Dienstag Vormittag 1827
Meine liebe Marie! ich bin gestern Mittag hier recht gesund und glücklich angekommen. Die erste Nacht bin ich durchgefahren. Dieß ist nun schon beinahe die Hälfte des Weges, Sie sehen also, daß ich geschwind reisen kann. Ich hoffe daß Sie auch recht wohl und gesund sind. Schreiben Sie mir nur gleich nach Berlin, bei Herrn Buchhändler Reimer, und melden Sie mir, wie es mit Ihnen selbst, und sonst mit allemsteht. Ich hoffe, heute werden die Arbeiten in meinem Hause schon angefangen seyn. Ich verlasse mich darauf, daß Sie bei allem die Aufsicht führen werden. Es kommt besonders darauf an, daß die Sachen in der rechten Ordnung vorgenommen werden, und daß nichts vergessen wird. Sollte einer oder der andre Professionist von denen, die lange meine Kundschaft gehabt haben, nicht Wort halten und mich sitzen lassen, so haben Sie volle Macht, sogleich einen andern anzunehmen.
Ich habe etwas vergessen, sehen Sie zu, ob Sie es finden können. Vermuthlich liegt es in dem Wand=Secretär in meinem Studirzimmer, wenn sie die Klappthür unleserlich aufmachen, über den Schubfächern linker Hand. Ein kleines Lateinisches Büchelchen, in Papier geheftet, ich denke vier Exemplare. Auf dem Titel steht: Animadversiones – in Aristophanis Plutum, von August. Schlegel. Diese Drukschriften müßten Sie zu Hℓ. Buchhändler Weber bringen, und ihn bitten, sie mit dem Postwagen für mich an Herrn Reimer in Berlin schiken. Sind die Bücher nicht an dem angezeigten Orte, so müßten Sie sonst auf der Bibliothek und überall suchen.
[2] Wenn Briefe für mich ankommen, so brauchen Sie sie für jetzt nicht abzuschicken. Wenn ein Amtssiegel darauf ist, so bleiben sie überhaupt liegen. Von andern Briefen melden Sie mir nur, was für ein Stempel darauf steht, woher sie kommen.
Gehen Sie doch zu Hℓ. Hofagent Wolff, machen Sie ihm meine besten Empfehlungen, und sagen Sie ihm, daß mir die Reise recht gut bekommt, wiewohl das Wetter ziemlich rauh gewesen ist.
Nun, leben Sie recht wohl, meine liebe Marie, das wünsche ich von ganzem Herzen.
AWvS