• Wilhelm Gesenius to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Halle (Saale) · Place of Destination: Bonn · Date: 14.06.1826
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Wilhelm Gesenius
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Halle (Saale)
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 14.06.1826
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33708
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.9,Nr.24
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 24,2 x 19,4 cm
  • Incipit: „[1] Hochwohlgebohrner,
    Hochverehrter Herr Professor!
    Ew. Hochwohlgeb. muß ich auf das Dringendste um gütige Verzeihung bitten, dß ich Ihr gewogentliches Schreiben – [...]“
    Language
  • German
  • Hebrew
  • Sanskrit
  • Persian
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Faridfar, Jasaman
  • Kepper, Martina
  • Seidel, Aline
  • Varwig, Olivia
[1] Hochwohlgebohrner,
Hochverehrter Herr Professor!
Ew. Hochwohlgeb. muß ich auf das Dringendste um gütige Verzeihung bitten, dß ich Ihr gewogentliches Schreiben – ein mir wirklich theures Geschenk – erst jetzt beantworte. Eine längere Krankheit, ud der Wunsch in Ansehung der hier etwa vorhandenen indischen Handschriften mit eigenen Augen zu sehen, tragen die Schuld daran.
Endlich kann ich mit Zuverlässigkeit sagen, dß sich hier von Indicis gar nichts findet, als die größtentheils auf Palmblätter geschriebene Handschrift der tamulischen Bibel von Ziegenbalg, welche hiernach in Halle abgedruckt worden ist. Einige andere kleine Handschriften, die von dem Herumstutzer für indisch gehalten worden, waren in äthiopisch. Vielleicht daß durch ähnliche Mißverständnisse das Gerücht von hiesigen indischen Schätzen entstanden ist.
Mit großer Freude habe ich aber außerdem aus Ihrem gütigen Schreiben ersehen, daß die Berührungen des indischen Alterthums mit dem hebräischen einiges Interesse für Sie haben, was mir leicht den Muth geben könnte, mich einst mit einer kleinen Zahl von Fragen, die ich jetzt nicht alle zur Hand habe, ohne Umschweif an die rechte Schmiede zu wenden. Die [2] nächsten ud unmittelbarsten Berührungen sind natürlich wohl die, welche durch den Handel mit Ophir (mag dieses nun auf der Malaberküste selbst, oder im südlichen Arabien zu suchen seyn, ud nur Zwischenhandl mit indischen Producten getrieben haben) statt gefunden haben, weshalb mehrere indische Producte im Hebräischen die indischen Namen führen: Außer Karpas, Kof Affe, ud (was ich erst durch Ihren gütigen Brief erfahre) Karkom Safran, gehört dahin wohl תֻּכִּיִים Pfauen, malab. togeï, אֲהָלִים Adlerholz, nach Wahl Vjacar. aghil, agaru. (Von lezten weiß ich nicht, wie sie im Sanskrit geschrieben werden, da ich nicht Fertigkeit genug im Lesen besitze, um dergleichen in Wilson’s Lexicon leicht aufzufinden. Die Notizen über den biblischen Gebrauch stehen in meinem kl. Wörterb. 2te Ausg. S. 16 ud 806) ud sollte sich nicht auch das aus Ophir gebrachte kostbare Holz Almuggim oder Algummim (אלמיגים, Wb. S. 45) aus dem Indischen erklären lassen? Nicht geringere, ja der Zahl nach bedeutendere Berührungen dürften durch das Medium des Alt-Persischen, namentlich des Zend Statt haben, soweit ich mit meinen unvollkommenen Hülfsmitteln, dem Vjacarana u dgl. habe nachkommen können, als אוּר Ur (Stadt) str. Ur der Chaldäer, sanskr bira בִּירָה Burg sanskr. par, pers. بارو, partemim פַּרְתְּמִים die optimates bey den Persern, zed. pardom der erste, pratama – satrap hebr. אחשדרפן akhaschatrapan nach einer Vermuthg, die mir neulich Hr. von Bohlen schrieb khschatryapati (einer von der Kriegerkaste). Wahrscheinlich werden die Hälfte oder alle diese Wörter falsch oder nach ungenauer Orthographie angegeben seyn, aber der Übergang xxxhxxx derselben im persischen Zeitalter leidet doch wohl keinen Zweifel. Einige wenige Berührungen [3] endlich dürften auch wohl endlich in den ältesten ud vorgeschichtlichen Sprach- ud Völkerverbanden ihren Grund haben, als שֵׁשׁ sechs, schaschha, שֶׁבַע ind. sapta sieben, אִישׁ Mann, sanskr. ischa Herr, פָּרָשׁ Stoß, parasah u. dgl. wiewohl man hier nicht zu weit gehen darf.
In Vertrauen auf Ihre geneigte Verzeihung werde ich mir die Erlaubniß nehmen, Ew. Hochwohlgeb. ein Verzeichniß der aus dem Altpersischen ins Hebräische ud Chaldäische aufgenommenen Wörter zu übersenden, aus wo sich gewiß manche Combination[...] mit dem Sanskrit finden wird, ud ich jede Belehrung mit de[r] größten Dankbarkeit empfangen würde.
Noch habe ich Ew. Hochwohlgeb. für mehrere schöne litterarische Geschenke , womit Sie mich erfreut, meinen innigen Dank zu sagen. Das den letzten Brief begleitende geistvolle Gedicht hat mich von Neuen einen Mann bewundern lassen, der sich in den schönsten Formen des Orients ud Occidents mit demselben Geist ud derselben Gewandtheit zu bewegen weiß.
