• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Rom · Place of Destination: Coppet · Date: 28.09.1808
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Rom
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 28.09.1808
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 186–188.
  • Incipit: „[1] Rom den 28ten 7br. 1808.
    Geliebter Freund und Bruder.
    Ich schreibe dir heut vielleicht auf lange Zeit zum lezten mahle aus Rom, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,20,23
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 24,3 x 19,3 cm
    Language
  • German
[1] Rom den 28ten 7br. 1808.
Geliebter Freund und Bruder.
Ich schreibe dir heut vielleicht auf lange Zeit zum lezten mahle aus Rom, denn ich reise sobald der Fuhrmann will mit dem ich im Handel stehe, wahrscheinlich aber doch nicht vor Sonnabend früh von hir nach Livorno ab, und will wünschen das das Glük mir so günstig ist dich in 14–18 Tagen zu Umarmen. Die Reise wäre ganz unmöglich gewesen wäre die Uebersendete Summe nicht so sehr reichlich, und dennoch muß ich mich fast schämen geliebter Freund ich komme selbst an Kleidern arm bei dir an weil ich nur für Rom nicht für Genf eingerichtet bin, doch davon wenn es nöthig ist mündlich, unendlich freue ich mich dich wieder zu umarmen. Ich bringe Possierhölzer, ein paar Meissel, und Pinsel mit. was ich sonst brauchen könnte wird sich ja wohl vorfinden. Ich habe nicht eher reisen können, weil ich erst mancherlei Sachen in Ordnung bringen muste, und mancherlei einrichten und warten. Meine Abreise hing auch nicht allein von mir ab ich muste erst erwarten ob die Herzogin sie billigte. Die thut es aber sehr, so wie Humboldt und der baÿrische Minister. Mündlich wenn du es für nöthig hältst weshalb dise Umstände nöthig waren. – Aber hast du auch Arbeiten genug für mich um das ich zu dir komme, und wider gehen kann? Die Frage hätte mir freilich eher einfallen sollen, denn Wenn ich zwei Büsten Modellire, so habe ich damit genau genommen 20 Louisdor zu fodern, den Kopf des Vaters am Relief zu retouchen, und die zeichnungen zu machen kann ja in gar keinen Betracht kommen. Doch ich will nichts denken, das Glük was mich in Rom so sehr verlassen hatte ist mir villeicht von dem Moment an das ich dich wiedersehe Treuer. Da ich keinen Koffer sondern nur einen Mantelsak mit mir zu nehmen gedenke, so kann ich viele Dinge nicht mitbringen.
Gott gebe das es mir so glüklich unterwegs geth als ich hoffe, Ich reise vielleicht in Gesellschaft eines Mönches, der von hir nach Sitten, oder Sion im Wallis geth.
Shik läßt recht sehr grüssen, eben so der Bildhauer Marin, der sich noch für das Lob welches du ihm öffentlich gegeben bedanken läßt.
Hir sind jezt in Rom göttliche Kunstausstellungen, und darüber möchte ich bei dir manches schreiben. Auch über Schiks die in ein par Wochen sein wird, und die in einer rüksicht die Spitze ist, wie die Französche Schule auf der Andren, – Auch über Canova hätte ich mancherlei Lust zu sagen, gegen ihn habe ich einen kleinen Grimm. – Wenn ich nur ehe ich abreisen könnte einen Brief noch von meiner armen Schwester hätte, Sie war nach ihrem lezten noch sehr krank, Gebe Gott das ich sie wiedersehe. Hast du ihr lange nicht geschrieben? [2] Wie Arm und Betrübt ist das Leben der Menschen, das möchte mich oft in Verzweiflung bringen, wie wenig können wir mit dem besten willen, unsern Freunden leisten. Wie ist meine Schwester gequält, trotz der Bemühung so vieler Freunde, und ich der am meisten für sie thun sollte, kann am wenigsten thun am wenigsten leisten. Doch genug davon, Lebe wohl recht wohl, in Kürtze sehen wir uns ja wieder und eine Stunde gespräch ist ja besser als viele Briefe. Leb wohl. Dein Bruder Fr.[iedrich] Tiek
[1] Rom den 28ten 7br. 1808.
