• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Weimar · Place of Destination: Coppet · Date: 12. Juli [1804]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Weimar
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 12. Juli [1804]
  • Notations: Datum (Jahr) erschlossen
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 121‒123.
  • Incipit: „[1] Weimar den 12ten Juli [1804]
    Ich schreibe Ihnen wieder liebster Freund aus Weimar aber freilich hätte ich es schon vor einigen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,27
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,3 x 12,7 cm
    Language
  • German
[1] Weimar den 12ten Juli [1804]
Ich schreibe Ihnen wieder liebster Freund aus Weimar aber freilich hätte ich es schon vor einigen Tagen thun sollen und darüber quäle ich mich selbst mit Vorwürfen. Wen[n] ich sehe wie treu und eifrig Sie mein lieber geliebter Freund an mich denken für mich sorgen so straffe ich mich selbst für diese ungeheure Nachlässigkeit. Nur dieß eine mag mir zur Entschuldigung dienen Sie wissen selbst wie ich diese Sünde oft gegen meinen Bruder von Berlin aus begieng und wie sehr ich es immer bereute und doch niemals ablegen konte. Sie solten einmal eine generall Vergebung für alle diese Unterlassungssünden die ich schon begangen habe und noch begehen werde schiken damit mein Herz nur ruhig wäre. Über meine Gesundheit muß ich sagen es geht nicht ganz so gut als in Liebenstein und es wäre wohl vortreflich gewesen wen[n] ich noch ein Mohnaht dort hätte bleiben können aber leider war das des Geldes wegen nicht möglich den[n] es ist dort theuer. Glauben Sie das wir uns dort nicht besser einrichten konten und doch haben wir an 250 Thaler ausgeben müssen ohne die Reise. Da ich nun gar kein [2] Geld hatte so hat dies alles Knorring bezahlt dem ich ohnehin noch viel schuldig bin so das es mir oft Sorgen macht Sie kennen meine Ängstligkeit so bin ich nun bei jedem Thaler peinlig da ich alles von meinem Bruder habe was ich zum täglichen Leben brauche und doch brauche ich jezt viel da ich die Medizin fortsetze und Wilhelm den Keuchhusten hat der zwar nicht gefährlich ist aber ihn sehr angreift. Wen[n] es Ihnen liebster Freund möglich ist so thun Sie gewiß etwas doch nicht so das mein Bruder glaubt ich habe geklagt. Felix ist so gewachsen und starck geworden das er wie ein Riesenkind aussieht dabei spricht er beinahe alles, er steht oft vor Ihrem Bilde und behauptet Schlegel wäre schmutzig und ich solte ihn waschen womit er die schwarze Kreide meint. Wilhelm hat andere dumme Gedanken und will gern auch so einen Schlegel haben und meint ich könte den für ihn bei einem Glaser bestellen weil das Glas darüber ist.
Felix ist so gros und dick geworden das er die Kleider die Wilhelm doch getragen [3] hat wie er beinahe 4 Jahre alt war nicht tragen kann und ich muß ihm lauter neue machen welches mir auch jezt eine grosse Ausgabe macht. Wen[n] ich [ihn] ansehe so kann ich es oft nicht glauben das er so jung ist und dabei ist es das schönste Kind welches ich kenne.
Doch genug davon ich kann immer nicht aufhören von den Kindern zu schreiben und glaube das Sie es eben so gerne lesen werden. Jezt den Auftrag meines Bruders. Er bittet Sie liebster Freund zu bedenken wie wen[n] er die Arbeit in der Schweitz annehmen wolte es alle seine Pläne zerstört und ihn so lange in Deutschland aufhalten wirde da er selbst gesonnen ist hier keine neue Bestellungen mehr anzunehmen um nur so bald als möglig fortzukommen. Auch wäre die Arbeit zu klein als das er ohne die höchste Unverschämtheit eine solche Summe fodern könte die ihm die Zeit und Stöhrung ersezte. Dagegen liebster Freund wen[n] wir hier im Februar zu anfang abreisen welches wir können da es dem Frühling entgegengeht so sind wir gewiß wen[n] Sie [4] aus Neapel zurik kommen in Rom, dan bleiben wir volle zwei Mohnahte zusammen und sehen uns so in den schönsten Lande wieder worauf sich mein Herz ganz unaussprechlich freut. Dieser Plan geliebter Freund ist ganz einfach und verträgt sich mit allen Wünschen.
