• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Braunschweig · Date: 02.02.1801
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Braunschweig
  • Date: 02.02.1801
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 226‒228.
  • Incipit: „[1] Jena den 2ten Febr 1801
    Es ist schon spät und ich werde also flüchtig schreiben müssen, damit Du wenigstens von einigem [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.161
  • Number of Pages: 8S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,5 x 11,5 cm
    Language
  • German
[1] Jena den 2ten Febr 1801
Es ist schon spät und ich werde also flüchtig schreiben müssen, damit Du wenigstens von einigem nothdürftige Nachricht erhältst.
Sehr gern will ich die Redact[ion] der Kritiken übernehmen und Dir mit nächstem die A[llgemeinen] L[itteratur] Z [eitungs] Stücke wie Du verlangst schicken. Desgleichen sollen auch die Geldgeschäfte pünktlich besorgt werden, worüber mit jener Sendung; ob gleich jetzt einige Ebbe in unserer Casse ist, so erwarten wir doch mit jeder Post frischen Vorrath. Kleine Rechnungen sind von dem Buchbinder, von Fiedler und Schreiber eingereicht. Der letzte hat etwas für den Prof[essor] Wiedemann gemacht und war ungewiß ob er es von Dir oder von Hufelands erhalten würde; Caroline hätte ihm anfangs gesagt, sie wolle [2] es bezahlen. Sey also so gütig diese darum zu befragen. Ich werde die Post auf einen besondern Zettel schreiben lassen. – Empfiehl mich Carol[inen] und sage ihr ich würde Ihren Brief umständlich beantworten so bald ich nur irgend Zeit habe.
Fünf Bogen der Kritiken sind gedruckt; ich habe meine so geordnet: Woldemar, Rec[ension] des philos[ophischen] Journals, Forster, Meister, Lessing – In diesem zum Beschluß die Auswahl meiner kritischen Fragmente, etwa 2½ Bogen, und die Elegie, das übrige denke ich so in der Art auszufüllen wie in dem Versuch über die Unverständlichkeit.
[3] Die Auswahl von Fragm[enten] soll sich einigermaßen auf Lessing beziehen als Todtenopfer für diesen –
Alles bezieht sich auf Litteratur, Kritik, Polemik, Witz und Philosophie. Die besten nur in jenen Beziehungen[,] alle moralischen oder mehr mystischen bleiben zurück. Ich habe nur ganz Verständlichgesagte gewählt und immer die witzigen besonders vorgezogen[.] Ich hoffe Du wirst zufrieden seyn[.] Hoffentlich auch damit, daß meine für sich in dem Lessing stehn sollen. – Man muß immer abwechseln. Da nun in dem Athen[aeum] unsre Fr[agmente] gemischt waren, so ist es schon der Neuheit wegen rathsam [4] jetzt zu trennen. Du wirst wahrscheinlich viel mehr haben, da sich Bruchstücke die Menge in den Recens[ionen] finden werden, die Du nicht ganz aufnehmen kannst[.] Die artistischen wäre es wohl Schade nicht für die Gemählde nämlich eine künftige Ausgabe derselben zurücklassen. Aber für alle kritischen ohne Ausnahme möchte ich stimmen.
Die Elegie ist 65 Distichen lang, für einen ersten Versuch ist es also schon ziemlich viel. Aber freylich darf ich Deine nicht lesen, wenn [5] diese mit der ich sonst ziemlich zufrieden bin, noch Sprache und Rhythmus für mein Ohr haben soll. –
Gewiß hätte ich sie für den Allmanach zurückgelegt, aber da sie gelehrt ist, so bewog mich dieß. Mich dünkt, ihr würdet in dieser Rücksicht nicht leicht zu behutsam seyn können. Ich habe desfalls sogar zwey Kleinigkeiten an Seckendorf und Vermehren gegeben damit nur ja durchaus nichts Litterarisches in Euer Taschenbuch kommt. – Außer einigen subjektiven Gedichten und Kleinigkeiten, werde ich Dir die Abendröthe geben, wenn Du Sie brauchen kannst. Da ich entschlossen bin die Luc[inde] in dem 2ten Theil ganz zu endigen, so muß ich es fast schon des Raumes wegen, aber auch in andrer Rücksicht ist es nothwendig geworden diese Aenderung in der Construction zuvorzunehmen. Freylich [6] wird sie in der Folge ihre Stelle in der Luc[inde] finden, in der zweyten Ausgabe. Da zu dieser aber unter 3 Jahren eben keine Aussicht, so macht das wohl kein Hinderniß.
Du erinnerst Dich vielleicht noch der Sonette an Apollo und Diana Ephes[ina]? Ich habe eins an die Isis hinzugenommen, andere an Cybele u.s.w. sind unterwegs, bis es ein kleiner Cyklus ist; der steht Dir dann auch zu Diensten. Hierin liegt wohl schon ein Gegengift gegen die Misdeutung der kathol[ischen] Gedichte aus dem Spanischen, die ich Lust hätte mit einigen noch zu vermehren, und denen ich wohl eine Stelle im Allm[anach] wünschte.
[7] Außerdem hoffe ich noch ein etwas längeres Gedicht (vielleicht etwa gegen 2 Bogen) unterhaltender Art geben zu können.
Ich dachte alles das und vieles andre mündlich mit Dir verhandeln zu können. Es ist mir zwar eigentlich lieber, wenn Du im Sommer wirklich einige Monate hier bist und Tristan dichtest, als wenn Du jetzt durchgereist wärest: aber erst bin ich nun schon gegen Deine Versicherungen mißtrauischer, und dann muß ich nun ernstlich ans Briefschreiben gehn, wenn wir über [8] so manche Dinge nicht ganz außer Zusammenhang kommen sollen und das ist hart.
