• Karl Schütz to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Bielefeld · Place of Destination: Bonn · Date: 22.05.1834
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Karl Schütz
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Bielefeld
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 22.05.1834
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34477
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.43
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 26,6 x 22 cm
  • Incipit: „[1] Hochwohlgeborner Herr,
    Hochverehrter Herr Professor,
    Ew. Hochwohlgeboren werden gewiß gern die Kühnheit entschuldigen, mit der ich, e[in] in der literarischen Welt [...]“
    Language
  • German
  • Sanskrit
  • Latin
  • English
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Golyschkin, Ruth
  • Hanneder, Jürgen
[1] Hochwohlgeborner Herr,
Hochverehrter Herr Professor,
Ew. Hochwohlgeboren werden gewiß gern die Kühnheit entschuldigen, mit der ich, e[in] in der literarischen Welt ganz unbekanntes Individuum, es wage, mich Ihnen zu nähern, wenn Sie erfahren, daß ich seit 8 Jahren meine, freilich zu Zeiten sehr beschränkte Muße, dem Studium der edlen Sanskritsprache gewidmet habe. Hat mir doch mein Freund Boisen aus Dänemark die Versicherung gegeben, daß Ew. Hochwohlgeboren jeden jüngren Sanskritisten mit der freundlichsten Theilnahme [em]pfangen – so darf ich denn auch wohl hoffen, daß Sie mir Ihre Ermunterung [nicht] versagen werden, wie Sie mich ja schon bisher durch Ihre trefflichen Schriften so außerordentlich gefördert haben. – Ich kann nicht aussprechen, wie sehr ich mich [nach] Mittheilung über mein Lieblingsstudium sehne, um so mehr, da ich bisher [nur] aus Büchern mein Wissen schöpfte, indem zu der Zeit, als ich in Halle studirte, dort noch kein Lehrstuhl des Sanskrit errichtet war, u. mir meine Verhältni[sse] nicht erlaubten, noch eine andre Universität zu besuchen, oder gar Reisen nac[h] London und Paris zu unternehmen. Dagegen habe ich alles Mögliche gethan, und mir nicht nur sämmtliche Europäische Ausgaben von Sanskritwerken, sondern auch die wichtigsten in Calcutta erschienenen zu verschaffen. Mein Durst nach indischer Poesie ist indessen bei weitem noch nicht gelöscht; namentlich habe ich das größte Verlangen nach der Fortsetzung Ihres Rámáyana, dieses im Innern und Aeußern so herrlich ausgestatteten Werkes. Möchte es Ew. Hochwohlgeboren doch gefallen, den zweiten und die folgenden Bände recht bald dem Publicum zu übergeben! – Das Werk, dem ich seit einigen Jahren alle meine Kräfte widme, nachdem ich als Vorübung eine genaue Uebersetzung des Gitagovinda u. Meghaduta ausgearbeitet, – ist das Mágha-Kávyas, ein Werk, das die Ehre den großen Gedichten beigezählt zu werden, in vollem Maße verdient, dessen Verfasser sinnige Naturbetrachtung mit feiner Menschenkenntniß verbindet, und seine reiche Sprache mit seltner Meisterschaft handhabt. – Die Calcuttaer Ausgabe dieses Werkes ist zwar wegen der beigegebenen Scholim höchst schätzbar, aber sehr schlecht gedruckt, auch durch Druckfehler ungebührlich oft entstellt, so daß eine neue, correctere, mit einer Uebersetzung u. Anmerkungen versehene Ausgabe wünschenswerth seyn dürfte. Freilich wird mir die Vollendung derselben noch einige Jahre kosten, da ich nur während der