• Georg Andreas Reimer to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Genf · Date: 17.01.1809
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Georg Andreas Reimer
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 17.01.1809
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 11‒13.
  • Incipit: „[1] Berlin am 17t Jan 1809
    Der Empfang Ihres letzten freundschaftlichen Briefes hat freilich großes Bedauern in mir erregt, verehrter Herr und [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,c,12
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 24,1 x 19,3 cm
    Language
  • German
[1] Berlin am 17t Jan 1809
Der Empfang Ihres letzten freundschaftlichen Briefes hat freilich großes Bedauern in mir erregt, verehrter Herr und Freund, daß ich vom Drange meiner Lage gezwungen ein Unternehmen habe aufgeben müssen, das zu den ersten und liebsten meines Geschäfts gehörte, und an welches ich mir den Antheil, oft unter Noth und Besorgniß eine Reihe magerer Jahre hindurch, erhalten hatte. Da ich indeß die Ueberzeugung hege, daß ich ohne diesen Schritt doch nicht die Ostermesse würde haben erreichen können, selbst wenn ich Ihre Erklärung früher erhalten hätte, so tröstet mich für den unwiderruflichen Verlust die Wiedergewinnung Ihrer freundschaftlichen Gesinnung und Gewogenheit, deren mich Ihr Brief versichert.
Was nun unser Geschäft weiter angeht, so wünschte ich, daß Sie die Güte hätten, alles Manuscript was beym Eingang dieses Briefes fertig ist unverzüglich zu übersenden, wenigstens aber den dritten Act der Brücke von Mantible; für den Rest des Bandes wären 2 Monate, bis zum Eintreffen hier (d. h. Mitte März) der späteste Termin. Sie werden dies selbst berechnen, wenn Sie annehmen daß die Messe zum 21 April anfängt, und 8 Tage vorher alles gedruckt und versandt seyn muß. Bei der Uebersendung des Manuscriptes würde ich Sie ersuchen auf möglichste Ersparniß des Porto bedacht zu seyn, was wol allein – da wir doch einmal der Eile wegen die Briefpost wählen müssen – durch dünnes Papier und enge Handschrift zu erreichen ist. Daß das Objekt nicht ganz unbedeutend sei, werden Sie daraus ermessen, daß Ihr letzter kleiner Brief, ungeachtet er frei ging, noch 16 Groschen kostete.
Die liebste Art des Schadenersatzes, welche Sie mir bieten könnten, wäre mir immer die, durch ein Werk Ihrer Hand. Dies würde uns aller ängstlichen Berechnung überheben, und auch dem Publikum zeigen, daß unser Zwist völlig ausgeglichen sei. Dabei würde ich Ihrer Billigkeit die Vorschläge überlassen ob und wie weit, nach Maaßgabe der Größe des Werks, das Entschädigungsquantum erreicht sei, oder überstiegen werde; und hoffe Sie sollen mich sodann nicht unbillig finden. Ich habe dabei die angenehme Aussicht im Auge die mir der Schluß Ihres Briefes eröfnet, wo Sie unbestimmt eines Vorschlages erwähnen, den Sie mir vielleicht nächstens machen würden.
[2] Ihr Erbieten zum Verlage des Gedichts von Sophie Tieck, so dankbar ich dafür bin, muß ich leider ablehnen. Ihre Schriften haben einmal leider nur sehr geringes Publikum, wie ich nicht nur durch Nicolovius, sondern auch aus eigener bitterer Erfahrung weiß (ich habe lange nicht einmal so viel Exemplare abgesetzt um das Honorar ersetzt zu erhalten, viel weniger noch Papier und Druck); und der Verlust der letzten Jahre nöthigt zu strenger Vorsicht und Berücksichtigung meiner Kasse.
Schlüßlich erlaube ich mir noch eine Bitte, wodurch Sie mir ohne Verlust oder Benachtheiligung irgend jemandes einigen Vortheil verschaffen könnten. Sie wißen nemlich daß die Schriften der Frau von Stael sehr stark in Deutschland gelesen, und sogleich in der Ursprache nachgedruckt werden; da dies nun einmal nicht zu hintertreiben ist, und auch gegenseitig ohne Benachtheiligung statt findet, so wünschte ich wol von der nächst erscheinenden Schrift sogleich die Aushängebogen, wie solche eingingen, mit der Post zu erhalten, um der erste seyn zu können, der in Deutschland damit aufträte; daß ich keine Uebersetzung oder sonst etwas Hinderliches damit beabsichtige, versichere ich aufs Ehrenwort. Weiter schweige ich ganz über den Stand unserer frühern Angelegenheit, weil ich dessen am liebsten ganz vergessen möchte, sonst dürfte ich doch gewiß manches zu erinnern haben gegen die Beschwerden Ihres letzten Briefes, wobei Sie mir des rechten Gesichtspunkts zu verfehlen scheinen.