Ich kann mich ganz in das süße unnennbare Glück verlieren wen[n] ich dan dort alles was ich liebe unter dem reinsten Himmel vereinigen kann. Stöhren Sie liebster bester Freund durch kein Misvergnügen über unsern Plan meine Freude und denken Sie sich das grosse überschwengliche Glück alles was Sie lieben dort gesund in Freiheit und fröhlig zu sehn. O die kostbare himlische Freiheit niemals will ich dies Kleinod wieder verliehren, nur der kent ihren Wehrt der so wie ich in der drükendsten Sclaverei geschmachtet hat.
Und Bernhardi schreibt in jedem Briefe so als ob nichts in der Welt so gewiß wäre als das ich im September wieder zu ihm käme, wie bald wäre da die Freude aus. [5] Wie schlecht dieser Mann sich nimmt will ich Ihnen auch noch schreiben. Sie kennen die Winkler, diese unglückliche Person wird von ihrem Mann so schlecht behandelt das sie sich will scheiden lassen und dieß wird auch keinen Schwierigkeiten unterworfen sein da er sich andre Mädchen hält und sich überhaupt alles erlaubt und die Scheidung selber wünscht. Diese Unglückliche ist zu B[ernhardi] gekommen und hat ihn gebehten mir zu [schreiben] ob ich sie nicht wen[n] ich auf Michaeli nach Berlin käme in Dienst nehmen wolte. Bernhardi weiß nun wie ungeschickt sie zu allen Diengen ist und wirde bei seinem Geiz wen[n] er ehrlig glaubte nichts thun als mir schreiben wie ich [mich] darauf nicht einlassen solte da wir selbst nichts übrig hätten um es auf andere zu verwenden. Sie wissen ja wie viel Streit oft um eine Malzeit war wen[n] ich sie einem gab der es bedurfte. Stadt dessen schreibt er so. (Du wirst bei Deiner Antwort hirauf die ich Dich schriftlich an Sie zu richten bitte es nicht vergessen daß Du Dich nicht auf irgend etwaß ohne Deinen grösten Nachtheil einlassen kanst bevor sie geschieden. Denn die Rechte der Eheleute gegenseitig und gegen die Kinder gelten [6] überall und ohne alle Vorrechte sobald die Person anerkant ist. Es könte also ihr Mann wen[n] Du sie im Dienst nähmest sie in jeden Augenblick von Dir mit Gewalt zurikfodern wenn er sagte seine Frau habe ihn verlassen und sie solle jezt bei ihm sein, ja Du köntest am Ende selbst als diese Verlassung begünstigende in Anspruch genommen werden. Bedenke Dich daher wohl was Du thuhst.) Sie sehen mein liebster Freund das dies alles blos an mich gerichtet ist besonders ist die Erwähnung der Kinder gar zu plat da diese Frau niemals welche gehabt hat. Nach diesem Brief der die Drohung enthielt erhielt ich einen voll der zärtlichsten Ausdrücke und zugleich für Wilhelm zu seinem Geburts Tage eine Uhr die etwa 4 Thaler kosten mochte und für mich einen neumodischen Fächer mit dem Sonnet worin er mir in der Zukunft einen Garten verspricht. Sie sehen das es eine recht überlegte Schlechtigkeit von allen Seiten ist. Jezt habe ich wieder einen Brief erhalten worin er mir vorschlägt er wolle in den Ferien hieher kommen und ich möchte ihm das Geld dazu leihen. Ich habe ganz kaltblühtig darauf erwiedert das ich kein Geld hätte und das ich jezt auch ohnmöglich wünschen könte ihn zu sehen, er selbst möchte bedenken wieviel [7] Unheil darauß entsprungen sei das er mir im vorigen Jahre nach Dresden nachgekommen wäre und so könte er sich da ich jede Bewegung des Gemühts vermeiden müsse erklären warum ich es nicht wünsche. Sie sehen mein geliebter Freund mit welcher Kaltblütigkeit ich seiner Schlechtigkeit entgegen komme. Will er nun doch hieher kommen so ist mein Entschluß auf diesen Fall gefaßt, wen[n] er den Abend ankömt so pake ich in derselben Nacht meine Sachen