Ferien anhaltend daran arbeiten kann, u. ich gerne auch das Erscheinen der von Rückert versprochenen Kirátárjuníyam abwartete. – Als ich die vortrefflichen Anmerkungen zum Hitopadesa [2] durchlas, bemerkte ich außer dem von Herrn Professor Lassen angeführten Verse noch mehrere andre aus dem Mágha entnommene, woraus man vielleicht wenigstens relativ auf das Alter dieses Dichters schließen könnte. Der Sl. 5 auf Seite 45 findet sich Mágha II, 32. u. fängt hier an sampadā susthitaṃmanyo, welches seltne Wort den Abschreiber des Hitopadesa irre geführt hat, aber ganz richtig vom Schol. erklärt wird susthitaṃ ātmānaṃ manyata iti susthitaṃmanya, u. aber so gebildet ist, wie vīraṃmanya in dem lehrreichen Bhatti Kávya XVI, 41. Der Sinn wäre also: wer bei geringem Glücke sich schon für hinlänglich sicher hält, dessen Glück, meine ich, vermehrt das Geschick nicht, das nun das Seinige gethan hat“ – u. manye dürfte nicht ironisch genommen werden. – Sl. 7, p. 81 steht Mágha II, 44, völlig wie in Ihrer Ausgabe. – Sl. 27, p. 86 ist aus Nal. XVI, 19 genommen, u. wäre danach vielleicht zu ändern. – Sl. 96 p. 97 steht Mágha II, 30, wonach sich die Lesarten ūrīkṛtya u. pratāyate (Vgl. Bopp R. 504) als die richtigen ergeben. – Sl. 19, p. 84, würde ich die Lesart des Petersb. Cod. pratibhānavān vorziehen. Das Wort kommt vor Mágha XVI, 1, wird dort ebenfalls von einem Boten gebraucht, u. der Schol. erklärt es „Einer, der im Stande ist, schnell eine Antwort zu ertheilen, wie sie die Umstände erfordern.“ Im Wilson II ed. wird ihm die Bed. bold, confident beigelegt. Ich glaube demnach nicht, daß Bopp zu Indral. IV, 8 Ursache hatte, die Erklärung der englischer Uebersetzer zu verwerfen. – Hr. Prof. Lassen führt Méghaduta 49 als Beispiel an, wo upari einem Zeitworte vorgesetzt sey. An dieser Stelle dürfte indessen wohl eher zu trennen seyn pakṣmotkṣepād upari vilasata [etc.] „Augen, die wegen des Aufschlags der Wimpern umherspielenden Antilopen gleichen. Eben so v. 56 darpotsekād upari u. s. w. „die Sarabhás, die wegen ihres Hochmuths dich geringschätzen werden u. s. w. Diese Construction des upari mit dem Abl. scheint selten zu seyn, wenigstens kann ich mich nicht erinnern, sie sonst wo gelesen zu haben. – Häufiger findet sich upari in seiner ursprünglichen, locativen Bedeutung: in der Höhe, oben. So Mágha VIII, 5. svaṃ rāgād upari vitanvatottarīyaṃ kāntena „durch den Geliebten, der aus Leidenschaft in der Höhe sein Gewand ausbreitete.“ upari ist keineswegs mit dem folgenden Zeitwort zu verbinden, und wird durch den Schol. abgesondert mit den Worten priyāyā mūrcchati erklärt. Ferner in dem schönen Verse Méghad. 109, wo upari dem nīcaiḥ entgegen gesetzt wird. – Lenz hat diesen Gebrauch nicht beachtet und die Schlußrede des Königs Urvas, p. 34 unrichtig übertragen. In der zweiten Zeile muß getrennt werden vibhidyopari karṇika [etc.]