Ich hatte meine litterarische Laufbahn schon längst eröffnet, als Sie, mein hochgegeehrtester Herr, auf die Welt kamen, und ich habe sie seitdem mehr als ein Drittel Jahrhundert hindurch mit allen Ehren fortgeführt. Ich bin es ganz gewohnt, daß gegen ein von mir zuerst aufgestelltes und begründetes freimüthiges Urtheil ein Zetergeschrei erhoben wird; aber dieß stört meine Gemüthsruhe nicht im geringsten, weil ich es auch eben so oft erfuhr, daß bald nachher von allen Verständigen mein Urtheil als richtig anerkannt wurde, daß die Wirkung durchgreifend, und der Sieg der Wahrheit vollkommen war. Wie Sie nun vollends den Ton Review durchblättern, um sich davon zu überzeugen. In meiner Schrift herrscht aber durchgängig der Ton der guten Gesellschaft: hierüber will ich jeden gebildeten u unparteiischen Weltmann als Schiedsrichter anerkennen. Und was die Billigkeit meiner Urtheile betrifft, so habe ich alles wirklich verdienstliche, was in der Indianistischen Philologie geleistet worden ist, hervorgehoben; ja ich habe oft übertrieben gelobt. Der Prospectus
Weit entfernt also, Empfindlichkeit zu äußern, sollte man meines Erachtens vielmehr ein stattliches Danksagungsschreiben ausfertigen.
Sie haben in allen Stücken vollkommen Unrecht, mein lieber Rosen; ich nehme es Ihnen aber gar nicht übel. Sie werden den Beweis schon in diesem Briefe finden. Denn sonst ist mein Grundsatz: über meine Litterarische Wirksamkeit mag jeder denken, sagen, schreiben und drucken, was ihm irgend beliebt; daß ich mich aber darauf einlassen soll, kann mir nicht zugemuthet werden. Lassen Sie sich nur in England von der in der ganzen Atmospäre verbreiteten ἀκρυδία nicht anstecken, schaffen Sie löbliche Werke u leben Sie recht wohl. Dieß wünscht von Herzen
der Ihnen wohlgewogne Veteran
AWvSchlegel Dr. F. Rosen16 Speldhurst StreetBurton Crescent