• Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Bad Bocklet · Place of Destination: Unknown · Date: 06.07.1800
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Bad Bocklet
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 06.07.1800
    Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Historisch-kritische Ausgabe. Hg. v. Thomas Buchheim, Jochen Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen u. Siegbert Peetz. Stuttgart 1976ff. Reihe III: Briefe 2,1: Briefwechsel 1800–1802. Hg. v. Thomas Kisser unter Mitwirkung von Walter Schieche und Alois Wieshuber. Stuttgart 2010, S.212–213.
  • Incipit: „[1] Boklet den 6ten Jul. 800.
    Vor wenig Tagen bin ich von meiner Reise nach Schwaben hierher zurük gekommen, und habe Caroline [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36872
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.20,Nr.5
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19 x 11,2 cm
    Language
  • German
[1] Boklet den 6ten Jul. 800.
Vor wenig Tagen bin ich von meiner Reise nach Schwaben hierher zurük gekommen, und habe Caroline vollkommen hergestellt, dagegen aber Auguste krank gefunden. Doch wird sie in wenig Tagen so weit hergestellt seyn, daß wir nach Bamberg zurükkehren können.
Ich würde Ihnen gleich von Schwaben aus geantwortet haben, wære ich nicht anfangs zu sehr beschæftigt, u. späterhin zu sehr zerstreut gewesen. Ich habe dort nicht nur das zweite Heft des Journals, sondern auch einen Anfang meines Gedichtes ausgearbeitet. Ich glaube die Mythologie gefunden zu haben, welche allein alle Ideen in sich dargestellt enthælt, welche ich darzustellen wünsche, und sobald ich nur selbst den ersten Gedanken weiter verfolgt habe, werde ich Ihnen darüber schreiben. – Caroline sagt mir, Sie hätten den Pfarrer verlangt. Ich bedaure, daß es nur wahrscheinlich zu spät seyn wird, sonst würde ich ihn sog[leich] beilegen. Ich werde ihn nun wahrscheinlich Schillern zuschiken. [2] Cotta, den ich in Stuttgardt gesprochen, hat mir aus Veranlassung eines liter. Plans, den ich ihm vorlegte, gesagt, daß Sie mit ihm wegen des an die Stelle der L. Z. zu setzenden Instituts gesprochen. Das nähere sagt er, würd’ ich von Ihnen erfahren. Ich habe ohne davon zu wissen den Plan gefaßt, den Anfang der Ausführung indeß mit meinem Jah[rbuch] zu machen, indem ich sehr viele Ideen zur Erweiterung der Gränzen unsrer Hauptwissenschaften vorräthig habe, welche systematisch zu verarbeiten, mir jezt ganz die Zeit fehlt und welche doch, wie ich wünschte, in’s Publikum zu bringen, indeß die Journalform die geschikteste ist. Ich werde daher mit dem J. 1801. bei Cotta eine Revision der Fortschritte in d. Philos. u. den von ihr abhängigen Wissenschaften herauszugeben anfangen. Sobald die Zeit gekommen seyn wird, unsern größern Plan auszuführen, werde ich mich mit dem meinigen daran anschließen, jezt aber nur suchen, über die Principien, welche ich dabei vorauszusetzen genöthigt seyn werde, mehr Übereinstimmung [3] hervorzubringen, welche ich um so weniger annehmen kann, da diese Principien über die jezt zu gelten erst anfangende noch um ein Beträchtliches hinausgehen.
Hufe[lands] Abgang von d. L. Z. ist allerdings ein capitaler Coup für die leztere, wenigstens in der Meinung des Volks, u. weil Schüz jezt der natürlichen Gemeinheit, welche durch Hufelands Feigheit u. Scheu noch einigermaassen in Schranken gehalten wurde, ungezügelter sich überlassen wird. Aus einem Brief von Paulus (dem ich mich zu empfelen bitte) muß ich schließen, daß es h[aup]tsächlich der neue Plan ist, was diese beiden entzweit hat. Dieß mag also ein merkwürdiges Product seyn. Da wir die L. Z. gar nicht lesen, so bitte ich Sie, d h, wenn Sie etwas für uns merkwürdiges finden uns es zukommen zu lassen, besonders aber den neuen Plan, wenn er anders indeß erschienen ist.