. Nachdem sie oben die Karnikára geöffnet, schlummern darin die Bienen; nalinī genauer Lotosmenge; krīḍāvai [etc.] heißt: der Papagei im Käfig, welcher das Lusthaus bewohnt, verlangt ermattet Wasser. – In pectoris quasi latebrar receptur ist ganz unverständlich. – Der Herausgeber hat sich noch an mehreren andren Stellen übereilt. – [3] So übersetzt er p. 50, l. 2, mīnatā avalambyate durch meditationi incambitur (!) – statt „Sie befleißen sich der Fischheit, (indem sie eben so wenig, wie die Fische mit den Augen blinzen) – p. 56, l. 10 udayādhipasya durch aquas devinienti, statt „dem Herrn des Aufgangs – p. 62 , l. 13 ist die Form saṃdhukṣita nicht verstanden – abzuleiten von der Wurzel dhukṣ Wils. dhuṣ Rosen,– woraus sich leicht die Bed. der fraglichen Stelle ergiebt „Ihre Liebesgluth ist entzündet durch das Ende der heißen Jahreszeit” – Zu p. 91, l. 10 wird die richtige Lesart prabhavati tarāṃ mit dem Beiworte insana beehrt; vgl. Mágha XIV, 42 wo tarāṃ durch atiśayena erklärt wird. Mágha I, 36 u. Ratnávali p. 62 u. p. 93. – Mehrerer andrer Versehen nicht zu gedenken. –
– Weit häufiger sind freilich noch die Uebersetzungsfehler in der von Bohlen herausgegebenen Chaur. u. den Sentenzen des Bhartrihari, so daß ich gesonnen bin, meine Anmerkungen dazu herauszugeben. – Ich erlaube mir jetzt nur, Ew. Hochwohlgeboren einige wenige Stellen zur geneigten Prüfung vorzulegen: Im 11ten Sl. des Chaur. ist ohne Zweifel sṛtavati zu lesen, u. demnach zu übersetzen: „Noch heute schwebt es meiner Seele vor, wie die lockige Königstochter, als ich in der Nacht genießt, mir, da ihr Zorn vergangen, das Heilswort: Lebe verkündigte, u. das Goldblatt ins Ohr heftete. – Daß die Indier das Niesen für ein unglückliches Zeichen hielten, ist schon aus Dapperʼs Reich des großen Mogul bekannt, wo sich p. 31, A die Worte finden: „Wenn sie irgend in einem Hause sind und schon allerdings Weegfertig, von dannen auszugehen; aber ungefähr jemand nieset, so werden sie alsobald wieder umkehren; denn dieß halten sie für ein böses Zeichen.“ – Diese Bewertung wird bestätigt durch eine Stelle des Mágha – IX, 83.
apayāti saroṣayā niraste kṛtakaṃ kāmini cukṣuve mṛgākṣyā /
kalayann api savyatho 'vatasthe 'śakunena skhalitaḥ kile 'taro 'pi //

„Da der Geliebte fortging, verstoßen von der zürnenden Rehaugigen, nieste sie verstellt; jener, obgleich er es wohl merkte, blieb bekümmert stehen, wie irre gemacht durch das unglückliche Zeichen.“ Der Schol. sagt bei cukṣuvetannirgamanapratibnadhārthaṃ. – In dem Schol. zu Chaur. II bezeichnet jiṃkāṃ den Laut beim Niesen – statt tyaktvā ist wahrscheinlich uktvā zu lesen, als Erklärung von paridṛtya; übrigens sind noch andre Stellen im Schol. corrumpirt – das Befestigen des Ohrgehänges ist vielleicht ein abergläubischer Gebrauch zur Abwendung von bösen Einflüssen. Vgl Wilson s.v. karṇavedha.Sl. 21 ist in der ersten Zeile zu übersetzen: „Sie, die wie ein feuchtes Gewand an meinen Gliedern hing.“ – Andre Stellen übergehe ich, um noch einige Beispiel von Mißverständnissen aus der ersten Centurie des Bhartrihari anzuführen. – Der Doppelsinn des Sl. 12 ist dem Herausg. völlig entgangen, u. der so zierliche, pikante Spruch ist dadurch höchst nüchtern geworden. [4] Deutsch würde er etwa lauten: „Die Haare sind zusammengebunden [überwinden ihre Leidenschaften] die Augen gehen bis zum andern Ufer des Ohrs [der h. Schrift] der innre Mund ist voll von den Reihen der von Natur weißen Zähne [von den Schaaren der durch ihre Natur reinen Brahmanen] das Brusthügelpaar schimmert durch den beständigen Aufenthalt der Perlen [die ewig Seligen] – obgleich so, o Schlanke, dein Körper in hoher Ruhe weilt, beunruhigt er uns doch. – Sl. 23 ist völlig falsch übersetzt, es ist nur von den unersättlichen Begierden der Männer die Rede; die richtige Lesart ist dṛṣṭvā xxx zu übertragen. „Wenn wir die Großaugige nicht sehen, verlangen wir bloß nach ihrem Anblick, sehen wir sie, begehren wir einzig die xxx der Umarmung, umarmen wir sie aber, dann flehen wir, daß die Körper nie getrennt werden möchten.