Geliebter Bruder, ich eile Dir den so eben erhaltnen Brief von Ernst zu schicken, dessen Inhalt Dir gewiß sehr wichtig sein wird. Recht traurig ist es, da ich grade der Mutter so viel näher bin, daß ich doch diesen Augenblick so ganz außer Stande bin, auch nur das geringste zu thun; ja ich habe selbst Mühe mich gegen den Andrang der täglichen Bedürfnisse und kleiner schuldiger Rechnungen nur so eben zu erhalten. Von der Ungern habe ich keinen Heller bekommen, mein Manuscript über Indien ist seit 3 Wochen in Frankfurt, aber noch habe ich auch nichts davon in Händen. – Eile daher, der Mutter was Du ihr vielleicht schon früher bestimmt hattest, recht schnell zu schicken; Du schriebst am 29ten August von 10 Carolin, die Du ihr schicken wolltest. Ist dieß nun unterdessen geschehen, so wird es wohl sehr zu gelegener Zeit angelangt sein, um ihr zu helfen. Wo nicht, so schiebe es ja nicht länger auf und schreibe ihr auch, da sie lange nichts von Dir gehört. Ich werde es auch sogleich thun.
In einer Deutschen Zeitung steht eine Ankündigung von Deiner Reisebeschreibung durch Italien, Frankreich pp. Hast Du dieß selbst veranlaßt, oder hat es ein Unberufener einrücken lassen?
[2] Ich schrieb den 26ten an Dich, und den 9ten October an Frau von Staël. Ich bin sehr ungeduldig auf Ihre Antwort. Denn je mehr ich mirs überlegt habe, je mehr habe ich Lust bekommen, den Vorschlag nach Rom anzunehmen. Ich wäre ganz bereit, gleich zu reisen und warte nun bloß auf Ihre Entscheidung.
Während ich zum Karl den V lese und mich vorbereite, kommt noch ein und das andre einzelne Gedicht zu Stande, was mir wenigstens den Muth zur Poesie zu erhalten dient. Eins der neusten lege ich Dir hier bei; wenn es Cotta thun will, so lasse ichs drucken.
Die Corinna wird fortgehend in Deutschland viel gelesen. – Goethe will daß sie sein Licht durchaus auch in Frankreich sehen sollen; Es wird wohl heißen Er sprach es werde Licht, aber es blieb dunkel.
Lebe wohl liebster Bruder, erhalte Dich munter und schreibe bald. Meine Frau grüßt herzlich.
Friedrich.