• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Genua · Place of Destination: Coppet · Date: 16.10.1808
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Genua
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 16.10.1808
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 188–189.
  • Incipit: „[1] Genua den 16ten 8br. 1808.
    Geliebter Freund und Bruder, du siehst welch ein geplagter Mensch ich bin das ich mit aller [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,20,24
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 25,6 x 18 cm
    Language
  • German
[1] Genua den 16ten 8br. 1808.
Geliebter Freund und Bruder, du siehst welch ein geplagter Mensch ich bin das ich mit aller anstrengung noch nicht weiter als bis hierher bin. Aber es scheint das mich auch auf neuer Reise tausend wiederwertigkeiten verfolgen müssen. Voller acht Tage muste ich in Rom vergebens warten und konnte keinen Waagen finden, der Abging weil ich der einzige war der abreisen wollte, so gering ist die Anzahl der Fremden in Rom. Endlich sahe ich mich doch genöthigt den Courier zu wählen und mit ihm bis Pisa zu gehn weil ich es bis Genua mit ihm zu theuer fand, und Pisa gar nicht hätte sehen können.
Ich wählte von Sarzano aus zu Wasser nach Genua zu gehn, worüber ich aber 2 Tage verlohr, so das ich eben so schnell hätte zu Lande schnell hir sein können, nun sitze ich heut schon den dritten Tag hier und habe noch meinen Paß nicht, das Übel ist das Gestern der Prinz Borghese gekommen, und da ist nun alles in der Ordnung nicht als sonst. Nun ist noch ein Uebel das ich einen Fuhrmann nach Turin genommen habe den ich sehr gedrängt morgen sehr früh zu reisen und nun kann ich nicht weil ich erst meinen Paß haben muß, er wird nun Grob, und ich [kann] nichts rechtes antworten. Ich schreib dir dise kleinen Uebel alle weil ich wenn ich dich sehe nichts davon reden mag. Ich komme also wahrscheinlich Donnerst[a]g in Turin an, und da du in Genf die Zeit der Diligencen wissen kannst, kannst du auch wissen wann ich dort ankommen kann. Sehr lieb wäre mir es dich dort zu treffen, denn je mehr ich es mir überlege je mehr sehe ich ein, sehr thöricht die Reise unternommen zu haben. Weil ich fast ganz als ein Bettler zu dir komme, und mich schäme so zu kommen. Nach Coppet könnte ich wenigstens nicht kommen, ohne mir einige paar Strümpfe und dergleichen zu kauffen, und das Geld welches ich noch habe will ich froh sein wenn ich bis Genf damit ausreiche. Denn die Reise bis hieher kostet mir mehr. [2] als hätte ich sie mit dem Courier gemacht. So geth es zuweilen wenn man ersparen will. Hier bin ich durch Zufall in einem der bekanntesten Gasthöffen. Kurz ich weis noch nicht recht wie es ausgeth.
Da dis Blatt morgen abgeth so kömmt es doch ohnstreitig eher zu dir als ich nach Genf, laß mich etwas von dir dort finden. Post restante, ob ich zu dir hinschiken soll nach Coppet, und ob du nach Genf kommen willst mich abzuhohlen, Dis leztre wäre mir das Liebste. Ich wollte ihr hättet noch recht viele Arbeiten für mich ausgedacht.
Hier möchte es recht angenehm sein wenn mann Bekannte hätte, das einzige Haus an welches ich Adressirt bin, der Preussische Consul will scheint es nicht gar viel mit mir zu thun haben
Und die allerschönste Stadt wird doch sehr bald langweilig wenn man ganz allein darin herum lauffen soll. Zudem wenn mann nicht unterrichtet ist, die Caffeehäuser schlecht sind und die Abende lang. Denn den Haafen glaube ich wohl das man ihn den ganzen Tag an und zu sehn könnte, obgleich er ziemlich leer ist. – Da ich keine Karte der Stadt, und nichts zur anleitung habe so habe ich heut zum erstenmahl am dritten Tage des Hierseins die Hauptkirche gesehen. Die die einzige ist die mir interessant scheint, und auch dise ist grausam verdorben und übel zusammengesezt. Merkwürdig sind die grausam schlechten Scul[p]turen überall, und die grossen Mengen derselben. Die nähe des Marmors solte man fast für ein Uebel halten. Wie viel haben wir wohl einander zu erzählen beim wiedersehen. Sähe ich dich nur schon denn 8 Tage vergehen doch wohl noch darüber, villeicht mehr das ist grausam. Du meintest ich solte noch im Vorigen Monath zu dir ankommen, und nun geschiht es 4 Wochen später als du rechnetest, aber du rechnetest auch zu kurtz, aber doch 14 fast könnte ich eher dort sein. Doch genug davon, ich bin einmahl unterwegs und muß nun durch, Ich bin nur so ohne Kenntniß, und so ohne Charte das ich nicht einmahl weis wie Weit Coppet von Genf entlegen ist. Ich will dis Blatt vorsicht halber noch heut auf die Post thun, und darum schlissen. Lebe wohl und bleibe gesund, und behalt mich Lieb.
