• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Rom · Place of Destination: Mailand · Date: 26. Juni [1805]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Rom
  • Place of Destination: Mailand
  • Date: 26. Juni [1805]
  • Notations: Datum (Jahr) sowie Empfangsort erschlossen. – Abschrift von Knorrings Hand (vgl. Krisenjahre, Bd. 3, S. 124).
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 208‒210.
  • Incipit: „[1] Rom den 26ten Juni [1805]
    Ich schike Ihnen liebster Freund mit dieser Post Egidio und Isabella. Verzeihen Sie daß ich nicht [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,38
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,9 x 18,7 cm
    Language
  • German
[1] Rom den 26ten Juni [1805]
Ich schike Ihnen liebster Freund mit dieser Post Egidio und Isabella. Verzeihen Sie daß ich nicht wie Sie wünschten meine Abschrift schicke theils habe ich in dieser manches geändert theils sind fehlende Worte eingeschrieben. Hauptsächlich aber habe ich die erste Abschrift auf Papier von so ungleicher Grösse gemacht und zum Theil auf so starkem daß ich es nicht in einen Brief bringen kann. Doch es ist ja kindisch von mir daß ich eine solche Kleinigkeit nur entschuldige oder glaube daß Sie sie übel nehmen können da so wichtige Dienge mein ganzes Herz bewegen. Mein Bruder ist noch nicht hier auch habe ich seit jenem Briefe wo Sie noch hier waren nicht die kleinste Nachricht, wie das in meiner Lage zum Verzweifeln können Sie sich denken. Meinen Brief welchen ich am vorigen Posttag geschrieben haben Sie schon erhalten wen[n] Sie diesen bekommen und ich kann mich darauf beziehen also lieber geliebter Freund und Bruder ich bitte Sie sich wohl zu überlegen wie wichtig die Sache ist und an Hufeland ja sogleich mit dieser Post zu schreiben, ihm alles zu sagen waß Ihr Herz Ihnen eingiebt über mich, über meine Lage, ihm das Elend zu schildern welches ich fünf Jahre hindurch standhaft ertragen habe, wie nun mein Gemüht eben so wie meine Gesundheit durch dies entsezliche Unglück zerrüttet sei und ihn zu beschwören ja meine Bitschrift durch sein Zeugniß und durch alles waß in seiner Macht steht zu unterstützen. Ich weiß nicht ob es wohl nicht gut wäre wen[n] Sie in Ihren Briefe anbrächten wie Bernhardi sein Zeugniß so gering achtet [2] es so wegwirft indem er sagt daß er Hufelands zu weit getriebene lächerliche Ängstligkeit kenne. Stellen Sie ihm vor daß es ohnfehlbar mein Todt sein wirde die Kinder zu verliehren, ja sagen Sie ihm daß er sich das nicht kleine Verdienst erwürbe zwei Menschen davon zu erretten das sie der äusserlichen und innerlichen Verwahrlosung entzogen wirden und bei einer sorgfältigen Erziehung der Liebe genössen die jedes Talent in ihnen ausbildete und sie überall auf dem Wege zum Guten leitete. Ich glaube daß Ihnen Hufeland nicht wieder steht so furchtsam ich auch für mich bin. Ich werde den Sonnabend meine Briefe und meine Bitschrift absenden, ich wirde es Heute thun wen[n] nicht der Docktor Kohlrausch dessen Zeugniß ich dazu bedarf bis dahin verreißt wäre. Der Herr von Dahlberg ist jezt hier und geht etwa in 4 Wochen nach Deutschland zurik. Ich habe den Gedanken, an Hufeland mit ihm wen[n] wir bis dahin mit dem Gelde in Richtigkeit sind eine schöne Dose von Mosaike zu schiken als ein Zeichen meines Andenkens und meiner Danckbarkeit