• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Wien · Date: [Frühjahr 1808]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Wien
  • Date: [Frühjahr 1808]
  • Notations: Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. – Datierung: Zeitgleicher Aufenthalt in Wien.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,81
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. Paraphe
  • Format: 25,2 x 20,4 cm
  • Incipit: „[1] Ich schike so früh am Morgen mein bester Freund, um Ihnen eine angelegentliche Bitte anzutragen. Ich bitte Sie wenn [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Ich schike so früh am Morgen mein bester Freund, um Ihnen eine angelegentliche Bitte anzutragen. Ich bitte Sie wenn es irgend in Ihren Kräften steht sie zu erfüllen, und bitte gewiß nicht vergeblich.
Stransky war gestern Abend bei uns, und brachte daß Gespräch auf Best, ich hatte es schon oft abgebrochen, weil es mir vorkam als sei es immer tadelnd, daß ist aber bloß seine Ungeschicklichkeit wie er nicht anders die Einleitung zu machen versteht. Ich erfuhr nun daß sich Best in den betrübtesten Umständen befindet, ehe er sich Stransky ganz anvertraut hat, oft in zweien Tagen nichts zu essen gehabt hat. Stransky hat ihn so lange er hier ist mit allem unterstüzt allein seine Umstände sind nicht so daß er ihm jezt in seiner verzweiflungsvollen Lage helfen könte. Morgen muß Best seine Wohnung verlassen, und bezahlen, er hat keinen Heller dieß zu thun er hat auch nicht das Vermögen eine andere zu nehmen, er ist von seinen Schulden gedrängt und muß sich allen Mishandlungen aussetzen, ja er hat durchauß keine Aussicht wie er nur den folgenden Tag leben will. Stransky ist sein einziger Freund der sich seiner annimt. Best ist schon einige mahle bei Ihnen gewesen, um Sie um eine Summe zu bitten er hat aber imer nicht den Muth gehabt es zu thun. Er muß einige hundert Gulden haben um gerettet zu werden, es ist nicht möglich daß wir dies ganz entbehren, da wir eben unser Geld der römischen Angelegenheiten wegen sehr vermindert haben. Wir sind also dahin übereingekommen, daß ich Ihnen diesen Brief schreibe, und Sie bitte zu geben waß Sie entbehren können, dieß Geld wollen wir Stransky einhändigen, nachdem wir waß wir entbehren können hinzugethan haben. Stransky wird ihm dan sagen er habe Sie für Best um diese Summe gebehten, und ihn zugleich zwingen alle seine Verlegenheiten zu sagen, damit er mit diesem Gelde eine Ordnung in seinen Angelegenheiten hervorbringt, und sich durch ein [2] offenherziges Gespräch die Mittel zu einer gründlichen Verbesserung seiner Umstände zeigen. Ich bitte Sie mein liebster Bruder lassen Sie mich keine Fehlbitte thun, ich habe sel[bst] mit so manchem Elende gekämpft, und weiß daß nicht alle Menschen eine so starcke Seele haben darin nicht unterzugen. Lassen Sie sich diesen Brief gegen Best nicht merken, sagen Sie ihm bloß Stransky habe Sie gebethen ihm, dem Best, eine Summe vorzuschiessen. Ich will nicht daß er weiß daß ich seine Umstände kenne, weil ich ihn nun oft zu Tische einladen will, und sein Ehergefühl würde ihn dan hindern meine Einladung anzunehmen. Ich bin sehr begierig auf Ihre Antwort. Leben Sie wohl
S
[1] Ich schike so früh am Morgen mein bester Freund, um Ihnen eine angelegentliche Bitte anzutragen. Ich bitte Sie wenn es irgend in Ihren Kräften steht sie zu erfüllen, und bitte gewiß nicht vergeblich.
Stransky war gestern Abend bei uns, und brachte daß Gespräch auf Best, ich hatte es schon oft abgebrochen, weil es mir vorkam als sei es immer tadelnd, daß ist aber bloß seine Ungeschicklichkeit wie er nicht anders die Einleitung zu machen versteht. Ich erfuhr nun daß sich Best in den betrübtesten Umständen befindet, ehe er sich Stransky ganz anvertraut hat, oft in zweien Tagen nichts zu essen gehabt hat. Stransky hat ihn so lange er hier ist mit allem unterstüzt allein seine Umstände sind nicht so daß er ihm jezt in seiner verzweiflungsvollen Lage helfen könte. Morgen muß Best seine Wohnung verlassen, und bezahlen, er hat keinen Heller dieß zu thun er hat auch nicht das Vermögen eine andere zu nehmen, er ist von seinen Schulden gedrängt und muß sich allen Mishandlungen aussetzen, ja er hat durchauß keine Aussicht wie er nur den folgenden Tag leben will. Stransky ist sein einziger Freund der sich seiner annimt. Best ist schon einige mahle bei Ihnen gewesen, um Sie um eine Summe zu bitten er hat aber imer nicht den Muth gehabt es zu thun. Er muß einige hundert Gulden haben um gerettet zu werden, es ist nicht möglich daß wir dies ganz entbehren, da wir eben unser Geld der römischen Angelegenheiten wegen sehr vermindert haben. Wir sind also dahin übereingekommen, daß ich Ihnen diesen Brief schreibe, und Sie bitte zu geben waß Sie entbehren können, dieß Geld wollen wir Stransky einhändigen, nachdem wir waß wir entbehren können hinzugethan haben. Stransky wird ihm dan sagen er habe Sie für Best um diese Summe gebehten, und ihn zugleich zwingen alle seine Verlegenheiten zu sagen, damit er mit diesem Gelde eine Ordnung in seinen Angelegenheiten hervorbringt, und sich durch ein [2] offenherziges Gespräch die Mittel zu einer gründlichen Verbesserung seiner Umstände zeigen. Ich bitte Sie mein liebster Bruder lassen Sie mich keine Fehlbitte thun, ich habe sel[bst] mit so manchem Elende gekämpft, und weiß daß nicht alle Menschen eine so starcke Seele haben darin nicht unterzugen. Lassen Sie sich diesen Brief gegen Best nicht merken, sagen Sie ihm bloß Stransky habe Sie gebethen ihm, dem Best, eine Summe vorzuschiessen. Ich will nicht daß er weiß daß ich seine Umstände kenne, weil ich ihn nun oft zu Tische einladen will, und sein Ehergefühl würde ihn dan hindern meine Einladung anzunehmen. Ich bin sehr begierig auf Ihre Antwort. Leben Sie wohl
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