Mlle Meyer hat sich gütig erboten, etwas von mir an Sie zu bestellen, und ich kann diese Gelegenheit, Ihnen mein Andenken zu erneuern, nicht ungenutzt vorbeygehn lassen. Ich wünschte nur, daß ich etwas bedeutenderes mitzutheilen hätte, als die inliegenden beyden Gedichtchen, die hier in einem ruhigen Augenblicke entstanden, und bey einem Abendessen, das Mad. Unzelmann gab, mitgetheilt worden sind. Die Idee zu dem Sonett habe ich schon in Weimar gefaßt, aber bis jetzt noch nicht zur Ausführung kommen können; ich habe hier den Pygmalion nicht wieder aufführen sehen. – Es sind nur ein Dutzend Exemplare von jedem Stücke gedruckt, sie sind [2] also als nicht gedruckt anzusehen, und ganz zu Ihrer Disposition. Wenn sie Ihnen genug gefallen, um für den dießjährigen Musenalmanach Gebrauch davon machen zu wollen, so wird es mich sehr erfreuen. Ich glaube nicht, daß ich diesen Sommer dazu komme, etwas von einigem Umfange zu dichten.
In kurzem werde ich nun Berlin verlassen und nach Dresden gehn, wohin mich mein Bruder, der sich angelegentlich empfehlen läßt, begleiten wird. Je länger ich hier bin, desto mehr gerathe ich in einen Wirbel von Zerstreuungen hinein; Gesellschaft und Theater sind meine einzigen Beschäftigungen, und beyde genieße ich ganz nach Wunsch. Sobald ich wieder zur Ruhe gelangt bin, schreibe ich Ihnen [3] umständlicher. Ich würde mich unendlich freuen, von Ihnen zu hören. Leben Sie indessen recht wohl und behalten Sie mich in gütigem Andenken.
AWSchlegel
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