“ – Noch schlimmer, als hier dem Bhartr., ist es übrigens dem Amarú unter den Händen des Mr. Apudy (Chezy?) ergangen, der, nicht vermögend, die bei aller Gluth doch immer zarte, u. im höhern Sinne rein sittliche Liebe der Indier aufzufassen, dem Dichter nicht selten Gemeinheiten unterlegt, die nie in dessen Sinn kamen. So No 33, wo die zweite Zeile zu übersetzen ist: „Wünscht er feste Umarmung, entzieht sie ihm schamhaft ihre Glieder“; No 39, wo nur steht: „Der Busen, der zusammengepreßt ist von der heftigen Umarmung“; in Nro 7, wo eine Freundinn die Gattinn ermahnt, endlich den Groll gegen den trauernden Gatten fahren zu lassen, da das ganze Haus bis auf den Papagei in Schmerz versunken sey; – soll sie nach der Meinung des Uebersetzers zu einem Treuebruch verleiten wollen!! – Noch verruchter verfährt ein Don Federigo Vagamundo der in seinen „Fremden Blumen“ mit unerhörter Unverschämtheit die Zoten, die Hr. Apudy nur anzudeuten wagt, in den Text bringt, – aber doch von Hr. M[...]l einiges Lob erhält! „O Scham, du flohest zum blöden Vieh!“ – Sl. 61 B[hartr.] ist zu verbinden paṃceṣupāvaka: das Feuer des Madana. – Sl. 67. heißt gaṅgādhauta xxx einem von der Ganga bespülten Felsen. Das Zeitwort dhāv ist in der Bed. waschen, spülen bisher der Aufmerksamkeit der Wurzelvergleiche entgangen, die es so sch[ön] mit lavare hätten zusammenstellen können, besonders da das Part. dhauta so schön genau in Klang u. doppelter Bedeutung mit lautus correspondirt. Bei Rosen vermißt man Beispiele dieser Bed.; anzuführen wäre adhāvyata Mágha XVII, 8 vidadhāvire sie wurden abgewaschen Mágha VIII, 50, 70. dadhāva Bhatti K. XIV, 50 u. s. w. – Ich zweifle auch nicht, daß Nal. XIII, 68 kuryāṃ pādadhāvana zu übersetzen ist: ich will nicht Fußwaschung verrichten. – Vgl. Mrich. p. 94. –
Nehmen Ew. Hochwohlgeboren diese Bemerkungen mit Nachsicht auf, und erfreuen Sie mich recht bald durch eine gütige Antwort. Indem ich noch die Bitte hinzufüge, mich Herrn Prof. Lassen (einem Stammverwandten meiner Frau, die eine geborne Isländerinn ist) – bestens zu empfehlen, bin ich
Ew. Hochwohlgeboren gehorsamster
Carl Schütz, Dr.
Lehrer am hiesigen Gymnasio
Bielefeld, am 22sten Mai, 1834.
[1] beantwortet d. 26sten Mai 34
[1] Hochwohlgeborner Herr,
Hochverehrter Herr Professor,
Ew. Hochwohlgeboren werden gewiß gern die Kühnheit entschuldigen, mit der ich, e[in] in der literarischen Welt ganz unbekanntes Individuum, es wage, mich Ihnen zu nähern, wenn Sie erfahren, daß ich seit 8 Jahren meine, freilich zu Zeiten sehr beschränkte Muße, dem Studium der edlen Sanskritsprache gewidmet habe. Hat mir doch mein Freund Boisen aus Dänemark die Versicherung gegeben, daß Ew. Hochwohlgeboren jeden jüngren Sanskritisten mit der freundlichsten Theilnahme [em]pfangen – so darf ich denn auch wohl hoffen, daß Sie mir Ihre Ermunterung [nicht] versagen werden, wie Sie mich ja schon bisher durch Ihre trefflichen Schriften so außerordentlich gefördert haben. – Ich kann nicht aussprechen, wie sehr ich mich [nach] Mittheilung über mein