• Henriette Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Moringen · Place of Destination: Braunschweig · Date: 30.07.1795
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Henriette Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Moringen
  • Place of Destination: Braunschweig
  • Date: 30.07.1795
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.81
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,6 cm
  • Incipit: „[1] Moringen den 30sten July
    1795
    Ich kann dich ohnmöglich so nahe wißen liebster Bruder, ohne dir den herzlichsten Willkommen zu grüßen! [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Moringen den 30sten July
1795
Ich kann dich ohnmöglich so nahe wißen liebster Bruder, ohne dir den herzlichsten Willkommen zu grüßen! nun endlich wieder in deinem Vaterlande! Daß ich diese Zeit mit meinem Gedanken mehr in Hannover als in Moringen gelebt, wirst du dir leicht vorstellen; selten habe ich recht lebhaft das Heimweh empfunden, aber diese Zeit habe ich es doch in vollen Maaße gefühlt daß ich ganz von meiner Familie getrennt bin! Du hast noch eine neue Schwiegerin gefunden, eine Familie mehr mit der wir alle verbunden sind. Du hast an ihr gewiß eine liebens würdige sanfte Frau gefunden, die meinen Bruder glücklich macht? Ich habe sie zwar vorhin schon gekannt, aber ich wünschte doch nun sehr sie als Schwester wieder zu sehen; doch [2] alle Wünsche können nicht gleich erfüllt werden! Von dir habe ich seit ich verheyratet bin, (und daß ist nun in ein paar Tagen 1 Jahr) keinen Brief von deiner Hand; von mir hoffe ich, wirst du viel gehört haben, daß ich mit meinem Ernst so glücklich und zufrieden lebte, wie ich es mir kaum zu hoffen gewagt hatte, mit meiner äußern Lage bin ich auch ziemlich zufrieden, da ließe sich wohl manches noch hinzuwünschen, aber man muß genüglich seyn. Ich hoffe wenn du nach Göttingen reisest, wirst du es so einrichten, daß du dich einige Zeit bey uns verweilst, vielleicht können wir dann mit dir zuerst die Reise nach Göttingen machen, denn obgleich wir nur 2 Meilen davon entfernt sind, so hat es sich doch noch nicht schicken und fügen wollen daß wir die tour gemacht hätten [3] nur wünschte ich es wo möglich immer etwas voraus zu wißen, wenn du kömmst nicht um große anstalten zu deiner Bewirthung zu machen, denn daß weiß ich daß du die bey dem 2ten Prediger in Moringen nicht erwartest, und auch nichts darnach frügst, sondern um alles was mich etwa in den Genuß deiner Gesellschaft stören könnte, aus dem Wege zu räumen! Du reisest nun erst nach Braunschweig, oder bist vielleicht schon dort, wir ich aus dem Briefe meiner Mutter schließe? Grüße doch Crusen von mir aufs freundschaftlichste, ich hätte mit Freuden gehört daß er placirt wäre, als Auditeur, wünsche ihm von Herzen glück, und erwarte nächstens von ihm weitläuftigere Nachricht darüber.
Die gute Tante Caroline die sich diesen Winter bey uns aufgehalten, läßt dich [4] herzlich grüßen, sie wünschte sehr dich zu sehen, zweifelt aber doch daran, daß es geschehen würde, sie denkt nun auch wieder nach Ohsen zurück zu kehren, in zukünftiger Woche wird sie von Einbeck abgeholt, dahin denke ich sie zu begleiten, es wird mir nun wieder viel einsammer vorkommen wenn sie weg ist; sie fürchtet sich für die Winter kälte, und unser Haus kömmt ihr so zugicht vor. Nun muß ich für heute wohl schließen bester Wilhelm kömst du zu uns so wirst du mit unserer häußlichen und Einrichtung, und äußeren Verhältnißen sehr bald bekannt werden. Ich wünsche dir in deinem Vaterlande alles mögliche Glück bey alle deinem Unternehmen Leb wohl und vergiß nicht
Deine
Henriette Ernst
[1] Moringen den 30sten July
1795
Ich kann dich ohnmöglich so nahe wißen liebster Bruder, ohne dir den herzlichsten Willkommen zu grüßen! nun endlich wieder in deinem Vaterlande! Daß ich diese Zeit mit meinem Gedanken mehr in Hannover als in Moringen gelebt, wirst du dir leicht vorstellen; selten habe ich recht lebhaft das Heimweh empfunden, aber diese Zeit habe ich es doch in vollen Maaße gefühlt daß ich ganz von meiner Familie getrennt bin! Du hast noch eine neue Schwiegerin gefunden, eine Familie mehr mit der wir alle verbunden sind. Du hast an ihr gewiß eine liebens würdige sanfte Frau gefunden, die meinen Bruder glücklich macht? Ich habe sie zwar vorhin schon gekannt, aber ich wünschte doch nun sehr sie als Schwester wieder zu sehen; doch [2] alle Wünsche können nicht gleich erfüllt werden! Von dir habe ich seit ich verheyratet bin, (und daß ist nun in ein paar Tagen 1 Jahr) keinen Brief von deiner Hand; von mir hoffe ich, wirst du viel gehört haben, daß ich mit meinem Ernst so glücklich und zufrieden lebte, wie ich es mir kaum zu hoffen gewagt hatte, mit meiner äußern Lage bin ich auch ziemlich zufrieden, da ließe sich wohl manches noch hinzuwünschen, aber man muß genüglich seyn. Ich hoffe wenn du nach Göttingen reisest, wirst du es so einrichten, daß du dich einige Zeit bey uns verweilst, vielleicht können wir dann mit dir zuerst die Reise nach Göttingen machen, denn obgleich wir nur 2 Meilen davon entfernt sind, so hat es sich doch noch nicht schicken und fügen wollen daß wir die tour gemacht hätten [3] nur wünschte ich es wo möglich immer etwas voraus zu wißen, wenn du kömmst nicht um große anstalten zu deiner Bewirthung zu machen, denn daß weiß ich daß du die bey dem 2ten Prediger in Moringen nicht erwartest, und auch nichts darnach frügst, sondern um alles was mich etwa in den Genuß deiner Gesellschaft stören könnte, aus dem Wege zu räumen! Du reisest nun erst nach Braunschweig, oder bist vielleicht schon dort, wir ich aus dem Briefe meiner Mutter schließe? Grüße doch Crusen von mir aufs freundschaftlichste, ich hätte mit Freuden gehört daß er placirt wäre, als Auditeur, wünsche ihm von Herzen glück, und erwarte nächstens von ihm weitläuftigere Nachricht darüber.
Die gute Tante Caroline die sich diesen Winter bey uns aufgehalten, läßt dich [4] herzlich grüßen, sie wünschte sehr dich zu sehen, zweifelt aber doch daran, daß es geschehen würde, sie denkt nun auch wieder nach Ohsen zurück zu kehren, in zukünftiger Woche wird sie von Einbeck abgeholt, dahin denke ich sie zu begleiten, es wird mir nun wieder viel einsammer vorkommen wenn sie weg ist; sie fürchtet sich für die Winter kälte, und unser Haus kömmt ihr so zugicht vor. Nun muß ich für heute wohl schließen bester Wilhelm kömst du zu uns so wirst du mit unserer häußlichen und Einrichtung, und äußeren Verhältnißen sehr bald bekannt werden. Ich wünsche dir in deinem Vaterlande alles mögliche Glück bey alle deinem Unternehmen Leb wohl und vergiß nicht
Deine
Henriette Ernst
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