• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Florenz · Place of Destination: Carrara · Date: 27.05.1816
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Florenz
  • Place of Destination: Carrara
  • Date: 27.05.1816
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 36283637X
  • Bibliography: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hg. v. Karl von Holtei. Bd. 2. Hannover 1872, S. 82‒84.
  • Weitere Drucke: Hildebrandt, Edmund: Friedrich Tieck. Ein Beitrag zur deutschen Kunstgeschichte im Zeitalter Goethes und der Romantik. Leipzig 1906, S. 78, Anm. 2.
  • Incipit: „[1] Florenz d. 27ten Mai 1816.
    Liebster Freund!
    Ich habe Deine Briefe empfangen und den an Bartolini besorgt. Roccaʼs Büste ist auch angekommen, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(66)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 20,8 x 12,9 cm
    Language
  • German
[1] Florenz d. 27ten Mai 1816.
Liebster Freund!
Ich habe Deine Briefe empfangen und den an Bartolini besorgt. Roccaʼs Büste ist auch angekommen, ich finde sie meisterlich, hier im Hause aber haben sie nun allerley daran zu tadeln, da sie solche doch in Pisa für vortrefflich und äußerst ähnlich erklärt. Ich bin sehr ergrimmt und habe ihnen meine Meynung gesagt, wie unendlich der Künstler zu beklagen sey, der für Leute arbeitet, die kein Auge und keinen Sinn für die Kunst haben, und am Ende selbst nicht wissen was sie wollen, und ihre Meynung von heute auf morgen ändern. Bartolini hat die Büste sehr gelobt, nur gemeynt es wäre an den Augen etwas zu ändern, was ihnen mehr Leben geben würde. Ich habe ihn nicht gesprochen, er mag Dir das selbst schreiben und erklären. Die Augensterne haben mir gleich nicht gefallen, vielleicht wäre es besser sie wegzulassen? Das mag wahr seyn, daß Rocca jetzt weniger krankhaft und erstorben aussieht als damals. Aber mit dem Adlerblicke, den der gute Mann zu haben sich einbildet, daraus wird doch nichts, wenn er auch kerngesund würde. Diesem nach soll ich nun R.ʼs Büste in Marmor abbestellen, wofern Du die Arbeit noch nicht angefangen hast. Ich denke, dieß wird Dir eher lieb seyn als das Gegentheil, da Du doch nur Mühe und keinen Gewinn davon gehabt hättest. Ist sie aber schon ins Werk gesetzt, so muß es dabey bleiben, und in diesem Falle melde es mir sogleich.
Von Frau von Broglie ihrer Büste werden jetzt zwey Exemplare hinreichend seyn, und die eine davon mache nur ohne Augensterne, wie ich Dir sagte.
[2] Je weniger Du von diesen Nebenarbeiten hast, desto besser. Denn es ist wahrlich dringend, daß Du endlich von Carrara Dich los machst und wieder nach Rom kommst, damit Deine Arbeiten von Kennern und von einer Menge Menschen gesehen werden.
Cockerell sagte mir, er sey mehrmals an Deiner Thüre gewesen, habe Dich aber nicht zu Hause gefunden. Er hat mir auch ein Exemplar seiner Büste für Dich gegeben, das ich bei Bartolini zurückzulassen denke. Vielleicht kommt Cockerell nach Carrara, und ich wollte es: es ist eine Bekanntschaft, die in der Folge für England nützlich werden kann.
Ein Exemplar meiner Schrift über die Venetianische Quadriga werde ich wohl auch bei Bartolini niederlegen, um Dir kein Postgeld zu verursachen. Morgen wird der Druck beendet seyn. Diese antiquarische Kleinigkeit wird sich hoffe ich ganz zierlich ausnehmen. Seit Deiner Abreise habe ich noch eine Prüfung der syrakusanischen Münzen vorgenommen, die ganz gegen Cicognara ist. Hätte die Sache früher bedacht, so hätte ich eine herrliche Quadriga als eine Titel-Vignette im Umriß stechen lassen.
Meine Vorlesungen über dramatische Kunst und Litteratur sind nun auch ins Englische übersetzt, wie es scheint aus dem Original. Die wichtigste Engl. Zeitschrift, die Edinburger, giebt eine Beurtheilung und Auszug auf 40 enggedruckten Seiten.
Wenn Du es einrichten kannst keinen Vorschuß von mir nöthig zu haben, so wird es mir desto lieber seyn; doch halte ich Dir auf jeden Fall mein Versprechen ‒ nur muß ich es eine Zeit voraus wissen, um Anstalten treffen zu können.
Unsre Abreise scheint definitiv auf nächsten Sonnabend, oder Sonntag, festgesetzt zu seyn. Frau von Stael hat ein Landgut in hiesiger Gegend gekauft, und bringt zuvor dieß Geschäft in Richtigkeit.