Lieblingsstudium sehne, um so mehr, da ich bisher [nur] aus Büchern mein Wissen schöpfte, indem zu der Zeit, als ich in Halle studirte, dort noch kein Lehrstuhl des Sanskrit errichtet war, u. mir meine Verhältni[sse] nicht erlaubten, noch eine andre Universität zu besuchen, oder gar Reisen nac[h] London und Paris zu unternehmen. Dagegen habe ich alles Mögliche gethan, und mir nicht nur sämmtliche Europäische Ausgaben von Sanskritwerken, sondern auch die wichtigsten in Calcutta erschienenen zu verschaffen. Mein Durst nach indischer Poesie ist indessen bei weitem noch nicht gelöscht; namentlich habe ich das größte Verlangen nach der Fortsetzung Ihres Rámáyana, dieses im Innern und Aeußern so herrlich ausgestatteten Werkes. Möchte es Ew. Hochwohlgeboren doch gefallen, den zweiten und die folgenden Bände recht bald dem Publicum zu übergeben! – Das Werk, dem ich seit einigen Jahren alle meine Kräfte widme, nachdem ich als Vorübung eine genaue Uebersetzung des Gitagovinda u. Meghaduta ausgearbeitet, – ist das Mágha-Kávyas, ein Werk, das die Ehre den großen Gedichten beigezählt zu werden, in vollem Maße verdient, dessen Verfasser sinnige Naturbetrachtung mit feiner Menschenkenntniß verbindet, und seine reiche Sprache mit seltner Meisterschaft handhabt. – Die Calcuttaer Ausgabe dieses Werkes ist zwar wegen der beigegebenen Scholim höchst schätzbar, aber sehr schlecht gedruckt, auch durch Druckfehler ungebührlich oft entstellt, so daß eine neue, correctere, mit einer Uebersetzung u. Anmerkungen versehene Ausgabe wünschenswerth seyn dürfte. Freilich wird mir die Vollendung derselben noch einige Jahre kosten, da ich nur während der Ferien anhaltend daran arbeiten kann, u. ich gerne auch das Erscheinen der von Rückert versprochenen Kirátárjuníyam abwartete. – Als ich die vortrefflichen Anmerkungen zum Hitopadesa [2] durchlas, bemerkte ich außer dem von Herrn Professor Lassen angeführten Verse noch mehrere andre aus dem Mágha entnommene, woraus man vielleicht wenigstens relativ auf das Alter dieses Dichters schließen könnte. Der Sl. 5 auf Seite 45 findet sich Mágha II, 32. u. fängt hier an sampadā susthitaṃmanyo, welches seltne Wort den Abschreiber des Hitopadesa irre geführt hat, aber ganz richtig vom Schol. erklärt wird susthitaṃ ātmānaṃ manyata iti susthitaṃmanya, u. aber so gebildet ist, wie vīraṃmanya in dem lehrreichen Bhatti Kávya XVI, 41. Der Sinn wäre also: wer bei geringem Glücke sich schon für hinlänglich sicher hält, dessen Glück, meine ich, vermehrt das Geschick nicht, das nun das Seinige gethan hat“ – u. manye dürfte nicht ironisch genommen werden. – Sl. 7, p. 81 steht Mágha II, 44, völlig wie in Ihrer Ausgabe. – Sl. 27, p. 86 ist aus Nal. XVI, 19 genommen, u. wäre danach vielleicht zu ändern. – Sl. 96 p. 97 steht Mágha II, 30, wonach sich die Lesarten ūrīkṛtya u. pratāyate (Vgl. Bopp R. 504) als die richtigen ergeben. – Sl. 19, p. 84, würde ich die Lesart des Petersb. Cod. pratibhānavān vorziehen. Das Wort kommt vor Mágha XVI, 1, wird dort ebenfalls von einem Boten gebraucht, u. der Schol. erklärt es „Einer, der im Stande ist, schnell eine Antwort zu ertheilen, wie sie die Umstände erfordern.