• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Zürich · Place of Destination: Genf · Date: 26.01.1811
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Zürich
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 26.01.1811
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 259–260.
  • Incipit: „[1] Den 26 Januar. 1811.
    So sehr ich gestern auch eilte den Brief auf die Post zu tragen, so erhielt ich doch [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,17,11
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. Paraphe
  • Format: 20,5 x 12,4 cm
    Language
  • German
[1] Den 26 Januar. 1811.
So sehr ich gestern auch eilte den Brief auf die Post zu tragen, so erhielt ich doch als ich eben im Begriff war mich anzukleiden einen Brif von der Schwester, und mit ihm die Nachricht das ich mich verspätet, den die Brife zur Post werden immer erst ausgegeben wenn die andren schon abgefertigt, und ich lege nun noch dis Blatt bei, dir Nachrichten von der Schwester zu geben. Sie klagt sehr besonders über sehr heftigen Schmerz in den Augen, woran sie vor 2 Jahren gefürchtet blind zu werden, wahrscheinlich rührt dis wie damahls vom vielen Nachtwachen, beim Bett des Felix, und vom vielen weinen um ihn her. Auch Felix hatt mir selbst dabei geschrieben, das es ihm besser ginge, er aber noch schwach wäre, und seine feste Handschrift überzeugt mich davon. Auch sie erwartet nicht eher das Geld als ich dir geschriben habe, und so habe ich dise Summe in der That höchst, höchst nöthig, ich habe dir geschrieben warum, das in der That davon meine Existenz hir abhängt, und ich nicht beschimpft werde da ja nichts hir geschehen kann was nicht öffentlich bekannt würde, und ich habe es dem Wirth versprochen, ihm zu Ende des Monaths die Rechnung vom Monath Januar zu b[e]zahlen.
Diese beträgt ungefähr 6 Carolin, habe ich nun auch nich ganz so viel so thut das weniger, da alsdan im kurzen die völlige Bezah[2]lung erfolgt, mit freuden, nehme ich dise Summe als B[e]zahlung für Weisser an, und indem ich ihm heut schreibe werde ich ihm dise Summe ankündigen, welches gewiß die Arbeit hatt er solche noch nicht vollendet sehr födern wird. Denn ich will gern noch eine Stunde des Heutigen Tags daran setzen, damit du nicht Ursach hast, mich der Nachläßigkeit oder Versäumniß anzuklagen. – Es freut mich ungemein das du der Schwester geschrieben hast, ein freundlicher Brief must ihr gewiß etwas sehr Tröstliches sein in ihrer Einsamkeit, wo sie mehr die feindseeligkeiten als freundlichkeit der Menschen zu erfahren hatt, wahrscheinlich haben alle ihre bekannten sie sehr verlassen.
Doch ich will noch Weisser schreiben. Leb wohl und behalte mich lieb, ewig dein treuer Bruder und Freund Fr[iedrich] T.[ieck]
[1] Den 26 Januar. 1811.
So sehr ich gestern auch eilte den Brief auf die Post zu tragen, so erhielt ich doch als ich eben im Begriff war mich anzukleiden einen Brif von der Schwester, und mit ihm die Nachricht das ich mich verspätet, den die Brife zur Post werden immer erst ausgegeben wenn die andren schon abgefertigt, und ich lege nun noch dis Blatt bei, dir Nachrichten von der Schwester zu geben. Sie klagt sehr besonders über sehr heftigen Schmerz in den Augen, woran sie vor 2 Jahren gefürchtet blind zu werden, wahrscheinlich rührt dis wie damahls vom vielen Nachtwachen, beim Bett des Felix, und vom vielen weinen um ihn her. Auch Felix hatt mir selbst dabei geschrieben, das es ihm besser ginge, er aber noch schwach wäre, und seine feste Handschrift überzeugt mich davon. Auch sie erwartet nicht eher das Geld als ich dir geschriben habe, und so habe ich dise Summe in der That höchst, höchst nöthig, ich habe dir geschrieben warum, das in der That davon meine Existenz hir abhängt, und ich nicht beschimpft werde da ja nichts hir geschehen kann was nicht öffentlich bekannt würde, und ich habe es dem Wirth versprochen, ihm zu Ende des Monaths die Rechnung vom Monath Januar zu b[e]zahlen.
Diese beträgt ungefähr 6 Carolin, habe ich nun auch nich ganz so viel so thut das weniger, da alsdan im kurzen die völlige Bezah[2]lung erfolgt, mit freuden, nehme ich dise Summe als B[e]zahlung für Weisser an, und indem ich ihm heut schreibe werde ich ihm dise Summe ankündigen, welches gewiß die Arbeit hatt er solche noch nicht vollendet sehr födern wird. Denn ich will gern noch eine Stunde des Heutigen Tags daran setzen, damit du nicht Ursach hast, mich der Nachläßigkeit oder Versäumniß anzuklagen. – Es freut mich ungemein das du der Schwester geschrieben hast, ein freundlicher Brief must ihr gewiß etwas sehr Tröstliches sein in ihrer Einsamkeit, wo sie mehr die feindseeligkeiten als freundlichkeit der Menschen zu erfahren hatt, wahrscheinlich haben alle ihre bekannten sie sehr verlassen.
Doch ich will noch Weisser schreiben. Leb wohl und behalte mich lieb, ewig dein treuer Bruder und Freund Fr[iedrich] T.[ieck]
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