und wen[n] wir so viel Geld haben 12 L[ouis] dʼor als Bezahlung. Kann ich es auf diesem Wege durchsetzen daß ich die Erlaubniß auf zwei Jahre erhalte mit meinen Kindern hier zu bleiben so ist das so gut als die Scheidung den[n] wie schlecht auch Bernhardis Brief ist so sehe ich doch darauß das er sich gern bald von mir trennen wird. Ich habe den festen Vorsatz mich und [3] meine Kinder standhaft bis auf den lezten Athemzug zu vertheidigen, thun Sie nur auch waß in Ihren Kräften steht und ich beschwöre Sie lassen Sie Egidio und Isabella wen[n] es irgend sein kann auf Michaeli druken. Schreiben Sie waß Sie von mir sagen können in dem Aufsaz welchen Sie Goethe schiken wollen und haben Sie gar kein Hehl darauß welche Achtung Sie für mich hegen. Wir sind jezt in dem Fall uns zu vertheidigen da man sich das Schlechteste erlaubt und glauben Sie mir wir thun nicht gut zu schweigen den[n] es erscheint als hätten [wir] nicht den Muht gegen gerechte Anklagen unsre Stirn zu erheben. Ich wünsche so eifrig den Druk von Egidio und Isabella weil die Welt ja doch einmal so ist, alle meine Freunde nehmen sich viel eifriger meiner an wen[n] mein Nahme genant wird. Bernhardi welcher so behauptet daß ich einzig von anderes Gelde lebe wird mit dadurch wiederlegt, kurz es ist auf alle Weise wichtig. Meine Gesundheit ist nicht gut, ich leide seit diesen lezten Geschäften so sehr an Rüken und Brustschmerzen und das zwingt mich auch zu schreiben aufzuhören. Leben Sie tausend tausendmal wohl, die Kinder grüssen Sie recht liebevoll, sie dencken viel an Sie [4] aber können auch Albertine nicht vergessen. Leben Sie wohl.
S[ophie] Tieck

Lassen Sie auf den Titel von Egidio und Isabella [sezen] von Sophie B. gebohrne Tieck, ich wolte ich könte den verhaßten Nahmen ganz loß werden. Waß Sie sonst zu ändern finden bitte ich ja zu thun. Von Flore und Blantscheflur ist der 10te Gesang fertig. Knorring hat für Auftrit immer Scene geschrieben, das werden Sie wohl ändern. Nochmals leben Sie wohl.
[1] Rom den 26ten Juni [1805]
Ich schike Ihnen liebster Freund mit dieser Post Egidio und Isabella. Verzeihen Sie daß ich nicht wie Sie wünschten meine Abschrift schicke theils habe ich in dieser manches geändert theils sind fehlende Worte eingeschrieben. Hauptsächlich aber habe ich die erste Abschrift auf Papier von so ungleicher Grösse gemacht und zum Theil auf so starkem daß ich es nicht in einen Brief bringen kann. Doch es ist ja kindisch von mir daß ich eine solche Kleinigkeit nur entschuldige oder glaube daß Sie sie übel nehmen können da so wichtige Dienge mein ganzes Herz bewegen. Mein Bruder ist noch nicht hier auch habe ich seit jenem Briefe wo Sie noch hier waren nicht die kleinste Nachricht, wie das in meiner Lage zum Verzweifeln können Sie sich denken. Meinen Brief welchen ich am vorigen Posttag geschrieben haben Sie schon erhalten wen[n] Sie diesen bekommen und ich kann mich darauf beziehen also lieber geliebter Freund und Bruder ich bitte Sie sich wohl zu überlegen wie wichtig die Sache ist und an Hufeland ja sogleich mit dieser Post zu schreiben, ihm alles zu sagen waß Ihr Herz Ihnen eingiebt über mich, über meine Lage, ihm das Elend zu schildern welches ich fünf Jahre hindurch standhaft ertragen habe, wie nun mein Gemüht eben so wie meine Gesundheit durch dies entsezliche Unglück zerrüttet sei und