Dein Bruder Fr.[iedrich] Tieck.
[1] Genua den 16ten 8br. 1808.
Geliebter Freund und Bruder, du siehst welch ein geplagter Mensch ich bin das ich mit aller anstrengung noch nicht weiter als bis hierher bin. Aber es scheint das mich auch auf neuer Reise tausend wiederwertigkeiten verfolgen müssen. Voller acht Tage muste ich in Rom vergebens warten und konnte keinen Waagen finden, der Abging weil ich der einzige war der abreisen wollte, so gering ist die Anzahl der Fremden in Rom. Endlich sahe ich mich doch genöthigt den Courier zu wählen und mit ihm bis Pisa zu gehn weil ich es bis Genua mit ihm zu theuer fand, und Pisa gar nicht hätte sehen können.
Ich wählte von Sarzano aus zu Wasser nach Genua zu gehn, worüber ich aber 2 Tage verlohr, so das ich eben so schnell hätte zu Lande schnell hir sein können, nun sitze ich heut schon den dritten Tag hier und habe noch meinen Paß nicht, das Übel ist das Gestern der Prinz Borghese gekommen, und da ist nun alles in der Ordnung nicht als sonst. Nun ist noch ein Uebel das ich einen Fuhrmann nach Turin genommen habe den ich sehr gedrängt morgen sehr früh zu reisen und nun kann ich nicht weil ich erst meinen Paß haben muß, er wird nun Grob, und ich [kann] nichts rechtes antworten. Ich schreib dir dise kleinen Uebel alle weil ich wenn ich dich sehe nichts davon reden mag. Ich komme also wahrscheinlich Donnerst[a]g in Turin an, und da du in Genf die Zeit der Diligencen wissen kannst, kannst du auch wissen wann ich dort ankommen kann. Sehr lieb wäre mir es dich dort zu treffen, denn je mehr ich es mir überlege je mehr sehe ich ein, sehr thöricht die Reise unternommen zu haben. Weil ich fast ganz als ein Bettler zu dir komme, und mich schäme so zu kommen. Nach Coppet könnte ich wenigstens nicht kommen, ohne mir einige paar Strümpfe und dergleichen zu kauffen, und das Geld welches ich noch habe will ich froh sein wenn ich bis Genf damit ausreiche. Denn die Reise bis hieher kostet mir mehr. [2] als hätte ich sie mit dem Courier gemacht. So geth es zuweilen wenn man ersparen will. Hier bin ich durch Zufall in einem der bekanntesten Gasthöffen. Kurz ich weis noch nicht recht wie es ausgeth.
Da dis Blatt morgen abgeth so kömmt es doch ohnstreitig eher zu dir als ich nach Genf, laß mich etwas von dir dort finden. Post restante, ob ich zu dir hinschiken soll nach Coppet, und ob du nach Genf kommen willst mich abzuhohlen, Dis leztre wäre mir das Liebste. Ich wollte ihr hättet noch recht viele Arbeiten für mich ausgedacht.
Hier möchte es recht angenehm sein wenn mann Bekannte hätte, das einzige Haus an welches ich Adressirt bin, der Preussische Consul will scheint es nicht gar viel mit mir zu thun haben
Und die allerschönste Stadt wird doch sehr bald langweilig wenn man ganz allein darin herum lauffen soll. Zudem wenn mann nicht unterrichtet ist, die Caffeehäuser schlecht sind und die Abende lang. Denn den Haafen glaube ich wohl das man ihn den ganzen Tag an und zu sehn könnte, obgleich er ziemlich leer ist. – Da ich keine Karte der Stadt, und nichts zur anleitung habe so habe ich heut zum erstenmahl am dritten Tage des Hierseins die Hauptkirche gesehen. Die die einzige ist die mir interessant scheint, und auch dise ist grausam verdorben und übel zusammengesezt. Merkwürdig sind die grausam schlechten Scul[p]turen überall, und die grossen Mengen derselben. Die nähe des Marmors solte man fast für ein Uebel halten. Wie viel haben wir wohl einander zu erzählen beim wiedersehen. Sähe ich dich nur schon denn 8 Tage vergehen doch wohl noch darüber, villeicht mehr das ist grausam. Du meintest ich solte noch im Vorigen Monath zu dir ankommen, und nun geschiht es 4 Wochen später als du rechnetest, aber du rechnetest auch zu kurtz, aber doch 14 fast könnte ich eher dort sein. Doch genug davon, ich bin einmahl unterwegs und muß nun durch, Ich bin nur so ohne Kenntniß, und so ohne Charte das ich nicht einmahl weis wie Weit Coppet von Genf entlegen ist. Ich will dis Blatt vorsicht halber noch heut auf die Post thun, und darum schlissen. Lebe wohl und bleibe gesund, und behalt mich Lieb.
Dein Bruder Fr.[iedrich] Tieck.
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