ein und reise weg, Knorring wirde mich begleiten wohin ich will. Ich habe mit der grossen Kränklichkeit auch diese Reizbarkeit verlohren die mich sonst gleich ausser Fassung brachte und da ich kaltes Blut gewonnen habe so soll er gewiß gegen mich verliehren. Nun genug von diesem Ungeheuer. Wissen Sie liebster Freund das ich seitdem ich von Liebenstein hier bin recht fleissig und auch in der That schon den ersten Ackt von Egidio und Isabella einem Schauspiel fertig habe. Ich lasse ihn jezt abschreiben und denke den 2ten und dritten auch bald zu beendigen dan [8] will ich es Ihnen liebster Freund sogleich schiken und ich hoffe Sie sollen Ihre Freude daran haben. Knorring hat eine so dumme Liebe dazu das es durchaus auf eigne Kosten soll gedruckt werden und bittet nun Sie um Raht wie es gemacht werden kann. Wenn Sie liebster Freund meinen das es nicht geht so werden Sie es ihm schon ausreden. Beim Husten den ich habe greift mich das Schreiben etwas an und ich muß schliessen. Schreiben Sie doch bald an Wilhelm wie Sie versprochen haben einen kleinen Brief er fragt alle Tage ob der noch nicht ankömt und läßt Ihnen sagen das Sie ihn nicht vergessen möchten.
Henriette läßt sich empfelen und Sie bitten da sie sich bald verheirathen wird das Sie sich ihrer mit einem Hochzeitgeschenck erinnern möchten.
Leben Sie wohl mein theurer Freund wie glücklig wie froh und heiter werden wir uns wiedersehn. Knorring und die Kinder grüssen Sie tausendmal.
S[ophie] Tieck
[1] Weimar den 12ten Juli [1804]
Ich schreibe Ihnen wieder liebster Freund aus Weimar aber freilich hätte ich es schon vor einigen Tagen thun sollen und darüber quäle ich mich selbst mit Vorwürfen. Wen[n] ich sehe wie treu und eifrig Sie mein lieber geliebter Freund an mich denken für mich sorgen so straffe ich mich selbst für diese ungeheure Nachlässigkeit. Nur dieß eine mag mir zur Entschuldigung dienen Sie wissen selbst wie ich diese Sünde oft gegen meinen Bruder von Berlin aus begieng und wie sehr ich es immer bereute und doch niemals ablegen konte. Sie solten einmal eine generall Vergebung für alle diese Unterlassungssünden die ich schon begangen habe und noch begehen werde schiken damit mein Herz nur ruhig wäre. Über meine Gesundheit muß ich sagen es geht nicht ganz so gut als in Liebenstein und es wäre wohl vortreflich gewesen wen[n] ich noch ein Mohnaht dort hätte bleiben können aber leider war das des Geldes wegen nicht möglich den[n] es ist dort theuer. Glauben Sie das wir uns dort nicht besser einrichten konten und doch haben wir an 250 Thaler ausgeben müssen ohne die Reise. Da ich nun gar kein [2] Geld hatte so hat dies alles Knorring bezahlt dem ich ohnehin noch viel schuldig bin so das es mir oft Sorgen macht Sie kennen meine Ängstligkeit so bin ich nun bei jedem Thaler peinlig da ich alles von meinem Bruder habe was ich zum täglichen Leben brauche und doch brauche ich jezt viel da ich die Medizin fortsetze und Wilhelm den Keuchhusten hat der zwar nicht gefährlich ist aber ihn sehr angreift. Wen[n] es Ihnen liebster Freund möglich ist so thun Sie gewiß etwas doch nicht so das mein Bruder glaubt ich habe geklagt. Felix ist so gewachsen und starck geworden das er wie ein Riesenkind aussieht dabei spricht er beinahe alles, er steht oft vor Ihrem Bilde und behauptet Schlegel wäre schmutzig und ich solte ihn waschen womit er die schwarze Kreide meint. Wilhelm hat andere dumme Gedanken und will gern auch so einen Schlegel haben und meint ich könte den für ihn bei einem Glaser bestellen weil das Glas darüber ist.
