Für heute beschränke ich mich, Ihnen, mein hochverehrter Freund, nur in wenigen flüchtigen Zeilen ein Zeichen meines Andenkens zu senden. Ihr gefälliges Schreiben vom 5ten d. M., noch mehr aber das demselben beigeschlossene Gedicht hat mich ungemein erfreut; es ist unmöglich, in wenigen Reimen die wichtigsten Punkte des Niebuhrschen Werks geistreicher hinzustellen, als Sie es gethan haben. Mögen Sie immerhin zürnen, ich konnte es mir nicht versagen, dem alten Hirt und dem Professor Marheinecke das Gedicht mitzutheilen; der alte Hirt, ob wohl in diesen Tagen wegen des unglücklichen Ausgangs der Heirath seiner Nichte etwas bewegt, ward, durch Ihr Gedicht, welches zu loben und zu preisen er nicht müde ward, in die heiterste Stimmung versetzt. Der Professor Göttling, mein ehemaliger Schüler, hat nun die Anzeige [2] der Römischen Geschichte von Niebuhr übernommen, und wird hoffentlich eine recht tüchtige Arbeit liefern.
Unser neues Museum hat folgende, wie mir scheint, eben so unlateinische als lahme Inschrift erhalten: Fridericus Guilelmus III studio antiquitatis omnigenae et artium liberalium museum constituit MDCCCXXVIII. Hirt, der alles besser wissen will, ist der Verfasser und hätte wohl verdient, deshalb öffentlich gezüchtigt zu werden. Aus Schonung gegen den Alten, welchen ich lieb habe, mag ich nichts darüber öffentlich sagen. –
Der Direktor Krafft, welcher an Gurlitts Stelle nach Hamburg geht, ist mir näher bekannt, und gern bin ich bereit, für Ihren Herrn Neffen bei ihm zu wirken, falls Sie es für räthlich erachten.
Recht sehr bedaure ich, daß Sie die von H. Pastilacque angekauften Ae[3]gyptischen Alterthümer hier nicht mehr gesehen haben. Sie nehmen den ganzen großen Saal in Monbijou ein, und sind überaus lehrreich. – Das in Rom angekaufte Gemälde von Raphael wird in wenigen Tagen mit dem Herrn Bunsen hier eintreffen.
Doktor Rosen wird nun wohl nach Konstantinopel gehen, wo er bei unserer Gesandtschaft eine Anstellung erhält.
Auf die neue Karte des Herrn Klaproth von dem Innern Asiens mache ich Sie aufmerksam, wenn Sie dieselbe noch nicht kennen sollten.
Mein Minister wird erst am 9ten d. M. zurückkehren. Alle Ihre hiesigen Freunde und Verehrer empfehlen sich Ihrem gütigen Andenken. Mit Freundschaft und Liebe ganz
der
Ihrige
Dr J. Schulze
Burgstraße 20
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