• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 10.09.1825
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 10.09.1825
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 152‒154.
  • Incipit: „[1] Paris, den 10ten Septembr. 25.
    rue Stne Anne No. 21.
    Hochwohlgebohrner Herr Professor!
    Hochzuverehrender Lehrer!
    Obwohl ich Ewr. Hochwohlgebohren nichts zu melden habe, als [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.46
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 23,9 x 19,7 cm
    Language
  • German
[1] Paris, den 10ten Septembr. 25.
rue Stne Anne No. 21.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!
Obwohl ich Ewr. Hochwohlgebohren nichts zu melden habe, als den Fortgang meiner Collationen, darf ich doch nicht die Regel meiner Correspondenz übertreten. Mit der Collation des Beng[alischen] Manuscripts bin ich fertig, und somit ist denn für das zweite Buch auch alles aus den Devanagari und Bengali Manuscripten zusammengebracht. Der Bengalische Pariser Codex ist ein sehr vorzüglicher und unter den nicht commentirten Hdschften bei weitem der beste; es ist wichtig dieses ausgemacht zu haben, weil bei den folgenden Büchern es ohne Zweifel rathsam seyn wird, diese Handschrift zu Grunde zu legen; es ist nichts verdrießlicher, als nach der Abschrift eines schlechten Manuscripts bessere Manuscripte zu vergleichen. Ich habe die Vergleichung der Telinga Manuscripte angefangen, und obwohl die Arbeit nothwendig etwas langsamer fortrücken muß, besonders anfangs, hoffe ich doch in nicht gar zu langer Zeit damit fertig zu werden. ‒ Die Vacanz ist jetzt eingetreten, aber die Gefälligkeit Herrn Rémusatʼs verschafft mir die Erlaubniß, auch diese Zeit über Manuscripte im Haus zu haben und neue für die benutzten einzuwechseln.
Die Ausgabe v. Manu ist jetzt erschienen, und ich habe hier Exemplare davon gesehen; die Noten zu Ihrem Exemplar sind auch schon unterwegs. Der unglückliche Chézy (so nennt er sich selbst) [2] ist durch eben diese Noten in einen neuen Zorn versetzt worden. Haughton hat nehmlich Ihre Bemerkungen dankbar erwähnt und zum Theil abgedruckt. Dieses ist denn ein neues Verbrechen, es ist etwas, was er schon hat thun wollen und es sind lauter Dinge, die er vor zehn Jahren vorgetragen hat. Der gute Mann ist in der That zu beklagen, aber es ist nicht möglich sich mit ihm auf einem guten Fuß zu halten, wenn man nicht seine eigene öffentliche Thätigkeit darauf beschränkt, ihm alljährlich einige öffentliche Complimente zu sagen; thut man was anderes, ist es vorbei. Seinem eigenen Schüler, Burnouf, ist er böse geworden, weil dieser Boppʼs Arbeiten zu sehr gelobt hat. Dem Herrn Schulz ist er ebenfalls sehr böse, weil er eine Abhandlung über die Persische Uebersetzung des Mahâbhârata geschrieben hat, wovon Chézy mehreres abgeschrieben hat, nahmentlich die Episode v. Sakuntalâ, die gleichsam seine ideelle Frau zu seyn scheint. Der einzige Mensch, dem er gewogen ist, ist der Herr Langlois, der sein avatâra zu seyn scheint und die sichtbare Gestalt, worin er auftritt, und handelt. Es ist zu beklagen, daß er nicht zu bewegen ist, etwas zu liefern, denn ich habe die Ueberzeugung gewonnen, daß er in der That sehr gut Sanskrit weiß, obwohl er sehr einseitig ist und immer nur die lascive Poesie studiert. Er hat mir vor kurzem selbst erklärt, daß er schwerlich je was unter seinem Nahmen herausgeben würde, weil er wohl wisse, daß man seine Sachen sehr scharf untersuchen würde. [3] Die Lettern, die Paris der Liberali[tät un]sers Ministers verdankt, werden daher wohl lange ruhen müssen. Un[te]r den beiden Schülern von Chézy ist Burnouff bei weitem der tüchtigere, obwohl, vielleicht, nicht ein außerordentlich gefährlicher Mitbuhler; er ist aber zugleich Advocat und hat nur wenig Zeit für gelehrte Arbeiten übrig. Da er aber, durch den Einfluß der Parthei, die er ergriffen, ohne Zweifel der Nachfolger Chézyʼs seyn wird, kann er mit Hülfe der Bibliothek schon immerhin ein nützlicher Arbeiter werden. Ich glaube versichern zu können, daß er eine ungeheuchelte Verehrung vor den Verdiensten Ewr. Hochwohlgebohren hegt.
Ewr. Hochwohlgebohren werden schon wissen, daß das Institut vor kurzem W[ilhelm] v. Humboldt & Creuzer zu Mitgliedern erwählt; über die Wahl des letztern scheint man sich sehr zu verwundern; aber Ewr. Hochwohlgebohren werden schon die Parthei kennen, die gegenwärtig in allen Dingen hier in der Mode ist, und die Creuzern als einen sehr tüchtigen Mitarbeiter in ihrem Weinberge betrachtet.
Erlauben Sie mir, mich zu unterzeichnen
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebenster und dankbarster
Chr. Laßen.
