• August Wilhelm von Schlegel to Johann Wolfgang von Goethe

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Weimar · Date: 22.10.1799
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Wolfgang von Goethe
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Weimar
  • Date: 22.10.1799
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 88‒89.
  • Verlag: Insel Verlag
  • Incipit: „[1] Sie haben mich sehr durch Ihre Sendung erfreut, und ich danke Ihnen von Herzen, daß Sie so gütig an uns [...]“
    Manuscript
  • Provider: Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Classification Number: GSA 28/805 St. 13
  • Provenance: Klassik Stiftung Weimar
    Language
  • German
[1] Sie haben mich sehr durch Ihre Sendung erfreut, und ich danke Ihnen von Herzen, daß Sie so gütig an uns gedacht haben. Guarini hat herrliche Sonette, in einem ganz verschiednen Charakter wie die des Petrarca, es ist mehr dasjenige darin, was ich in den meinigen suche.
Den Parny zu erhalten war mir doppelt angenehm, da ich ihn in Leipzig in den größten französischen Handlungen vergebens gesucht habe, weil er, wie man mir versicherte, schon verboten ist. Ich habe ihn schon gelesen, und lese jetzt, der Vergleichung wegen, die Pucelle von Voltaire.
Den 1ten Gesang des Lucrez werden Sie in wenig Tagen zurückerhalten, ich bin dabey ihn zu studiren.
Die in Leipzig aufgeführte Komödie gegen das Athenäum werden Sie ver[2]muthlich schon gesehen haben. Leider kam ich erst einige Tage nach der Aufführung in Leipzig an, und die Wiederhohlung war vom Geh. Kriegsrath Müller untersagt worden.
Ich weiß nicht, worin sich die Unwitzigkeit der Deutschen glänzender offenbart, in ihrer Antipathie gegen den Witz oder in ihrer Sympathie mit dem Unwitzigen. Für die Leipziger Kaufleute und Kaufmannsdiener ist dieß Schauspiel ein unvergleichliches Fest gewesen.
Sie erhalten hiebey den neuesten Band des Sh. [akspeare], mit der Bitte von den übrigen Exemplaren eins Seiner Herzogl. Durchlaucht mit Bezeugung meiner unterthänigsten Ehrerbietung zu übergeben, und das andre an H. Geheimen Rath Vogt zu befördern.
[3] Unser Freund Tieck ist nun angekommen, und unser Zirkel also vollständig. Ich soll ihn Ihrem Andenken bestens empfehlen: Ihr Weggehen von Jena und ohne die Hoffnung Sie so bald wieder bey uns zu sehen, ist für uns alle eine öffentliche Calamität.
Leben Sie recht wohl, und vergessen Sie uns nicht.
Jena d. 22 Okt.
1799.
AWSchlegel
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[1] Sie haben mich sehr durch Ihre Sendung erfreut, und ich danke Ihnen von Herzen, daß Sie so gütig an uns gedacht haben. Guarini hat herrliche Sonette, in einem ganz verschiednen Charakter wie die des Petrarca, es ist mehr dasjenige darin, was ich in den meinigen suche.
Den Parny zu erhalten war mir doppelt angenehm, da ich ihn in Leipzig in den größten französischen Handlungen vergebens gesucht habe, weil er, wie man mir versicherte, schon verboten ist. Ich habe ihn schon gelesen, und lese jetzt, der Vergleichung wegen, die Pucelle von Voltaire.
Den 1ten Gesang des Lucrez werden Sie in wenig Tagen zurückerhalten, ich bin dabey ihn zu studiren.
Die in Leipzig aufgeführte Komödie gegen das Athenäum werden Sie ver[2]muthlich schon gesehen haben. Leider kam ich erst einige Tage nach der Aufführung in Leipzig an, und die Wiederhohlung war vom Geh. Kriegsrath Müller untersagt worden.
Ich weiß nicht, worin sich die Unwitzigkeit der Deutschen glänzender offenbart, in ihrer Antipathie gegen den Witz oder in ihrer Sympathie mit dem Unwitzigen. Für die Leipziger Kaufleute und Kaufmannsdiener ist dieß Schauspiel ein unvergleichliches Fest gewesen.
Sie erhalten hiebey den neuesten Band des Sh. [akspeare], mit der Bitte von den übrigen Exemplaren eins Seiner Herzogl. Durchlaucht mit Bezeugung meiner unterthänigsten Ehrerbietung zu übergeben, und das andre an H. Geheimen Rath Vogt zu befördern.
[3] Unser Freund Tieck ist nun angekommen, und unser Zirkel also vollständig. Ich soll ihn Ihrem Andenken bestens empfehlen: Ihr Weggehen von Jena und ohne die Hoffnung Sie so bald wieder bey uns zu sehen, ist für uns alle eine öffentliche Calamität.
Leben Sie recht wohl, und vergessen Sie uns nicht.
Jena d. 22 Okt.
1799.
AWSchlegel
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