Mit vollkommenster Hochachtung bin ich unausgesetzt
Ihr
ganz ergebener
G. Reimer
[1] Berlin am 17t Jan 1809
Der Empfang Ihres letzten freundschaftlichen Briefes hat freilich großes Bedauern in mir erregt, verehrter Herr und Freund, daß ich vom Drange meiner Lage gezwungen ein Unternehmen habe aufgeben müssen, das zu den ersten und liebsten meines Geschäfts gehörte, und an welches ich mir den Antheil, oft unter Noth und Besorgniß eine Reihe magerer Jahre hindurch, erhalten hatte. Da ich indeß die Ueberzeugung hege, daß ich ohne diesen Schritt doch nicht die Ostermesse würde haben erreichen können, selbst wenn ich Ihre Erklärung früher erhalten hätte, so tröstet mich für den unwiderruflichen Verlust die Wiedergewinnung Ihrer freundschaftlichen Gesinnung und Gewogenheit, deren mich Ihr Brief versichert.
Was nun unser Geschäft weiter angeht, so wünschte ich, daß Sie die Güte hätten, alles Manuscript was beym Eingang dieses Briefes fertig ist unverzüglich zu übersenden, wenigstens aber den dritten Act der Brücke von Mantible; für den Rest des Bandes wären 2 Monate, bis zum Eintreffen hier (d. h. Mitte März) der späteste Termin. Sie werden dies selbst berechnen, wenn Sie annehmen daß die Messe zum 21 April anfängt, und 8 Tage vorher alles gedruckt und versandt seyn muß. Bei der Uebersendung des Manuscriptes würde ich Sie ersuchen auf möglichste Ersparniß des Porto bedacht zu seyn, was wol allein – da wir doch einmal der Eile wegen die Briefpost wählen müssen – durch dünnes Papier und enge Handschrift zu erreichen ist. Daß das Objekt nicht ganz unbedeutend sei, werden Sie daraus ermessen, daß Ihr letzter kleiner Brief, ungeachtet er frei ging, noch 16 Groschen kostete.
Die liebste Art des Schadenersatzes, welche Sie mir bieten könnten, wäre mir immer die, durch ein Werk Ihrer Hand. Dies würde uns aller ängstlichen Berechnung überheben, und auch dem Publikum zeigen, daß unser Zwist völlig ausgeglichen sei. Dabei würde ich Ihrer Billigkeit die Vorschläge überlassen ob und wie weit, nach Maaßgabe der Größe des Werks, das Entschädigungsquantum erreicht sei, oder überstiegen werde; und hoffe Sie sollen mich sodann nicht unbillig finden. Ich habe dabei die angenehme Aussicht im Auge die mir der Schluß Ihres Briefes eröfnet, wo Sie unbestimmt eines Vorschlages erwähnen, den Sie mir vielleicht nächstens machen würden.
[2] Ihr Erbieten zum Verlage des Gedichts von Sophie Tieck, so dankbar ich dafür bin, muß ich leider ablehnen. Ihre Schriften haben einmal leider nur sehr geringes Publikum, wie ich nicht nur durch Nicolovius, sondern auch aus eigener bitterer Erfahrung weiß (ich habe lange nicht einmal so viel Exemplare abgesetzt um das Honorar ersetzt zu erhalten, viel weniger noch Papier und Druck); und der Verlust der letzten Jahre nöthigt zu strenger Vorsicht und Berücksichtigung meiner Kasse.
Schlüßlich erlaube ich mir noch eine Bitte, wodurch Sie mir ohne Verlust oder Benachtheiligung irgend jemandes einigen Vortheil verschaffen könnten. Sie wißen nemlich daß die Schriften der Frau von Stael sehr stark in Deutschland gelesen, und sogleich in der Ursprache nachgedruckt werden; da dies nun einmal nicht zu hintertreiben ist, und auch gegenseitig ohne Benachtheiligung statt findet, so wünschte ich wol von der nächst erscheinenden Schrift sogleich die Aushängebogen, wie solche eingingen, mit der Post zu erhalten, um der erste seyn zu können, der in Deutschland damit aufträte; daß ich keine Uebersetzung oder sonst etwas Hinderliches damit beabsichtige, versichere ich aufs Ehrenwort. Weiter schweige ich ganz über den Stand unserer frühern Angelegenheit, weil ich dessen am liebsten ganz vergessen möchte, sonst dürfte ich doch gewiß manches zu erinnern haben gegen die Beschwerden Ihres letzten Briefes, wobei Sie mir des rechten Gesichtspunkts zu verfehlen scheinen.

Mit vollkommenster Hochachtung bin ich unausgesetzt
Ihr
ganz ergebener
G. Reimer
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