• Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 10.12.1801
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 10.12.1801
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Historisch-kritische Ausgabe. Hg. v. Thomas Buchheim, Jochen Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen u. Siegbert Peetz. Stuttgart 1976ff. Reihe III: Briefe 2,1: Briefwechsel 1800–1802. Hg. v. Thomas Kisser unter Mitwirkung von Walter Schieche und Alois Wieshuber. Stuttgart 2010, S.388–389.
  • Incipit: „[1] Jena 10. Dec. 01.
    Ich habe Ihnen, theurester Freund, theils für den Brief, mit dem Sie mich erfreut, theils für den [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36872
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.20,Nr.12
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,3 x 18,8 cm
    Language
  • German
[1] Jena 10. Dec. 01.
Ich habe Ihnen, theurester Freund, theils für den Brief, mit dem Sie mich erfreut, theils für den vortrefflichen Schnapps zu danken, mit dem Sie mich erquikt haben. Ich schreibe heute nur, damit ich nicht gar zu lange die Antwort schuldig seye. Es hat sich heute bei mir den ganzen Tag so unglüklich gemacht, daß ich eben nur einen Augenblik zum Schreiben habe. Sehr freut es mich, daß es mit Ihren Vorles[ungen] den Fortgang genommen, und um so mehr, da ich sehe, daß es andre giebt, die damit nicht zufrieden sind. Ihre Nachrichten von F[ichte] kommen mir eben nicht sehr unerwartet. Demnächst schike [2] ich Ihnen das 1ste Heft eines kritischen Journ. für Philosophie das ich mit Hegel unternommen habe. In jenem finden Sie außer einer Einleitung über das Wesen der philos. Kritik überh. u. ihr besonderes Verhæltniß zu dem gegenw. Zustand der Philos., einen 5‒6. Bogen starken Aufsatz von mir gegen und über Reinholds Dummheiten, hernach einige specielle Recensionen. Jacobi’s Aufsatz haben Sie ganz richtig charakterisirt. Es sind verlegene u. alt gewordene ˹halb˺ geistreiche Tendenzen. Wollten Sie es nicht übernehmen, Schleyermachern zu bereden, daß er diesen Jacobischen Aufsatz für das 2te Heft unsres Journals kritisirt? Ich würde ihn selbst darum bitten, wenn ich eben die Zeit dazu hätte. Es würde uns [3] nicht nur unsres Journals, sondern der Sache selbst wegen ˹sehr˺ wichtig seyn; denn von S[chleiermacher] læßt sich über Jacobi etwas ganz Eigenes erwarten. Die beiderseitigen Individualitäten mögen einen besondern Berührungspunct bilden. – Fichte ist doch wirklich etwas schwer zu verständigen, wenn er von mir sagt, daß ich auf einen erneuerten Spinozismus ausgehe, nehmen Sie dazu, was er für Spin[ozismus] hælt und so nennt. – Was mir in Ihrem Brief das größte Vergnügen gemacht hat, ist die Nachricht von der mit Schl[eiermacher] gemeinschaftlich übernommenen Arbeit. Wie glüklich, wenn Sie dabei bleiben, daß es Sie nachher weiter führe will ich noch nicht einmal wünschen. ‒ Daß ich gleich wieder auf etwas anderes überspringe, Ihren Auftrag wegen der hier zu haltenden Vorlesungen werde ich mit der gewissenhaftesten Sorgfalt ausrichten. Ich denke, es ist gut, wenn wir damit bis Neujahr verziehten; ich bin aber im Besiz der Mittel [4] eine vorläufige Subscription zu veranstalten, die gewiß zahlreich seyn soll. Über dem, was mir für diesen Winter beschieden ist hängt noch ein Schleyer. Ich bin nun durch die lezte Arbeit wieder von andern abgezogen worden, die nothwendig gemacht seyn müssen, wenn ich auf den Sommer reisen will. – Von meiner Reise nach Berlin also kann ich vorläufig nichts sagen. Dieß wird aber nicht verhindern, daß nicht Caroline zu der ihr gelegenen, und sonst angemessenen Zeit die Reise machen kann. Ist es möglich, so komme ich alsdann nach. Gebe nur Gott, daß Caroline gesund bliebe, wie sie die lezten Wochen immer war bis auf den lezten Anfall, der doch, hoffe ich, auch leicht vorüber gehen soll.