Geliebter Freund und Bruder.
Ich schreibe dir heut vielleicht auf lange Zeit zum lezten mahle aus Rom, denn ich reise sobald der Fuhrmann will mit dem ich im Handel stehe, wahrscheinlich aber doch nicht vor Sonnabend früh von hir nach Livorno ab, und will wünschen das das Glük mir so günstig ist dich in 14–18 Tagen zu Umarmen. Die Reise wäre ganz unmöglich gewesen wäre die Uebersendete Summe nicht so sehr reichlich, und dennoch muß ich mich fast schämen geliebter Freund ich komme selbst an Kleidern arm bei dir an weil ich nur für Rom nicht für Genf eingerichtet bin, doch davon wenn es nöthig ist mündlich, unendlich freue ich mich dich wieder zu umarmen. Ich bringe Possierhölzer, ein paar Meissel, und Pinsel mit. was ich sonst brauchen könnte wird sich ja wohl vorfinden. Ich habe nicht eher reisen können, weil ich erst mancherlei Sachen in Ordnung bringen muste, und mancherlei einrichten und warten. Meine Abreise hing auch nicht allein von mir ab ich muste erst erwarten ob die Herzogin sie billigte. Die thut es aber sehr, so wie Humboldt und der baÿrische Minister. Mündlich wenn du es für nöthig hältst weshalb dise Umstände nöthig waren. – Aber hast du auch Arbeiten genug für mich um das ich zu dir komme, und wider gehen kann? Die Frage hätte mir freilich eher einfallen sollen, denn Wenn ich zwei Büsten Modellire, so habe ich damit genau genommen 20 Louisdor zu fodern, den Kopf des Vaters am Relief zu retouchen, und die zeichnungen zu machen kann ja in gar keinen Betracht kommen. Doch ich will nichts denken, das Glük was mich in Rom so sehr verlassen hatte ist mir villeicht von dem Moment an das ich dich wiedersehe Treuer. Da ich keinen Koffer sondern nur einen Mantelsak mit mir zu nehmen gedenke, so kann ich viele Dinge nicht mitbringen.
Gott gebe das es mir so glüklich unterwegs geth als ich hoffe, Ich reise vielleicht in Gesellschaft eines Mönches, der von hir nach Sitten, oder Sion im Wallis geth.
Shik läßt recht sehr grüssen, eben so der Bildhauer Marin, der sich noch für das Lob welches du ihm öffentlich gegeben bedanken läßt.
Hir sind jezt in Rom göttliche Kunstausstellungen, und darüber möchte ich bei dir manches schreiben. Auch über Schiks die in ein par Wochen sein wird, und die in einer rüksicht die Spitze ist, wie die Französche Schule auf der Andren, – Auch über Canova hätte ich mancherlei Lust zu sagen, gegen ihn habe ich einen kleinen Grimm. – Wenn ich nur ehe ich abreisen könnte einen Brief noch von meiner armen Schwester hätte, Sie war nach ihrem lezten noch sehr krank, Gebe Gott das ich sie wiedersehe. Hast du ihr lange nicht geschrieben? [2] Wie Arm und Betrübt ist das Leben der Menschen, das möchte mich oft in Verzweiflung bringen, wie wenig können wir mit dem besten willen, unsern Freunden leisten. Wie ist meine Schwester gequält, trotz der Bemühung so vieler Freunde, und ich der am meisten für sie thun sollte, kann am wenigsten thun am wenigsten leisten. Doch genug davon, Lebe wohl recht wohl, in Kürtze sehen wir uns ja wieder und eine Stunde gespräch ist ja besser als viele Briefe. Leb wohl. Dein Bruder Fr.[iedrich] Tiek
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