• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 06.03.1831
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 06.03.1831
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 36283637X
  • Bibliography: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hg. v. Karl von Holtei. Bd. 2. Hannover 1872, S. 103‒104.
  • Incipit: „[1] Bonn d. 6ten März 1831.
    Theuerster Freund!
    Verzeih meine Versäumniß. Schon vor vierzehn Tagen hätte ich Dir melden sollen, daß die Marmorbüste [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(78)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 21,2 x 12,9 cm
    Language
  • German
[1] Bonn d. 6ten März 1831.
Theuerster Freund!
Verzeih meine Versäumniß. Schon vor vierzehn Tagen hätte ich Dir melden sollen, daß die Marmorbüste nebst dem Postament gesund und wohlbehalten angelangt ist. Ich ließ sogleich DʼAlton herbeirufen, der auch die Gefälligkeit hatte, die Handwerker bey dem Auspacken zu leiten, damit nicht etwa eine Unvorsichtigkeit vorfiele. Alles gerieth aufʼs Beste, und die Büste wurde an dem vortheilhaftesten Platze aufgestellt, der sich in meinem Hause dafür ausmitteln läßt. Zweimal ist das herrliche Werk nun schon bei meiner Abendvorlesung für Damen, wo sich eine Gesellschaft von 40‒50 Personen versammelt, bewundert worden. Eine sehr liebenswürdige und gebildete Dame, die Gräfin B. hatte einen Lorbeerkranz unter ihrem Shawl versteckt, und schmückte die Büste damit, ehe ich mich dessen versah. Ich sandte ihr darauf folgende Zeilen:
Glückliches Marmorbild! Wer senktʼ auf die
Scheitel den Lorbeer
Rasch, wie mit himmlischer Hand? Eine der
Musen gewiß.
[2] Allen Fremden, die mich besuchen, fällt die Büste gleich beim Eintritte in die Augen; und deren kommen im Sommer viele, sowohl Ausländer als Deutsche, so daß Dein Licht hier gewiß nicht unter den Scheffel gestellt ist.
Auch steht das Kunstwerk in einer würdigen Umgebung: meine beiden Gesellschaftszimmer, das eine, (der Speisaal,) das Indische, ‒ das andre das Chinesische genannt, sind, ich darf sagen, auf eine geschmackvolle und geniale Art möblirt und ausgeschmückt. Ueberhaupt ist mein Haus nicht nur wohnlich und bequem, sondern es ist auch auf das Schöne darin Rücksicht genommen. Es muß den Geschmack des Besitzers verkündigen. Ich tausche längst nicht mit Goethe, von dessen Einrichtung man so viel gerühmt hat.
Hast Du wohl beherzigt, was ich Dir über eine Reise an den Rhein geschrieben? Fasse nur einen Entschluss; ich bin gewiß, es würde sehr erheiternd auf Dich wirken. Ich will Dir die schönsten hiesigen Frauen und Fräulein einladen. Melde mir Deine Ankunft zeitig, damit Deine Wohnung bereit stehe. Lassʼ es Dir nicht nachsagen, Dein Bruder sey weit rüstiger zum Reisen, wiewohl er so schwach auf den Beinen ist.
[3] Sogleich nach Eingang Deiner Berechnung habe ich 40 Thlr. abgesendet, mit allen möglichen Postvorsichten. Ich hoffe, sie sind richtig angekommen.
Dein unveränderlich-
treuer Freund
A. W. v. Schl.
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[1] Bonn d. 6ten März 1831.
Theuerster Freund!
Verzeih meine Versäumniß. Schon vor vierzehn Tagen hätte ich Dir melden sollen, daß die Marmorbüste nebst dem Postament gesund und wohlbehalten angelangt ist. Ich ließ sogleich DʼAlton herbeirufen, der auch die Gefälligkeit hatte, die Handwerker bey dem Auspacken zu leiten, damit nicht etwa eine Unvorsichtigkeit vorfiele. Alles gerieth aufʼs Beste, und die Büste wurde an dem vortheilhaftesten Platze aufgestellt, der sich in meinem Hause dafür ausmitteln läßt. Zweimal ist das herrliche Werk nun schon bei meiner Abendvorlesung für Damen, wo sich eine Gesellschaft von 40‒50 Personen versammelt, bewundert worden. Eine sehr liebenswürdige und gebildete Dame, die Gräfin B. hatte einen Lorbeerkranz unter ihrem Shawl versteckt, und schmückte die Büste damit, ehe ich mich dessen versah. Ich sandte ihr darauf folgende Zeilen:
Glückliches Marmorbild! Wer senktʼ auf die
Scheitel den Lorbeer
Rasch, wie mit himmlischer Hand? Eine der
Musen gewiß.
[2] Allen Fremden, die mich besuchen, fällt die Büste gleich beim Eintritte in die Augen; und deren kommen im Sommer viele, sowohl Ausländer als Deutsche, so daß Dein Licht hier gewiß nicht unter den Scheffel gestellt ist.
Auch steht das Kunstwerk in einer würdigen Umgebung: meine beiden Gesellschaftszimmer, das eine, (der Speisaal,) das Indische, ‒ das andre das Chinesische genannt, sind, ich darf sagen, auf eine geschmackvolle und geniale Art möblirt und ausgeschmückt. Ueberhaupt ist mein Haus nicht nur wohnlich und bequem, sondern es ist auch auf das Schöne darin Rücksicht genommen. Es muß den Geschmack des Besitzers verkündigen. Ich tausche längst nicht mit Goethe, von dessen Einrichtung man so viel gerühmt hat.
Hast Du wohl beherzigt, was ich Dir über eine Reise an den Rhein geschrieben? Fasse nur einen Entschluss; ich bin gewiß, es würde sehr erheiternd auf Dich wirken. Ich will Dir die schönsten hiesigen Frauen und Fräulein einladen. Melde mir Deine Ankunft zeitig, damit Deine Wohnung bereit stehe. Lassʼ es Dir nicht nachsagen, Dein Bruder sey weit rüstiger zum Reisen, wiewohl er so schwach auf den Beinen ist.
[3] Sogleich nach Eingang Deiner Berechnung habe ich 40 Thlr. abgesendet, mit allen möglichen Postvorsichten. Ich hoffe, sie sind richtig angekommen.
Dein unveränderlich-
treuer Freund
A. W. v. Schl.
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