Hochzuverehrender Herr Staatsminister!
Ew. Excellenz habe ich die Ehre, ohne Säumnis den Empfang Ihres verehrten Schreibens vom 19. Juli zu melden, und Ihnen meinen ehrerbietigsten Dank für die darin ausgedrückten gnädigen Gesinnungen abzustatten.
Ich schätze mich glücklich in der Aussicht, unter der Leitung eines so erleuchteten Kenners und Beförderers ächter Geistesbildung und gründlicher Wissenschaft, als die öffentliche Stimme in Ew. Excellenz verehrt, bei einer ausgezeichneten Lehranstalt mitzuwirken, und ich sehe mit Verlangen dem Augenblick entgegen, wo ich Ihnen werde persönlich aufwarten können, um in jeder Äußerung Ew. Excellenz fruchtbare Winke für meinen neuen Beruf zu vernehmen.
Wiewohl der Ruf, dessen amtliche Ausfertigung Ew. Excellenz die Gnade haben mir im voraus anzukündigen, auf Berlin [2] lautet, welches auch für mich das wünschenswerteste ist, so bin ich doch immer bereit, falls es zweckmäßig befunden werden sollte, dem früher geäußerten Wunsche Sr. Durchlaucht des Fürsten-Staatskanzlers gemäß, eine Reihe von Vorlesungen in Bonn zu halten. Meine Bedenklichkeiten in Absicht auf die letztgenannte Universität betrafen nur den Mangel an gelehrten Hülfsmitteln. Aber wie ich höre, trifft die Königlich Preußische Regierung entscheidende Maßregeln, um diesem so schnell als möglich abzuhelfen; und wenn auf das Ansuchen der Lehrer nur solche unentbehrliche Hauptwerke, die im Buchhandel zu haben sind, angeschafft werden, so sind jene Bedenklichkeiten schon in gewissem Grade gehoben. Vielleicht wäre es sogar vorteilhaft für meinen Antritt in Berlin, wenn ich zuvörderst an einem Orte wie Bonn, wo es keine gesellschaftlichen Anforderungen und Zerstreuungen gibt, meine Vorlesungen ausarbeiten könnte: ich würde um so eher hoffen dürfen, den günstigen Erwartungen einer gebildeten Zuhörerschaft einigermaßen zu entsprechen.
Herr Professor Koreff schrieb mir am 27. Juni aus Berlin, in Gemäßheit der Aufträge Ew. Excellenz und Sr. Durchl. des Fürsten von Hardenberg. Ich habe ihm sogleich in diesem Sinne geantwortet und erwarte nun eine Entscheidung über [3] meine nächste Bestimmung. Sobald ich diese empfange, werde ich alle meine Kräfte anstrengen, um so schnell als möglich in Wirksamkeit zu kommen. Indessen habe ich noch eine Reise nach der Schweiz in eignen Angelegenheiten zu machen, meine dort befindliche Bibliothek abzusenden und mancherlei Anstalten zu treffen, so daß ich nicht weiß, ob es mir schon in dem herannahenden Herbste möglich sein wird Vorlesungen anzufangen.
Ich bitte Ew. Excellenz, die Versicherung meines regsten Eifers für die edeln Zwecke, zu deren Förderung ich so ehrenvoll berufen werde, genehm zu halten, und habe die Ehre mit den ehrerbietigsten Gesinnungen zu sein Ew. Excellenz untertänig gehorsamster
August Wilhelm von Schlegel.
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