“ Im Wilson II ed. wird ihm die Bed. bold, confident beigelegt. Ich glaube demnach nicht, daß Bopp zu Indral. IV, 8 Ursache hatte, die Erklärung der englischer Uebersetzer zu verwerfen. – Hr. Prof. Lassen führt Méghaduta 49 als Beispiel an, wo upari einem Zeitworte vorgesetzt sey. An dieser Stelle dürfte indessen wohl eher zu trennen seyn pakṣmotkṣepād upari vilasata [etc.] „Augen, die wegen des Aufschlags der Wimpern umherspielenden Antilopen gleichen. Eben so v. 56 darpotsekād upari u. s. w. „die Sarabhás, die wegen ihres Hochmuths dich geringschätzen werden u. s. w. Diese Construction des upari mit dem Abl. scheint selten zu seyn, wenigstens kann ich mich nicht erinnern, sie sonst wo gelesen zu haben. – Häufiger findet sich upari in seiner ursprünglichen, locativen Bedeutung: in der Höhe, oben. So Mágha VIII, 5. svaṃ rāgād upari vitanvatottarīyaṃ kāntena „durch den Geliebten, der aus Leidenschaft in der Höhe sein Gewand ausbreitete.“ upari ist keineswegs mit dem folgenden Zeitwort zu verbinden, und wird durch den Schol. abgesondert mit den Worten priyāyā mūrcchati erklärt. Ferner in dem schönen Verse Méghad. 109, wo upari dem nīcaiḥ entgegen gesetzt wird. – Lenz hat diesen Gebrauch nicht beachtet und die Schlußrede des Königs Urvas, p. 34 unrichtig übertragen. In der zweiten Zeile muß getrennt werden vibhidyopari karṇika [etc.]. Nachdem sie oben die Karnikára geöffnet, schlummern darin die Bienen; nalinī genauer Lotosmenge; krīḍāvai [etc.] heißt: der Papagei im Käfig, welcher das Lusthaus bewohnt, verlangt ermattet Wasser. – In pectoris quasi latebrar receptur ist ganz unverständlich. – Der Herausgeber hat sich noch an mehreren andren Stellen übereilt. – [3] So übersetzt er p. 50, l. 2, mīnatā avalambyate durch meditationi incambitur (!) – statt „Sie befleißen sich der Fischheit, (indem sie eben so wenig, wie die Fische mit den Augen blinzen) – p. 56, l. 10 udayādhipasya durch aquas devinienti, statt „dem Herrn des Aufgangs – p. 62 , l. 13 ist die Form saṃdhukṣita nicht verstanden – abzuleiten von der Wurzel dhukṣ Wils. dhuṣ Rosen,– woraus sich leicht die Bed. der fraglichen Stelle ergiebt „Ihre Liebesgluth ist entzündet durch das Ende der heißen Jahreszeit” – Zu p. 91, l. 10 wird die richtige Lesart prabhavati tarāṃ mit dem Beiworte insana beehrt; vgl. Mágha XIV, 42 wo tarāṃ durch atiśayena erklärt wird. Mágha I, 36 u. Ratnávali p. 62 u. p. 93. – Mehrerer andrer Versehen nicht zu gedenken. –
– Weit häufiger sind freilich noch die Uebersetzungsfehler in der von Bohlen herausgegebenen Chaur. u. den Sentenzen des Bhartrihari, so daß ich gesonnen bin, meine Anmerkungen dazu herauszugeben. – Ich erlaube mir jetzt nur, Ew. Hochwohlgeboren einige wenige Stellen zur geneigten Prüfung vorzulegen: Im 11ten Sl. des Chaur. ist ohne Zweifel sṛtavati zu lesen, u. demnach zu übersetzen: „Noch heute schwebt es meiner Seele vor, wie die lockige Königstochter, als ich in der Nacht genießt, mir, da ihr Zorn vergangen, das Heilswort: Lebe verkündigte, u. das Goldblatt ins Ohr heftete. – Daß die Indier das Niesen für ein unglückliches Zeichen hielten, ist schon aus Dapperʼs Reich des großen Mogul bekannt, wo sich p. 31, A die Worte finden: „Wenn sie irgend in einem Hause sind und schon allerdings Weegfertig, von dannen auszugehen; aber ungefähr jemand nieset, so werden sie alsobald wieder umkehren; denn dieß halten sie für ein böses Zeichen.“ – Diese Bewertung wird bestätigt durch eine Stelle des Mágha – IX, 83.