Nun muß ich schließen. Ich schreibe Ihnen demnächst wieder, u. empfele mich Ihrem Andenken.
Ganz der Ihrige
Schelling.
[1] Jena 10. Dec. 01.
Ich habe Ihnen, theurester Freund, theils für den Brief, mit dem Sie mich erfreut, theils für den vortrefflichen Schnapps zu danken, mit dem Sie mich erquikt haben. Ich schreibe heute nur, damit ich nicht gar zu lange die Antwort schuldig seye. Es hat sich heute bei mir den ganzen Tag so unglüklich gemacht, daß ich eben nur einen Augenblik zum Schreiben habe. Sehr freut es mich, daß es mit Ihren Vorles[ungen] den Fortgang genommen, und um so mehr, da ich sehe, daß es andre giebt, die damit nicht zufrieden sind. Ihre Nachrichten von F[ichte] kommen mir eben nicht sehr unerwartet. Demnächst schike [2] ich Ihnen das 1ste Heft eines kritischen Journ. für Philosophie das ich mit Hegel unternommen habe. In jenem finden Sie außer einer Einleitung über das Wesen der philos. Kritik überh. u. ihr besonderes Verhæltniß zu dem gegenw. Zustand der Philos., einen 5‒6. Bogen starken Aufsatz von mir gegen und über Reinholds Dummheiten, hernach einige specielle Recensionen. Jacobi’s Aufsatz haben Sie ganz richtig charakterisirt. Es sind verlegene u. alt gewordene ˹halb˺ geistreiche Tendenzen. Wollten Sie es nicht übernehmen, Schleyermachern zu bereden, daß er diesen Jacobischen Aufsatz für das 2te Heft unsres Journals kritisirt? Ich würde ihn selbst darum bitten, wenn ich eben die Zeit dazu hätte. Es würde uns [3] nicht nur unsres Journals, sondern der Sache selbst wegen ˹sehr˺ wichtig seyn; denn von S[chleiermacher] læßt sich über Jacobi etwas ganz Eigenes erwarten. Die beiderseitigen Individualitäten mögen einen besondern Berührungspunct bilden. – Fichte ist doch wirklich etwas schwer zu verständigen, wenn er von mir sagt, daß ich auf einen erneuerten Spinozismus ausgehe, nehmen Sie dazu, was er für Spin[ozismus] hælt und so nennt. – Was mir in Ihrem Brief das größte Vergnügen gemacht hat, ist die Nachricht von der mit Schl[eiermacher] gemeinschaftlich übernommenen Arbeit. Wie glüklich, wenn Sie dabei bleiben, daß es Sie nachher weiter führe will ich noch nicht einmal wünschen. ‒ Daß ich gleich wieder auf etwas anderes überspringe, Ihren Auftrag wegen der hier zu haltenden Vorlesungen werde ich mit der gewissenhaftesten Sorgfalt ausrichten. Ich denke, es ist gut, wenn wir damit bis Neujahr verziehten; ich bin aber im Besiz der Mittel [4] eine vorläufige Subscription zu veranstalten, die gewiß zahlreich seyn soll. Über dem, was mir für diesen Winter beschieden ist hängt noch ein Schleyer. Ich bin nun durch die lezte Arbeit wieder von andern abgezogen worden, die nothwendig gemacht seyn müssen, wenn ich auf den Sommer reisen will. – Von meiner Reise nach Berlin also kann ich vorläufig nichts sagen. Dieß wird aber nicht verhindern, daß nicht Caroline zu der ihr gelegenen, und sonst angemessenen Zeit die Reise machen kann. Ist es möglich, so komme ich alsdann nach. Gebe nur Gott, daß Caroline gesund bliebe, wie sie die lezten Wochen immer war bis auf den lezten Anfall, der doch, hoffe ich, auch leicht vorüber gehen soll.
Nun muß ich schließen. Ich schreibe Ihnen demnächst wieder, u. empfele mich Ihrem Andenken.
Ganz der Ihrige
Schelling.
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