Nächstens mehr.
Friedrich
[1] Jena den 2ten Febr 1801
Es ist schon spät und ich werde also flüchtig schreiben müssen, damit Du wenigstens von einigem nothdürftige Nachricht erhältst.
Sehr gern will ich die Redact[ion] der Kritiken übernehmen und Dir mit nächstem die A[llgemeinen] L[itteratur] Z [eitungs] Stücke wie Du verlangst schicken. Desgleichen sollen auch die Geldgeschäfte pünktlich besorgt werden, worüber mit jener Sendung; ob gleich jetzt einige Ebbe in unserer Casse ist, so erwarten wir doch mit jeder Post frischen Vorrath. Kleine Rechnungen sind von dem Buchbinder, von Fiedler und Schreiber eingereicht. Der letzte hat etwas für den Prof[essor] Wiedemann gemacht und war ungewiß ob er es von Dir oder von Hufelands erhalten würde; Caroline hätte ihm anfangs gesagt, sie wolle [2] es bezahlen. Sey also so gütig diese darum zu befragen. Ich werde die Post auf einen besondern Zettel schreiben lassen. – Empfiehl mich Carol[inen] und sage ihr ich würde Ihren Brief umständlich beantworten so bald ich nur irgend Zeit habe.
Fünf Bogen der Kritiken sind gedruckt; ich habe meine so geordnet: Woldemar, Rec[ension] des philos[ophischen] Journals, Forster, Meister, Lessing – In diesem zum Beschluß die Auswahl meiner kritischen Fragmente, etwa 2½ Bogen, und die Elegie, das übrige denke ich so in der Art auszufüllen wie in dem Versuch über die Unverständlichkeit.
[3] Die Auswahl von Fragm[enten] soll sich einigermaßen auf Lessing beziehen als Todtenopfer für diesen –
Alles bezieht sich auf Litteratur, Kritik, Polemik, Witz und Philosophie. Die besten nur in jenen Beziehungen[,] alle moralischen oder mehr mystischen bleiben zurück. Ich habe nur ganz Verständlichgesagte gewählt und immer die witzigen besonders vorgezogen[.] Ich hoffe Du wirst zufrieden seyn[.] Hoffentlich auch damit, daß meine für sich in dem Lessing stehn sollen. – Man muß immer abwechseln. Da nun in dem Athen[aeum] unsre Fr[agmente] gemischt waren, so ist es schon der Neuheit wegen rathsam [4] jetzt zu trennen. Du wirst wahrscheinlich viel mehr haben, da sich Bruchstücke die Menge in den Recens[ionen] finden werden, die Du nicht ganz aufnehmen kannst[.] Die artistischen wäre es wohl Schade nicht für die Gemählde nämlich eine künftige Ausgabe derselben zurücklassen. Aber für alle kritischen ohne Ausnahme möchte ich stimmen.
Die Elegie ist 65 Distichen lang, für einen ersten Versuch ist es also schon ziemlich viel. Aber freylich darf ich Deine nicht lesen, wenn [5] diese mit der ich sonst ziemlich zufrieden bin, noch Sprache und Rhythmus für mein Ohr haben soll. –
Gewiß hätte ich sie für den Allmanach zurückgelegt, aber da sie gelehrt ist, so bewog mich dieß. Mich dünkt, ihr würdet in dieser Rücksicht nicht leicht zu behutsam seyn können. Ich habe desfalls sogar zwey Kleinigkeiten an Seckendorf und Vermehren gegeben damit nur ja durchaus nichts Litterarisches in Euer Taschenbuch kommt. – Außer einigen subjektiven Gedichten und Kleinigkeiten, werde ich Dir die Abendröthe geben, wenn Du Sie brauchen kannst. Da ich entschlossen bin die Luc[inde] in dem 2ten Theil ganz zu endigen, so muß ich es fast schon des Raumes wegen, aber auch in andrer Rücksicht ist es nothwendig geworden diese Aenderung in der Construction zuvorzunehmen. Freylich [6] wird sie in der Folge ihre Stelle in der Luc[inde] finden, in der zweyten Ausgabe. Da zu dieser aber unter 3 Jahren eben keine Aussicht, so macht das wohl kein Hinderniß.
Du erinnerst Dich vielleicht noch der Sonette an Apollo und Diana Ephes[ina]? Ich habe eins an die Isis hinzugenommen, andere an Cybele u.s.w. sind unterwegs, bis es ein kleiner Cyklus ist; der steht Dir dann auch zu Diensten. Hierin liegt wohl schon ein Gegengift gegen die Misdeutung der kathol[ischen] Gedichte aus dem Spanischen, die ich Lust hätte mit einigen noch zu vermehren, und denen ich wohl eine Stelle im Allm[anach] wünschte.
[7] Außerdem hoffe ich noch ein etwas längeres Gedicht (vielleicht etwa gegen 2 Bogen) unterhaltender Art geben zu können.
Ich dachte alles das und vieles andre mündlich mit Dir verhandeln zu können. Es ist mir zwar eigentlich lieber, wenn Du im Sommer wirklich einige Monate hier bist und Tristan dichtest, als wenn Du jetzt durchgereist wärest: aber erst bin ich nun schon gegen Deine Versicherungen mißtrauischer, und dann muß ich nun ernstlich ans Briefschreiben gehn, wenn wir über [8] so manche Dinge nicht ganz außer Zusammenhang kommen sollen und das ist hart.
Nächstens mehr.
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