Fräulein von Hartel ist Dir sehr dankbar, daß Du Dich des [3] Versprechen erinnerst, eine Zeichnung für sie zu machen. Sie wird die nächsten Monate hier bleiben.
Lebe tausendmal wohl!
Eine hiesige gelehrte Gesellschaft, Società Fiorentina Colombaria hat mich zum Mitgliede aufgenommen.
[1] Florenz d. 27ten Mai 1816.
Liebster Freund!
Ich habe Deine Briefe empfangen und den an Bartolini besorgt. Roccaʼs Büste ist auch angekommen, ich finde sie meisterlich, hier im Hause aber haben sie nun allerley daran zu tadeln, da sie solche doch in Pisa für vortrefflich und äußerst ähnlich erklärt. Ich bin sehr ergrimmt und habe ihnen meine Meynung gesagt, wie unendlich der Künstler zu beklagen sey, der für Leute arbeitet, die kein Auge und keinen Sinn für die Kunst haben, und am Ende selbst nicht wissen was sie wollen, und ihre Meynung von heute auf morgen ändern. Bartolini hat die Büste sehr gelobt, nur gemeynt es wäre an den Augen etwas zu ändern, was ihnen mehr Leben geben würde. Ich habe ihn nicht gesprochen, er mag Dir das selbst schreiben und erklären. Die Augensterne haben mir gleich nicht gefallen, vielleicht wäre es besser sie wegzulassen? Das mag wahr seyn, daß Rocca jetzt weniger krankhaft und erstorben aussieht als damals. Aber mit dem Adlerblicke, den der gute Mann zu haben sich einbildet, daraus wird doch nichts, wenn er auch kerngesund würde. Diesem nach soll ich nun R.ʼs Büste in Marmor abbestellen, wofern Du die Arbeit noch nicht angefangen hast. Ich denke, dieß wird Dir eher lieb seyn als das Gegentheil, da Du doch nur Mühe und keinen Gewinn davon gehabt hättest. Ist sie aber schon ins Werk gesetzt, so muß es dabey bleiben, und in diesem Falle melde es mir sogleich.
Von Frau von Broglie ihrer Büste werden jetzt zwey Exemplare hinreichend seyn, und die eine davon mache nur ohne Augensterne, wie ich Dir sagte.
[2] Je weniger Du von diesen Nebenarbeiten hast, desto besser. Denn es ist wahrlich dringend, daß Du endlich von Carrara Dich los machst und wieder nach Rom kommst, damit Deine Arbeiten von Kennern und von einer Menge Menschen gesehen werden.
Cockerell sagte mir, er sey mehrmals an Deiner Thüre gewesen, habe Dich aber nicht zu Hause gefunden. Er hat mir auch ein Exemplar seiner Büste für Dich gegeben, das ich bei Bartolini zurückzulassen denke. Vielleicht kommt Cockerell nach Carrara, und ich wollte es: es ist eine Bekanntschaft, die in der Folge für England nützlich werden kann.
Ein Exemplar meiner Schrift über die Venetianische Quadriga werde ich wohl auch bei Bartolini niederlegen, um Dir kein Postgeld zu verursachen. Morgen wird der Druck beendet seyn. Diese antiquarische Kleinigkeit wird sich hoffe ich ganz zierlich ausnehmen. Seit Deiner Abreise habe ich noch eine Prüfung der syrakusanischen Münzen vorgenommen, die ganz gegen Cicognara ist. Hätte die Sache früher bedacht, so hätte ich eine herrliche Quadriga als eine Titel-Vignette im Umriß stechen lassen.
Meine Vorlesungen über dramatische Kunst und Litteratur sind nun auch ins Englische übersetzt, wie es scheint aus dem Original. Die wichtigste Engl. Zeitschrift, die Edinburger, giebt eine Beurtheilung und Auszug auf 40 enggedruckten Seiten.
Wenn Du es einrichten kannst keinen Vorschuß von mir nöthig zu haben, so wird es mir desto lieber seyn; doch halte ich Dir auf jeden Fall mein Versprechen ‒ nur muß ich es eine Zeit voraus wissen, um Anstalten treffen zu können.
Unsre Abreise scheint definitiv auf nächsten Sonnabend, oder Sonntag, festgesetzt zu seyn. Frau von Stael hat ein Landgut in hiesiger Gegend gekauft, und bringt zuvor dieß Geschäft in Richtigkeit.
Fräulein von Hartel ist Dir sehr dankbar, daß Du Dich des [3] Versprechen erinnerst, eine Zeichnung für sie zu machen. Sie wird die nächsten Monate hier bleiben.
Lebe tausendmal wohl!
Eine hiesige gelehrte Gesellschaft, Società Fiorentina Colombaria hat mich zum Mitgliede aufgenommen.
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