Felix ist so gros und dick geworden das er die Kleider die Wilhelm doch getragen [3] hat wie er beinahe 4 Jahre alt war nicht tragen kann und ich muß ihm lauter neue machen welches mir auch jezt eine grosse Ausgabe macht. Wen[n] ich [ihn] ansehe so kann ich es oft nicht glauben das er so jung ist und dabei ist es das schönste Kind welches ich kenne.
Doch genug davon ich kann immer nicht aufhören von den Kindern zu schreiben und glaube das Sie es eben so gerne lesen werden. Jezt den Auftrag meines Bruders. Er bittet Sie liebster Freund zu bedenken wie wen[n] er die Arbeit in der Schweitz annehmen wolte es alle seine Pläne zerstört und ihn so lange in Deutschland aufhalten wirde da er selbst gesonnen ist hier keine neue Bestellungen mehr anzunehmen um nur so bald als möglig fortzukommen. Auch wäre die Arbeit zu klein als das er ohne die höchste Unverschämtheit eine solche Summe fodern könte die ihm die Zeit und Stöhrung ersezte. Dagegen liebster Freund wen[n] wir hier im Februar zu anfang abreisen welches wir können da es dem Frühling entgegengeht so sind wir gewiß wen[n] Sie [4] aus Neapel zurik kommen in Rom, dan bleiben wir volle zwei Mohnahte zusammen und sehen uns so in den schönsten Lande wieder worauf sich mein Herz ganz unaussprechlich freut. Dieser Plan geliebter Freund ist ganz einfach und verträgt sich mit allen Wünschen.
Ich kann mich ganz in das süße unnennbare Glück verlieren wen[n] ich dan dort alles was ich liebe unter dem reinsten Himmel vereinigen kann. Stöhren Sie liebster bester Freund durch kein Misvergnügen über unsern Plan meine Freude und denken Sie sich das grosse überschwengliche Glück alles was Sie lieben dort gesund in Freiheit und fröhlig zu sehn. O die kostbare himlische Freiheit niemals will ich dies Kleinod wieder verliehren, nur der kent ihren Wehrt der so wie ich in der drükendsten Sclaverei geschmachtet hat.
Und Bernhardi schreibt in jedem Briefe so als ob nichts in der Welt so gewiß wäre als das ich im September wieder zu ihm käme, wie bald wäre da die Freude aus. [5] Wie schlecht dieser Mann sich nimmt will ich Ihnen auch noch schreiben. Sie kennen die Winkler, diese unglückliche Person wird von ihrem Mann so schlecht behandelt das sie sich will scheiden lassen und dieß wird auch keinen Schwierigkeiten unterworfen sein da er sich andre Mädchen hält und sich überhaupt alles erlaubt und die Scheidung selber wünscht. Diese Unglückliche ist zu B[ernhardi] gekommen und hat ihn gebehten mir zu [schreiben] ob ich sie nicht wen[n] ich auf Michaeli nach Berlin käme in Dienst nehmen wolte. Bernhardi weiß nun wie ungeschickt sie zu allen Diengen ist und wirde bei seinem Geiz wen[n] er ehrlig glaubte nichts thun als mir schreiben wie ich [mich] darauf nicht einlassen solte da wir selbst nichts übrig hätten um es auf andere zu verwenden. Sie wissen ja wie viel Streit oft um eine Malzeit war wen[n] ich sie einem gab der es bedurfte. Stadt dessen schreibt er so. (Du wirst bei Deiner Antwort hirauf die ich Dich schriftlich an Sie zu richten bitte es nicht vergessen daß Du Dich nicht auf irgend etwaß ohne Deinen grösten Nachtheil einlassen kanst bevor sie geschieden. Denn die Rechte der Eheleute gegenseitig