• Christian Gottfried Schütz to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Jena · Date: 25.12.1797
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Gottfried Schütz
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 25.12.1797
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 70‒72.
  • Incipit: „[1] Theuerster Herr Rath!
    Es geht, seh ich, mit unserem Dispute, wie mit den meisten akademischen Disputationen, und oftmaligen theologischen Colloquiis. Man [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34477
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.38
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 23,3 x 19,1 cm
    Language
  • German
[1] Theuerster Herr Rath!
Es geht, seh ich, mit unserem Dispute, wie mit den meisten akademischen Disputationen, und oftmaligen theologischen Colloquiis. Man geht aus einander und jeder behält Recht. So wie Sie meinen 2 Blättern 4 entgegensetzen, könnte ich leicht diesen 8 opponiren, und ich zweifle nicht, daß Sie gegen diese wieder 16 in Bereitschaft hätten. Alles dieses über die Frage von ein Paar Redensarten im Eingange einer Recension. Ich schone aber Ihre Zeit, wenn ich schon auch die meinige nicht schonen dürfte. Um aber doch nur zu zeigen, daß es mir an Gegensätzen nicht fehlt, nur eins. Sie sagen Kunstgebilde gehe hier nicht an, weil H.[erder] meistens Naturpoesie andrer Zungen und Völker nachgebildet habe. Aber ist denn alle Kunst geregelte Kunst? Freilich ist Hiobs und Homers Poesie NaturPoesie. Aber wenn einer was kann, was nicht alle können, so nennt man das Kunst, sie sey nun eingegeben, oder angebohren, oder erlernt. Also werden Sie mir erlauben auch alle alte Sänger Künstler zu nennen, und ihre Werke Kunstwerke. Doch basta!
Nun nur noch 2 Worte zur Abwendung eines Misverstands, und einer falschen Vermuthung.
1. Der Misverstand. Es ist mir gar nicht unangenehm, wenn Sie an Hn. Herder Ihren Eingang schicken, wie er im Mspt lautete, ihm meine Correcturfreyheit melden, erzählen was Sie und ich drüber debattirt haben; nur wünschte ich nicht dabey bey Hn. H.[erder] das Ansehn zu bekommen, als ob ich ihm von dem Pfunde Weihrauch den Sie geopfert haben auch nur 1/100000 eines Grans hätte entziehn wollen; denn so schienen Sie die Sache zu nehmen. 2. Die falsche Vermuthung. Der Recensent der sich alle Correcturen verbat, die er doch sehr nöthig hatte, war keineswegs Hr. Körner, sondern Hr. Rehberg in Hannover. Dies kann Hr. J[ustiz]R[ath] Hufeland bezeugen. Ich schrieb Ihnen ja gleich, daß [2] ich ihm geantwortet hätte. An Hn. Körner soll ich, meo quidem nomine, noch den ersten Brief schreiben. Darin haben Sie Recht, daß er auch empfindlich war, als er in seiner ersten, und so viel ich weiß, einzigen Recension einige Kleinigkeiten geändert fand. Er ließ es aber zu gar keiner Discussion kommen, sondern schickte uns den Contract sogleich zurück. Wir können also nicht sowohl sagen, daß wir an ihm einen trefflichen Kunstrichter verloren haben, sondern wir haben ihn nur nicht bekommen. Der Aufsatz in den Horen ist allerdings trefflich gedacht, und sehr gut geschrieben. So war aber seine Recension die er uns sandte freilich nicht. Aber freilich war das Buch auch kein Wilhelm Meister, was er recensirte.
Mitarbeiter, die sich in den Plan und die Constitution der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] nicht fügen können und wollen, müssen wir, wenn sie deswegen abgehn, so ansehn, als ob sie gestorben, oder nie mit uns in Verbindung getreten wären. Es wird also, wenn Sie die Sache kaltblütig überlegen wollen, nur darauf ankommen, ob es Ihnen genügt, wenn Sie künftig, da Sie doch mit dem einen Redacteur in Einem Hause wohnen 1) die von uns für nöthig gehaltnen Abkürzungen selbst übernehmen und 2) über etwanige Abänderungen (H. J[ustiz]R[ath] H.[ufeland] hat in der Recension den Anfang der Recension von Freund der Schooshündchen weggestrichen, den ich übersehn hatte; ich finde aber auch diese Abänderung ganz gegründet; ob er mit Ihnen davon gesprochen weiß ich nicht.) also ob Sie über etwanige Abänderungen, die ich vorschlage, mit Hn. H.[ufeland] auf den ich compromittire, sich besprechen wollen.
Natürlich ist auch der Verbesserer nicht unverbesserlich, nur daß es Geschäfte gibt, wo es mit den Verbesserungen der Verbesserung nicht in infinitum gehn kann, sondern man quoad hoc bey Einer stehn bleiben muß.
[3] Eis wird mir sehr angenehm seyn, wenn Sie uns ferner Beyträge zur A. L. Z. geben; sehr unangenehm, wenn wir Sie über diese kleine Differenz verlören; wir werden darum aber doch nicht nöthig haben, unsre Gesinnungen gegen einander zu ändern; ich wenigstens werde auf alle Fälle Ihnen mit herzlicher Hochachtung und Dienstbegierde ergeben bleiben.