Indem ich mich der Fortdauer Ihrer Gewogenheit angelegentlichst empfehle, habe ich die Ehre mich mit inniger Verehrung zu unterzeichnen
Ew. Hochwohlgeb.
gehorsamster
Gesenius.
Halle, d. 14.
Juni 1826.
[4] An des Herrn Professor
ud Ritter
A. W. v. Schlegel
Hochwohlgeb.
Bonn.
frey.
[1] Hochwohlgebohrner,
Hochverehrter Herr Professor!
Ew. Hochwohlgeb. muß ich auf das Dringendste um gütige Verzeihung bitten, dß ich Ihr gewogentliches Schreiben – ein mir wirklich theures Geschenk – erst jetzt beantworte. Eine längere Krankheit, ud der Wunsch in Ansehung der hier etwa vorhandenen indischen Handschriften mit eigenen Augen zu sehen, tragen die Schuld daran.
Endlich kann ich mit Zuverlässigkeit sagen, dß sich hier von Indicis gar nichts findet, als die größtentheils auf Palmblätter geschriebene Handschrift der tamulischen Bibel von Ziegenbalg, welche hiernach in Halle abgedruckt worden ist. Einige andere kleine Handschriften, die von dem Herumstutzer für indisch gehalten worden, waren in äthiopisch. Vielleicht daß durch ähnliche Mißverständnisse das Gerücht von hiesigen indischen Schätzen entstanden ist.
Mit großer Freude habe ich aber außerdem aus Ihrem gütigen Schreiben ersehen, daß die Berührungen des indischen Alterthums mit dem hebräischen einiges Interesse für Sie haben, was mir leicht den Muth geben könnte, mich einst mit einer kleinen Zahl von Fragen, die ich jetzt nicht alle zur Hand habe, ohne Umschweif an die rechte Schmiede zu wenden. Die [2] nächsten ud unmittelbarsten Berührungen sind natürlich wohl die, welche durch den Handel mit Ophir (mag dieses nun auf der Malaberküste selbst, oder im südlichen Arabien zu suchen seyn, ud nur Zwischenhandl mit indischen Producten getrieben haben) statt gefunden haben, weshalb mehrere indische Producte im Hebräischen die indischen Namen führen: Außer Karpas, Kof Affe, ud (was ich erst durch Ihren gütigen Brief erfahre) Karkom Safran, gehört dahin wohl תֻּכִּיִים Pfauen, malab. togeï, אֲהָלִים Adlerholz, nach Wahl Vjacar. aghil, agaru. (Von lezten weiß ich nicht, wie sie im Sanskrit geschrieben werden, da ich nicht Fertigkeit genug im Lesen besitze, um dergleichen in Wilson’s Lexicon leicht aufzufinden. Die Notizen über den biblischen Gebrauch stehen in meinem kl. Wörterb. 2te Ausg. S. 16 ud 806) ud sollte sich nicht auch das aus Ophir gebrachte kostbare Holz Almuggim oder Algummim (אלמיגים, Wb. S. 45) aus dem Indischen erklären lassen? Nicht geringere, ja der Zahl nach bedeutendere Berührungen dürften durch das Medium des Alt-Persischen, namentlich des Zend Statt haben, soweit ich mit meinen unvollkommenen Hülfsmitteln, dem Vjacarana u dgl. habe nachkommen können, als אוּר Ur (Stadt) str. Ur der Chaldäer, sanskr bira בִּירָה Burg sanskr. par, pers. بارو, partemim פַּרְתְּמִים die optimates bey den Persern, zed. pardom der erste, pratama – satrap hebr. אחשדרפן akhaschatrapan nach einer Vermuthg, die mir neulich Hr. von Bohlen schrieb khschatryapati (einer von der Kriegerkaste). Wahrscheinlich werden die Hälfte oder alle diese Wörter falsch oder nach ungenauer Orthographie angegeben seyn, aber der Übergang xxxhxxx derselben im persischen Zeitalter leidet doch wohl keinen Zweifel. Einige wenige Berührungen [3] endlich dürften auch wohl endlich in den ältesten ud vorgeschichtlichen Sprach- ud Völkerverbanden ihren Grund haben, als שֵׁשׁ sechs, schaschha, שֶׁבַע ind. sapta sieben, אִישׁ Mann, sanskr. ischa Herr, פָּרָשׁ Stoß, parasah u. dgl. wiewohl man hier nicht zu weit gehen darf.
In Vertrauen auf Ihre geneigte Verzeihung werde ich mir die Erlaubniß nehmen, Ew. Hochwohlgeb. ein Verzeichniß der aus dem Altpersischen ins Hebräische ud Chaldäische aufgenommenen Wörter zu übersenden, aus wo sich gewiß manche Combination[...] mit dem Sanskrit finden wird, ud ich jede Belehrung mit de[r] größten Dankbarkeit empfangen würde.
Noch habe ich Ew. Hochwohlgeb. für mehrere schöne litterarische Geschenke , womit Sie mich erfreut, meinen innigen Dank zu sagen. Das den letzten Brief begleitende geistvolle Gedicht hat mich von Neuen einen Mann bewundern lassen, der sich in den schönsten Formen des Orients ud Occidents mit demselben Geist ud derselben Gewandtheit zu bewegen weiß.
Indem ich mich der Fortdauer Ihrer Gewogenheit angelegentlichst empfehle, habe ich die Ehre mich mit inniger Verehrung zu unterzeichnen
Ew. Hochwohlgeb.
gehorsamster
Gesenius.
Halle, d. 14.
Juni 1826.
[4] An des Herrn Professor
ud Ritter
A. W. v. Schlegel
Hochwohlgeb.
Bonn.
frey.
×