und gegen die Kinder gelten [6] überall und ohne alle Vorrechte sobald die Person anerkant ist. Es könte also ihr Mann wen[n] Du sie im Dienst nähmest sie in jeden Augenblick von Dir mit Gewalt zurikfodern wenn er sagte seine Frau habe ihn verlassen und sie solle jezt bei ihm sein, ja Du köntest am Ende selbst als diese Verlassung begünstigende in Anspruch genommen werden. Bedenke Dich daher wohl was Du thuhst.) Sie sehen mein liebster Freund das dies alles blos an mich gerichtet ist besonders ist die Erwähnung der Kinder gar zu plat da diese Frau niemals welche gehabt hat. Nach diesem Brief der die Drohung enthielt erhielt ich einen voll der zärtlichsten Ausdrücke und zugleich für Wilhelm zu seinem Geburts Tage eine Uhr die etwa 4 Thaler kosten mochte und für mich einen neumodischen Fächer mit dem Sonnet worin er mir in der Zukunft einen Garten verspricht. Sie sehen das es eine recht überlegte Schlechtigkeit von allen Seiten ist. Jezt habe ich wieder einen Brief erhalten worin er mir vorschlägt er wolle in den Ferien hieher kommen und ich möchte ihm das Geld dazu leihen. Ich habe ganz kaltblühtig darauf erwiedert das ich kein Geld hätte und das ich jezt auch ohnmöglich wünschen könte ihn zu sehen, er selbst möchte bedenken wieviel [7] Unheil darauß entsprungen sei das er mir im vorigen Jahre nach Dresden nachgekommen wäre und so könte er sich da ich jede Bewegung des Gemühts vermeiden müsse erklären warum ich es nicht wünsche. Sie sehen mein geliebter Freund mit welcher Kaltblütigkeit ich seiner Schlechtigkeit entgegen komme. Will er nun doch hieher kommen so ist mein Entschluß auf diesen Fall gefaßt, wen[n] er den Abend ankömt so pake ich in derselben Nacht meine Sachen ein und reise weg, Knorring wirde mich begleiten wohin ich will. Ich habe mit der grossen Kränklichkeit auch diese Reizbarkeit verlohren die mich sonst gleich ausser Fassung brachte und da ich kaltes Blut gewonnen habe so soll er gewiß gegen mich verliehren. Nun genug von diesem Ungeheuer. Wissen Sie liebster Freund das ich seitdem ich von Liebenstein hier bin recht fleissig und auch in der That schon den ersten Ackt von Egidio und Isabella einem Schauspiel fertig habe. Ich lasse ihn jezt abschreiben und denke den 2ten und dritten auch bald zu beendigen dan [8] will ich es Ihnen liebster Freund sogleich schiken und ich hoffe Sie sollen Ihre Freude daran haben. Knorring hat eine so dumme Liebe dazu das es durchaus auf eigne Kosten soll gedruckt werden und bittet nun Sie um Raht wie es gemacht werden kann. Wenn Sie liebster Freund meinen das es nicht geht so werden Sie es ihm schon ausreden. Beim Husten den ich habe greift mich das Schreiben etwas an und ich muß schliessen. Schreiben Sie doch bald an Wilhelm wie Sie versprochen haben einen kleinen Brief er fragt alle Tage ob der noch nicht ankömt und läßt Ihnen sagen das Sie ihn nicht vergessen möchten.
Henriette läßt sich empfelen und Sie bitten da sie sich bald verheirathen wird das Sie sich ihrer mit einem Hochzeitgeschenck erinnern möchten.
Leben Sie wohl mein theurer Freund wie glücklig wie froh und heiter werden wir uns wiedersehn. Knorring und die Kinder grüssen Sie tausendmal.
S[ophie] Tieck
×
×