J.[ena] d. 25. X. [17]97
Schütz
Ihrer Frau Gemahlin und Hn. Bruder meine beste Empfehlung.
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[1] Theuerster Herr Rath!
Es geht, seh ich, mit unserem Dispute, wie mit den meisten akademischen Disputationen, und oftmaligen theologischen Colloquiis. Man geht aus einander und jeder behält Recht. So wie Sie meinen 2 Blättern 4 entgegensetzen, könnte ich leicht diesen 8 opponiren, und ich zweifle nicht, daß Sie gegen diese wieder 16 in Bereitschaft hätten. Alles dieses über die Frage von ein Paar Redensarten im Eingange einer Recension. Ich schone aber Ihre Zeit, wenn ich schon auch die meinige nicht schonen dürfte. Um aber doch nur zu zeigen, daß es mir an Gegensätzen nicht fehlt, nur eins. Sie sagen Kunstgebilde gehe hier nicht an, weil H.[erder] meistens Naturpoesie andrer Zungen und Völker nachgebildet habe. Aber ist denn alle Kunst geregelte Kunst? Freilich ist Hiobs und Homers Poesie NaturPoesie. Aber wenn einer was kann, was nicht alle können, so nennt man das Kunst, sie sey nun eingegeben, oder angebohren, oder erlernt. Also werden Sie mir erlauben auch alle alte Sänger Künstler zu nennen, und ihre Werke Kunstwerke. Doch basta!
Nun nur noch 2 Worte zur Abwendung eines Misverstands, und einer falschen Vermuthung.
1. Der Misverstand. Es ist mir gar nicht unangenehm, wenn Sie an Hn. Herder Ihren Eingang schicken, wie er im Mspt lautete, ihm meine Correcturfreyheit melden, erzählen was Sie und ich drüber debattirt haben; nur wünschte ich nicht dabey bey Hn. H.[erder] das Ansehn zu bekommen, als ob ich ihm von dem Pfunde Weihrauch den Sie geopfert haben auch nur 1/100000 eines Grans hätte entziehn wollen; denn so schienen Sie die Sache zu nehmen. 2. Die falsche Vermuthung. Der Recensent der sich alle Correcturen verbat, die er doch sehr nöthig hatte, war keineswegs Hr. Körner, sondern Hr. Rehberg in Hannover. Dies kann Hr. J[ustiz]R[ath] Hufeland bezeugen. Ich schrieb Ihnen ja gleich, daß [2] ich ihm geantwortet hätte. An Hn. Körner soll ich, meo quidem nomine, noch den ersten Brief schreiben. Darin haben Sie Recht, daß er auch empfindlich war, als er in seiner ersten, und so viel ich weiß, einzigen Recension einige Kleinigkeiten geändert fand. Er ließ es aber zu gar keiner Discussion kommen, sondern schickte uns den Contract sogleich zurück. Wir können also nicht sowohl sagen, daß wir an ihm einen trefflichen Kunstrichter verloren haben, sondern wir haben ihn nur nicht bekommen. Der Aufsatz in den Horen ist allerdings trefflich gedacht, und sehr gut geschrieben. So war aber seine Recension die er uns sandte freilich nicht. Aber freilich war das Buch auch kein Wilhelm Meister, was er recensirte.
Mitarbeiter, die sich in den Plan und die Constitution der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] nicht fügen können und wollen, müssen wir, wenn sie deswegen abgehn, so ansehn, als ob sie gestorben, oder nie mit uns in Verbindung getreten wären. Es wird also, wenn Sie die Sache kaltblütig überlegen wollen, nur darauf ankommen, ob es Ihnen genügt, wenn Sie künftig, da Sie doch mit dem einen Redacteur in Einem Hause wohnen 1) die von uns für nöthig gehaltnen Abkürzungen selbst übernehmen und 2) über etwanige Abänderungen (H. J[ustiz]R[ath] H.[ufeland] hat in der Recension den Anfang der Recension von Freund der Schooshündchen weggestrichen, den ich übersehn hatte; ich finde aber auch diese Abänderung ganz gegründet; ob er mit Ihnen davon gesprochen weiß ich nicht.) also ob Sie über etwanige Abänderungen, die ich vorschlage, mit Hn. H.[ufeland] auf den ich compromittire, sich besprechen wollen.
Natürlich ist auch der Verbesserer nicht unverbesserlich, nur daß es Geschäfte gibt, wo es mit den Verbesserungen der Verbesserung nicht in infinitum gehn kann, sondern man quoad hoc bey Einer stehn bleiben muß.
[3] Eis wird mir sehr angenehm seyn, wenn Sie uns ferner Beyträge zur A. L. Z. geben; sehr unangenehm, wenn wir Sie über diese kleine Differenz verlören; wir werden darum aber doch nicht nöthig haben, unsre Gesinnungen gegen einander zu ändern; ich wenigstens werde auf alle Fälle Ihnen mit herzlicher Hochachtung und Dienstbegierde ergeben bleiben.
J.[ena] d. 25. X. [17]97
Schütz
Ihrer Frau Gemahlin und Hn. Bruder meine beste Empfehlung.
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