Herr Klaproth hat mich wiederhohlt gebeten, Sie zu bitten, gefälligst die Stelle nachsehen zu wollen, die ich in meinem letzten Briefe mitgetheilt habe.
[4]
[1] Paris, den 10ten Septembr. 25.
rue Stne Anne No. 21.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!
Obwohl ich Ewr. Hochwohlgebohren nichts zu melden habe, als den Fortgang meiner Collationen, darf ich doch nicht die Regel meiner Correspondenz übertreten. Mit der Collation des Beng[alischen] Manuscripts bin ich fertig, und somit ist denn für das zweite Buch auch alles aus den Devanagari und Bengali Manuscripten zusammengebracht. Der Bengalische Pariser Codex ist ein sehr vorzüglicher und unter den nicht commentirten Hdschften bei weitem der beste; es ist wichtig dieses ausgemacht zu haben, weil bei den folgenden Büchern es ohne Zweifel rathsam seyn wird, diese Handschrift zu Grunde zu legen; es ist nichts verdrießlicher, als nach der Abschrift eines schlechten Manuscripts bessere Manuscripte zu vergleichen. Ich habe die Vergleichung der Telinga Manuscripte angefangen, und obwohl die Arbeit nothwendig etwas langsamer fortrücken muß, besonders anfangs, hoffe ich doch in nicht gar zu langer Zeit damit fertig zu werden. ‒ Die Vacanz ist jetzt eingetreten, aber die Gefälligkeit Herrn Rémusatʼs verschafft mir die Erlaubniß, auch diese Zeit über Manuscripte im Haus zu haben und neue für die benutzten einzuwechseln.
Die Ausgabe v. Manu ist jetzt erschienen, und ich habe hier Exemplare davon gesehen; die Noten zu Ihrem Exemplar sind auch schon unterwegs. Der unglückliche Chézy (so nennt er sich selbst) [2] ist durch eben diese Noten in einen neuen Zorn versetzt worden. Haughton hat nehmlich Ihre Bemerkungen dankbar erwähnt und zum Theil abgedruckt. Dieses ist denn ein neues Verbrechen, es ist etwas, was er schon hat thun wollen und es sind lauter Dinge, die er vor zehn Jahren vorgetragen hat. Der gute Mann ist in der That zu beklagen, aber es ist nicht möglich sich mit ihm auf einem guten Fuß zu halten, wenn man nicht seine eigene öffentliche Thätigkeit darauf beschränkt, ihm alljährlich einige öffentliche Complimente zu sagen; thut man was anderes, ist es vorbei. Seinem eigenen Schüler, Burnouf, ist er böse geworden, weil dieser Boppʼs Arbeiten zu sehr gelobt hat. Dem Herrn Schulz ist er ebenfalls sehr böse, weil er eine Abhandlung über die Persische Uebersetzung des Mahâbhârata geschrieben hat, wovon Chézy mehreres abgeschrieben hat, nahmentlich die Episode v. Sakuntalâ, die gleichsam seine ideelle Frau zu seyn scheint. Der einzige Mensch, dem er gewogen ist, ist der Herr Langlois, der sein avatâra zu seyn scheint und die sichtbare Gestalt, worin er auftritt, und handelt. Es ist zu beklagen, daß er nicht zu bewegen ist, etwas zu liefern, denn ich habe die Ueberzeugung gewonnen, daß er in der That sehr gut Sanskrit weiß, obwohl er sehr einseitig ist und immer nur die lascive Poesie studiert. Er hat mir vor kurzem selbst erklärt, daß er schwerlich je was unter seinem Nahmen herausgeben würde, weil er wohl wisse, daß man seine Sachen sehr scharf untersuchen würde. [3] Die Lettern, die Paris der Liberali[tät un]sers Ministers verdankt, werden daher wohl lange ruhen müssen. Un[te]r den beiden Schülern von Chézy ist Burnouff bei weitem der tüchtigere, obwohl, vielleicht, nicht ein außerordentlich gefährlicher Mitbuhler; er ist aber zugleich Advocat und hat nur wenig Zeit für gelehrte Arbeiten übrig. Da er aber, durch den Einfluß der Parthei, die er ergriffen, ohne Zweifel der Nachfolger Chézyʼs seyn wird, kann er mit Hülfe der Bibliothek schon immerhin ein nützlicher Arbeiter werden. Ich glaube versichern zu können, daß er eine ungeheuchelte Verehrung vor den Verdiensten Ewr. Hochwohlgebohren hegt.
Ewr. Hochwohlgebohren werden schon wissen, daß das Institut vor kurzem W[ilhelm] v. Humboldt & Creuzer zu Mitgliedern erwählt; über die Wahl des letztern scheint man sich sehr zu verwundern; aber Ewr. Hochwohlgebohren werden schon die Parthei kennen, die gegenwärtig in allen Dingen hier in der Mode ist, und die Creuzern als einen sehr tüchtigen Mitarbeiter in ihrem Weinberge betrachtet.
Erlauben Sie mir, mich zu unterzeichnen
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebenster und dankbarster
Chr. Laßen.
Herr Klaproth hat mich wiederhohlt gebeten, Sie zu bitten, gefälligst die Stelle nachsehen zu wollen, die ich in meinem letzten Briefe mitgetheilt habe.
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