Wilhelm von Schlegel to August Wilhelm Iffland

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Berlin · Date: 03.04.1802
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm Iffland
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 03.04.1802
  • Notations: Empfangsort erschlossen. Unvollständiger Druck.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 366540181
  • Bibliography: Dingelstedt, Franz: Johann Valentin Teichmanns Literarischer Nachlaß. Stuttgart 1863, S. 278‒280.
  • Incipit: „[1] Da Ew. Wohlgeboren sich in Ihrem Schreiben vom 4. März äußerten, meinen Vorschlägen über die Einrichtung der Scene beym Jon [...]“
    Manuscript
  • Provider: Berlin, Landesarchiv
  • Classification Number: A. Rep. 167, Akte 17
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl.
    Language
  • German
[1] Da Ew. Wohlgeboren sich in Ihrem Schreiben vom 4. März äußerten, meinen Vorschlägen über die Einrichtung der Scene beym Jon Einfluß verstatten zu wollen, so glaubte ich, eine Zeichnung würde meine Gedanken deutlicher machen, als alle Beschreibungen, und sprach deßhalb mit einem Freunde, der ein sehr gelehrter und scharfsinniger Architekt ist. Dieser hat weit mehr gethan, als ich irgend wünschen konnte, und nicht blos einen skizzirten Entwurf, sondern ein genau ausgeführtes Bild geliefert, bey welchem nun nichts weiter zu thun übrig bleibt, als die Ausführung im Großen.
Es haben sich mehre Künstler aus Gefälligkeit für mich beeifert, den Jon auf das schönste auszustatten. Die Bäume und die Ferne auf der Decoration sind von einem sehr geschätzten Landschaftmahler colorirt, das Basrelief für das Fronton auf einem besondern Blatte rührt von einem einsichtsvollen Bildhauer her
Sie werden die Meisterhand in der ganzen Erfindung und Anordnung, in dem reinen architektonischen Styl, endlich in der Beleuchtung und Haltung des Ganzen der Decoration leicht erkennen. Sie ist nicht nur durchaus richtig und in sich selbst zusammenhängend, welches schon ein seltnes Verdienst ist, sondern gewährt einen vollkommen schönen pittoresken Anblick, und steht durchgängig [2] in der bedeutungsvollsten Beziehung auf das Drama, so daß sie dessen Handlung mit Klarheit zu exponiren viel beytragen wird, in welcher Hinsicht ich Ihrer Aufmerksamkeit die beygefügten Bemerkungen empfehle. Da die Scene im Jon unverändert bleibt, so ist ihre Ausschmückung allerdings von großer Wichtigkeit; desto weniger Schwierigkeit macht es aber auch, die nöthigen Vorkehrungen zu treffen. Das Eigenthum der Zeichnungen behalte ich mir natürlicher Weise vor, und erbitte sie mir daher nach gemachtem Gebrauche wieder zurück.
Es erfolgen hiebei noch Zeichnungen von der Leyer, dem Blumenkorbe, und der Wiege des Jon. Die Costüms, welche Herr Pauly jetzt eben nach meinem Wunsche mir mitzutheilen die Güte gehabt hat, werde ich ihm baldigst wieder zustellen. Sie sind für den Zweck hinreichend, da die Farben wenigstens treuer beybehalten sind, als auf den äußerst schlechten Kupferstichen im Modejournal, wiewohl in Ansehung der Zeichnung nur schlechte Copieen von dem Weimarschen Theater übergebenen Originalen. Der Zeichner von diesen wird sich noch etwa 14 Tage hier aufhalten, und gern bereit seyn, falls über den Schnitt der Kleider und die Art sie anzulegen Zweifel entstehen sollten, seinen Rath zu ertheilen.
Herr Kapellmeister Reichardt hat mir gesagt, er habe bey Durchlesung des Manuscripts verschiedne den Sinn [3] entstellende Schreibfehler bemerkt; ich wünschte daher wohl, es zur Durchsicht zu bekommen, um diese wegzunehmen, wie auch um ein paar veränderte Lesearten, die von Goethe herrühren, und die ich gern aufnehme, einzurücken.
Was vorzunehmende Abkürzungen betrifft, so würden sich in der langen Erzählung des Xuthus etwa 20 Verse ohne Schaden des Zusammenhanges streichen lassen, doch würde ich sehr ungern daran gehen, da diese Rede gerade Ihrem Vortrage anheim fällt und also gewiß mit Klarheit und Nachdruck ausgestattet wird. Der Monolog der Kreusa würde auch allenfalls um eben soviel zu kürzen seyn, allein ich glaube, man würde dadurch der Kunst der Schauspielerinn zu nahe treten, die sich hier in dem Wechsel der Leidenschaften entfalten kann.