apayāti saroṣayā niraste kṛtakaṃ kāmini cukṣuve mṛgākṣyā /
kalayann api savyatho 'vatasthe 'śakunena skhalitaḥ kile 'taro 'pi //

„Da der Geliebte fortging, verstoßen von der zürnenden Rehaugigen, nieste sie verstellt; jener, obgleich er es wohl merkte, blieb bekümmert stehen, wie irre gemacht durch das unglückliche Zeichen.“ Der Schol. sagt bei cukṣuvetannirgamanapratibnadhārthaṃ. – In dem Schol. zu Chaur. II bezeichnet jiṃkāṃ den Laut beim Niesen – statt tyaktvā ist wahrscheinlich uktvā zu lesen, als Erklärung von paridṛtya; übrigens sind noch andre Stellen im Schol. corrumpirt – das Befestigen des Ohrgehänges ist vielleicht ein abergläubischer Gebrauch zur Abwendung von bösen Einflüssen. Vgl Wilson s.v. karṇavedha.Sl. 21 ist in der ersten Zeile zu übersetzen: „Sie, die wie ein feuchtes Gewand an meinen Gliedern hing.“ – Andre Stellen übergehe ich, um noch einige Beispiel von Mißverständnissen aus der ersten Centurie des Bhartrihari anzuführen. – Der Doppelsinn des Sl. 12 ist dem Herausg. völlig entgangen, u. der so zierliche, pikante Spruch ist dadurch höchst nüchtern geworden. [4] Deutsch würde er etwa lauten: „Die Haare sind zusammengebunden [überwinden ihre Leidenschaften] die Augen gehen bis zum andern Ufer des Ohrs [der h. Schrift] der innre Mund ist voll von den Reihen der von Natur weißen Zähne [von den Schaaren der durch ihre Natur reinen Brahmanen] das Brusthügelpaar schimmert durch den beständigen Aufenthalt der Perlen [die ewig Seligen] – obgleich so, o Schlanke, dein Körper in hoher Ruhe weilt, beunruhigt er uns doch. – Sl. 23 ist völlig falsch übersetzt, es ist nur von den unersättlichen Begierden der Männer die Rede; die richtige Lesart ist dṛṣṭvā xxx zu übertragen. „Wenn wir die Großaugige nicht sehen, verlangen wir bloß nach ihrem Anblick, sehen wir sie, begehren wir einzig die xxx der Umarmung, umarmen wir sie aber, dann flehen wir, daß die Körper nie getrennt werden möchten.“ – Noch schlimmer, als hier dem Bhartr., ist es übrigens dem Amarú unter den Händen des Mr. Apudy (Chezy?) ergangen, der, nicht vermögend, die bei aller Gluth doch immer zarte, u. im höhern Sinne rein sittliche Liebe der Indier aufzufassen, dem Dichter nicht selten Gemeinheiten unterlegt, die nie in dessen Sinn kamen. So No 33, wo die zweite Zeile zu übersetzen ist: „Wünscht er feste Umarmung, entzieht sie ihm schamhaft ihre Glieder“; No 39, wo nur steht: „Der Busen, der zusammengepreßt ist von der heftigen Umarmung“; in Nro 7, wo eine Freundinn die Gattinn ermahnt, endlich den Groll gegen den trauernden Gatten fahren zu lassen, da das ganze Haus bis auf den Papagei in Schmerz versunken sey; – soll sie nach der Meinung des Uebersetzers zu einem Treuebruch verleiten wollen!! – Noch verruchter verfährt ein Don Federigo Vagamundo der in seinen „Fremden Blumen“ mit unerhörter Unverschämtheit die Zoten, die Hr. Apudy nur anzudeuten wagt, in den Text bringt, – aber doch von Hr. M[...]l einiges Lob erhält! „O Scham, du flohest zum blöden Vieh!“ – Sl. 61 B[hartr.] ist zu verbinden paṃceṣupāvaka: das Feuer des Madana. – Sl. 67. heißt gaṅgādhauta xxx einem von der Ganga bespülten Felsen. Das Zeitwort dhāv ist in der Bed. waschen, spülen bisher der Aufmerksamkeit der Wurzelvergleiche entgangen, die es so sch[ön] mit lavare hätten zusammenstellen können, besonders da das Part. dhauta so schön genau in Klang u. doppelter Bedeutung mit lautus correspondirt. Bei Rosen vermißt man Beispiele dieser Bed.; anzuführen wäre adhāvyata Mágha XVII, 8 vidadhāvire sie wurden abgewaschen Mágha VIII, 50, 70. dadhāva Bhatti K. XIV, 50 u. s. w. – Ich zweifle auch nicht, daß Nal. XIII, 68 kuryāṃ pādadhāvana zu übersetzen ist: ich will nicht Fußwaschung verrichten. – Vgl. Mrich. p. 94. –
Nehmen Ew. Hochwohlgeboren diese Bemerkungen mit Nachsicht auf, und erfreuen Sie mich recht bald durch eine gütige Antwort. Indem ich noch die Bitte hinzufüge, mich Herrn Prof. Lassen (einem Stammverwandten meiner Frau, die eine geborne Isländerinn ist) – bestens zu empfehlen, bin ich
Ew. Hochwohlgeboren gehorsamster
Carl Schütz, Dr.
Lehrer am hiesigen Gymnasio
Bielefeld, am 22sten Mai, 1834.
[1] beantwortet d. 26sten Mai 34
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