• August Wilhelm von Schlegel to Johann Joachim Eschenburg

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Braunschweig · Date: 25.05.1797
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Joachim Eschenburg
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Braunschweig
  • Date: 25.05.1797
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 362653771
  • Bibliography: Bernays, Michael: Zur Entstehungsgeschichte des Schlegelschen Shakespeare. Leipzig 1872, S. 255‒256.
  • Incipit: „Jena, d. 25. May 97.
    Die Erscheinung des ersten Bandes meiner Uebersetzung Shakspeares bietet mir eine sehr erwünschte Gelegenheit dar, mein werthester [...]“
    Language
  • German
Jena, d. 25. May 97.
Die Erscheinung des ersten Bandes meiner Uebersetzung Shakspeares bietet mir eine sehr erwünschte Gelegenheit dar, mein werthester Herr Hofrath, nach einer mehr als jährigen Entfernung von Braunschweig mein Andenken bey Ihnen zu erneuern und mich der Fortdauer Ihrer freundschaftlichen Gesinnung zu empfehlen. Wie viel ich bey der Arbeit, die ich Ihnen hier zu überreichen die Ehre habe, meinen Vorgängern verdanke, werde ich nie vergessen, so wenig als das Verdienst, das Sie mit dem verehrungswürdigen Wieland theilen, unsere Nation zuerst auf eine gründliche Art mit dem größten dramatischen Dichter der Neueren bekannt gemacht zu haben, je im Fortgange der Zeit verdunkelt werden kann. Ich habe mich daher lebhaft gefreut, aus einer Ankündigung der Orellschen Buchhandlung zu sehen, daß mein Versuch kein Hinderniß geworden ist, (was er auf keine Weise sollte noch konnte) ein Werk von so geprüftem und anerkanntem Werthe als Ihre Uebersetzung Shakspeareʼs von neuem zu verbreiten. Wären Sie bey dem Vorsatze geblieben, den Sie mir vorigen Sommer mündlich äußerten, sich nicht weiter mit einer neuen Ausgabe derselben zu beschäftigen, so hätte ich mir den Vorwurf zu machen gehabt, daß ich dem deutschen Publikum einen Verlust zugezogen, den meine Arbeit, wäre sie auch noch so gut gelungen, ihm wegen der gänzlichen Verschiedenheit ihres Zweckes, ihm durchaus nicht hätte ersetzen können. Mit Ungeduld sehe ich besonders den zu erwartenden Zusätzen zu Ihren scharfsinnigen Bemerkungen über einzelne Stellen des Dichters, und Ihren gelehrten Abhandlungen über das Ganze seiner Stücke entgegen, woraus ich über Kritik, Auslegung und Litteratur Shakspeareʼs manche neue Belehrung zu schöpfen hoffe.
Niemanden werden die Schwächen meiner Arbeit weniger entgehen können als Ihnen, der Sie das Original durch und durch ergründet haben. Dagegen übersehen Sie aber auch den ganzen Umfang der Schwierigkeiten. Ich bin daher in hohem Grade interessirt Ihren Beyfall zu gewinnen, und Ihr Urtheil, das mir immer Achtung für Ihre Einsichten eingeflößt hat, ist in diesem Falle besonders von dem größten Gewichte für mich.
Ich hoffe und wünsche, bald zu hören, daß es Ihnen und allen Mitgliedern Ihrer werthen Familie vollkommen wohl geht. Was mich betrifft, so lebe ich hier sehr vergnügt und in den angenehmsten Verhältnissen. Meine ganze Zeit ist litterarischen Beschäftigungen gewidmet. – Meine Gattin und mein Bruder, der seit vorigem Herbst hier lebt, lassen sich Ihnen bestens empfehlen. Ich habe die Ehre mit der wärmsten Ergebenheit und aufrichtigsten Hochachtung zu seyn,
mein werthester Herr Hofrath,
Ihr gehorsamster
AWSchlegel.
Einige Druckfehler, die sich eingeschlichen haben, werden Sie leicht bemerken. Sie würden mich verbinden, wenn Sie bey Gelegenheit Herrn Stadtrichter Cruse freundschaftlich von mir grüßen wollten.
Jena, d. 25. May 97.
Die Erscheinung des ersten Bandes meiner Uebersetzung Shakspeares bietet mir eine sehr erwünschte Gelegenheit dar, mein werthester Herr Hofrath, nach einer mehr als jährigen Entfernung von Braunschweig mein Andenken bey Ihnen zu erneuern und mich der Fortdauer Ihrer freundschaftlichen Gesinnung zu empfehlen. Wie viel ich bey der Arbeit, die ich Ihnen hier zu überreichen die Ehre habe, meinen Vorgängern verdanke, werde ich nie vergessen, so wenig als das Verdienst, das Sie mit dem verehrungswürdigen Wieland theilen, unsere Nation zuerst auf eine gründliche Art mit dem größten dramatischen Dichter der Neueren bekannt gemacht zu haben, je im Fortgange der Zeit verdunkelt werden kann. Ich habe mich daher lebhaft gefreut, aus einer Ankündigung der Orellschen Buchhandlung zu sehen, daß mein Versuch kein Hinderniß geworden ist, (was er auf keine Weise sollte noch konnte) ein Werk von so geprüftem und anerkanntem Werthe als Ihre Uebersetzung Shakspeareʼs von neuem zu verbreiten. Wären Sie bey dem Vorsatze geblieben, den Sie mir vorigen Sommer mündlich äußerten, sich nicht weiter mit einer neuen Ausgabe derselben zu beschäftigen, so hätte ich mir den Vorwurf zu machen gehabt, daß ich dem deutschen Publikum einen Verlust zugezogen, den meine Arbeit, wäre sie auch noch so gut gelungen, ihm wegen der gänzlichen Verschiedenheit ihres Zweckes, ihm durchaus nicht hätte ersetzen können. Mit Ungeduld sehe ich besonders den zu erwartenden Zusätzen zu Ihren scharfsinnigen Bemerkungen über einzelne Stellen des Dichters, und Ihren gelehrten Abhandlungen über das Ganze seiner Stücke entgegen, woraus ich über Kritik, Auslegung und Litteratur Shakspeareʼs manche neue Belehrung zu schöpfen hoffe.
Niemanden werden die Schwächen meiner Arbeit weniger entgehen können als Ihnen, der Sie das Original durch und durch ergründet haben. Dagegen übersehen Sie aber auch den ganzen Umfang der Schwierigkeiten. Ich bin daher in hohem Grade interessirt Ihren Beyfall zu gewinnen, und Ihr Urtheil, das mir immer Achtung für Ihre Einsichten eingeflößt hat, ist in diesem Falle besonders von dem größten Gewichte für mich.
Ich hoffe und wünsche, bald zu hören, daß es Ihnen und allen Mitgliedern Ihrer werthen Familie vollkommen wohl geht. Was mich betrifft, so lebe ich hier sehr vergnügt und in den angenehmsten Verhältnissen. Meine ganze Zeit ist litterarischen Beschäftigungen gewidmet. – Meine Gattin und mein Bruder, der seit vorigem Herbst hier lebt, lassen sich Ihnen bestens empfehlen. Ich habe die Ehre mit der wärmsten Ergebenheit und aufrichtigsten Hochachtung zu seyn,
mein werthester Herr Hofrath,
Ihr gehorsamster
AWSchlegel.
Einige Druckfehler, die sich eingeschlichen haben, werden Sie leicht bemerken. Sie würden mich verbinden, wenn Sie bey Gelegenheit Herrn Stadtrichter Cruse freundschaftlich von mir grüßen wollten.
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