Falls Sie nicht selbst eine Lesung des ganzen Stücks vor den Mitspielenden übernehmen wollen, so erbiete ich mich dazu. Vielleicht könnte es besonders in Hinsicht auf die in ungewohnten Sylbenmaßen geschriebenen Stellen von einigem Nutzen seyn.
Ich habe die Ehre mit vollkommenster Hochachtung zu seyn
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
A. W. Schlegel.
Berlin den 3. April 1802.
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[1] Da Ew. Wohlgeboren sich in Ihrem Schreiben vom 4. März äußerten, meinen Vorschlägen über die Einrichtung der Scene beym Jon Einfluß verstatten zu wollen, so glaubte ich, eine Zeichnung würde meine Gedanken deutlicher machen, als alle Beschreibungen, und sprach deßhalb mit einem Freunde, der ein sehr gelehrter und scharfsinniger Architekt ist. Dieser hat weit mehr gethan, als ich irgend wünschen konnte, und nicht blos einen skizzirten Entwurf, sondern ein genau ausgeführtes Bild geliefert, bey welchem nun nichts weiter zu thun übrig bleibt, als die Ausführung im Großen.
Es haben sich mehre Künstler aus Gefälligkeit für mich beeifert, den Jon auf das schönste auszustatten. Die Bäume und die Ferne auf der Decoration sind von einem sehr geschätzten Landschaftmahler colorirt, das Basrelief für das Fronton auf einem besondern Blatte rührt von einem einsichtsvollen Bildhauer her
Sie werden die Meisterhand in der ganzen Erfindung und Anordnung, in dem reinen architektonischen Styl, endlich in der Beleuchtung und Haltung des Ganzen der Decoration leicht erkennen. Sie ist nicht nur durchaus richtig und in sich selbst zusammenhängend, welches schon ein seltnes Verdienst ist, sondern gewährt einen vollkommen schönen pittoresken Anblick, und steht durchgängig [2] in der bedeutungsvollsten Beziehung auf das Drama, so daß sie dessen Handlung mit Klarheit zu exponiren viel beytragen wird, in welcher Hinsicht ich Ihrer Aufmerksamkeit die beygefügten Bemerkungen empfehle. Da die Scene im Jon unverändert bleibt, so ist ihre Ausschmückung allerdings von großer Wichtigkeit; desto weniger Schwierigkeit macht es aber auch, die nöthigen Vorkehrungen zu treffen. Das Eigenthum der Zeichnungen behalte ich mir natürlicher Weise vor, und erbitte sie mir daher nach gemachtem Gebrauche wieder zurück.
Es erfolgen hiebei noch Zeichnungen von der Leyer, dem Blumenkorbe, und der Wiege des Jon. Die Costüms, welche Herr Pauly jetzt eben nach meinem Wunsche mir mitzutheilen die Güte gehabt hat, werde ich ihm baldigst wieder zustellen. Sie sind für den Zweck hinreichend, da die Farben wenigstens treuer beybehalten sind, als auf den äußerst schlechten Kupferstichen im Modejournal, wiewohl in Ansehung der Zeichnung nur schlechte Copieen von dem Weimarschen Theater übergebenen Originalen. Der Zeichner von diesen wird sich noch etwa 14 Tage hier aufhalten, und gern bereit seyn, falls über den Schnitt der Kleider und die Art sie anzulegen Zweifel entstehen sollten, seinen Rath zu ertheilen.
Herr Kapellmeister Reichardt hat mir gesagt, er habe bey Durchlesung des Manuscripts verschiedne den Sinn [3] entstellende Schreibfehler bemerkt; ich wünschte daher wohl, es zur Durchsicht zu bekommen, um diese wegzunehmen, wie auch um ein paar veränderte Lesearten, die von Goethe herrühren, und die ich gern aufnehme, einzurücken.
Was vorzunehmende Abkürzungen betrifft, so würden sich in der langen Erzählung des Xuthus etwa 20 Verse ohne Schaden des Zusammenhanges streichen lassen, doch würde ich sehr ungern daran gehen, da diese Rede gerade Ihrem Vortrage anheim fällt und also gewiß mit Klarheit und Nachdruck ausgestattet wird. Der Monolog der Kreusa würde auch allenfalls um eben soviel zu kürzen seyn, allein ich glaube, man würde dadurch der Kunst der Schauspielerinn zu nahe treten, die sich hier in dem Wechsel der Leidenschaften entfalten kann.
Falls Sie nicht selbst eine Lesung des ganzen Stücks vor den Mitspielenden übernehmen wollen, so erbiete ich mich dazu. Vielleicht könnte es besonders in Hinsicht auf die in ungewohnten Sylbenmaßen geschriebenen Stellen von einigem Nutzen seyn.
Ich habe die Ehre mit vollkommenster Hochachtung zu seyn
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
A. W. Schlegel.
Berlin den 3. April 1802.
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