ihn zu beschwören ja meine Bitschrift durch sein Zeugniß und durch alles waß in seiner Macht steht zu unterstützen. Ich weiß nicht ob es wohl nicht gut wäre wen[n] Sie in Ihren Briefe anbrächten wie Bernhardi sein Zeugniß so gering achtet [2] es so wegwirft indem er sagt daß er Hufelands zu weit getriebene lächerliche Ängstligkeit kenne. Stellen Sie ihm vor daß es ohnfehlbar mein Todt sein wirde die Kinder zu verliehren, ja sagen Sie ihm daß er sich das nicht kleine Verdienst erwürbe zwei Menschen davon zu erretten das sie der äusserlichen und innerlichen Verwahrlosung entzogen wirden und bei einer sorgfältigen Erziehung der Liebe genössen die jedes Talent in ihnen ausbildete und sie überall auf dem Wege zum Guten leitete. Ich glaube daß Ihnen Hufeland nicht wieder steht so furchtsam ich auch für mich bin. Ich werde den Sonnabend meine Briefe und meine Bitschrift absenden, ich wirde es Heute thun wen[n] nicht der Docktor Kohlrausch dessen Zeugniß ich dazu bedarf bis dahin verreißt wäre. Der Herr von Dahlberg ist jezt hier und geht etwa in 4 Wochen nach Deutschland zurik. Ich habe den Gedanken, an Hufeland mit ihm wen[n] wir bis dahin mit dem Gelde in Richtigkeit sind eine schöne Dose von Mosaike zu schiken als ein Zeichen meines Andenkens und meiner Danckbarkeit und wen[n] wir so viel Geld haben 12 L[ouis] dʼor als Bezahlung. Kann ich es auf diesem Wege durchsetzen daß ich die Erlaubniß auf zwei Jahre erhalte mit meinen Kindern hier zu bleiben so ist das so gut als die Scheidung den[n] wie schlecht auch Bernhardis Brief ist so sehe ich doch darauß das er sich gern bald von mir trennen wird. Ich habe den festen Vorsatz mich und [3] meine Kinder standhaft bis auf den lezten Athemzug zu vertheidigen, thun Sie nur auch waß in Ihren Kräften steht und ich beschwöre Sie lassen Sie Egidio und Isabella wen[n] es irgend sein kann auf Michaeli druken. Schreiben Sie waß Sie von mir sagen können in dem Aufsaz welchen Sie Goethe schiken wollen und haben Sie gar kein Hehl darauß welche Achtung Sie für mich hegen. Wir sind jezt in dem Fall uns zu vertheidigen da man sich das Schlechteste erlaubt und glauben Sie mir wir thun nicht gut zu schweigen den[n] es erscheint als hätten [wir] nicht den Muht gegen gerechte Anklagen unsre Stirn zu erheben. Ich wünsche so eifrig den Druk von Egidio und Isabella weil die Welt ja doch einmal so ist, alle meine Freunde nehmen sich viel eifriger meiner an wen[n] mein Nahme genant wird. Bernhardi welcher so behauptet daß ich einzig von anderes Gelde lebe wird mit dadurch wiederlegt, kurz es ist auf alle Weise wichtig. Meine Gesundheit ist nicht gut, ich leide seit diesen lezten Geschäften so sehr an Rüken und Brustschmerzen und das zwingt mich auch zu schreiben aufzuhören. Leben Sie tausend tausendmal wohl, die Kinder grüssen Sie recht liebevoll, sie dencken viel an Sie [4] aber können auch Albertine nicht vergessen. Leben Sie wohl.
S[ophie] Tieck

Lassen Sie auf den Titel von Egidio und Isabella [sezen] von Sophie B. gebohrne Tieck, ich wolte ich könte den verhaßten Nahmen ganz loß werden. Waß Sie sonst zu ändern finden bitte ich ja zu thun. Von Flore und Blantscheflur ist der 10te Gesang fertig. Knorring hat für Auftrit immer Scene geschrieben, das werden Sie wohl ändern. Nochmals leben Sie wohl.
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