Fast bestimmt mich die oben erwähnte Begebenheit, verbunden mit dem langwierigen Ausstehen Ihrer gegen Schütz angestellten Klage, Sie zu bitten, Ihren Gedanken, nun Ihrer Seits den Schütz vorzunehmen, auszuführen; denn ich [4] glaube, daß dieß der kürzeste Weg wære, ihn zwischen uns vollends klein u. todt zu reiben. Weiter wird er nichts vorzubringen wissen, u. wenn es ist, so ist alsdann die Reihe an mir – diesen sich immer wiederholenden Spaß möchte ich nicht gleich aufgegeben sehen.
Wollen Sie uns schreiben, so addressiren Sie die Briefe jezt nur nach Bamberg wo wir gegen den 12ten zu seyn hoffen.
Wir grüssen Sie, und ich bin
Ganz der Ihrige
Schelling.
Ich frankire nicht, damit der Brief von der nächsten Station aus sichrer besorgt werde.
Wollten Sie gelegenheitlich meinem Bruder sagen: er sollte mir doch ehestens nach Bamberg (unter der Addreße von Röschlaub) antworten.
[1] Boklet den 6ten Jul. 800.
Vor wenig Tagen bin ich von meiner Reise nach Schwaben hierher zurük gekommen, und habe Caroline vollkommen hergestellt, dagegen aber Auguste krank gefunden. Doch wird sie in wenig Tagen so weit hergestellt seyn, daß wir nach Bamberg zurükkehren können.
Ich würde Ihnen gleich von Schwaben aus geantwortet haben, wære ich nicht anfangs zu sehr beschæftigt, u. späterhin zu sehr zerstreut gewesen. Ich habe dort nicht nur das zweite Heft des Journals, sondern auch einen Anfang meines Gedichtes ausgearbeitet. Ich glaube die Mythologie gefunden zu haben, welche allein alle Ideen in sich dargestellt enthælt, welche ich darzustellen wünsche, und sobald ich nur selbst den ersten Gedanken weiter verfolgt habe, werde ich Ihnen darüber schreiben. – Caroline sagt mir, Sie hätten den Pfarrer verlangt. Ich bedaure, daß es nur wahrscheinlich zu spät seyn wird, sonst würde ich ihn sog[leich] beilegen. Ich werde ihn nun wahrscheinlich Schillern zuschiken. [2] Cotta, den ich in Stuttgardt gesprochen, hat mir aus Veranlassung eines liter. Plans, den ich ihm vorlegte, gesagt, daß Sie mit ihm wegen des an die Stelle der L. Z. zu setzenden Instituts gesprochen. Das nähere sagt er, würd’ ich von Ihnen erfahren. Ich habe ohne davon zu wissen den Plan gefaßt, den Anfang der Ausführung indeß mit meinem Jah[rbuch] zu machen, indem ich sehr viele Ideen zur Erweiterung der Gränzen unsrer Hauptwissenschaften vorräthig habe, welche systematisch zu verarbeiten, mir jezt ganz die Zeit fehlt und welche doch, wie ich wünschte, in’s Publikum zu bringen, indeß die Journalform die geschikteste ist. Ich werde daher mit dem J. 1801. bei Cotta eine Revision der Fortschritte in d. Philos. u. den von ihr abhängigen Wissenschaften herauszugeben anfangen. Sobald die Zeit gekommen seyn wird, unsern größern Plan auszuführen, werde ich mich mit dem meinigen daran anschließen, jezt aber nur suchen, über die Principien, welche ich dabei vorauszusetzen genöthigt seyn werde, mehr Übereinstimmung [3] hervorzubringen, welche ich um so weniger annehmen kann, da diese Principien über die jezt zu gelten erst anfangende noch um ein Beträchtliches hinausgehen.
Hufe[lands] Abgang von d. L. Z. ist allerdings ein capitaler Coup für die leztere, wenigstens in der Meinung des Volks, u. weil Schüz jezt der natürlichen Gemeinheit, welche durch Hufelands Feigheit u. Scheu noch einigermaassen in Schranken gehalten wurde, ungezügelter sich überlassen wird. Aus einem Brief von Paulus (dem ich mich zu empfelen bitte) muß ich schließen, daß es h[aup]tsächlich der neue Plan ist, was diese beiden entzweit hat. Dieß mag also ein merkwürdiges Product seyn. Da wir die L. Z. gar nicht lesen, so bitte ich Sie, d h, wenn Sie etwas für uns merkwürdiges finden uns es zukommen zu lassen, besonders aber den neuen Plan, wenn er anders indeß erschienen ist.
Fast bestimmt mich die oben erwähnte Begebenheit, verbunden mit dem langwierigen Ausstehen Ihrer gegen Schütz angestellten Klage, Sie zu bitten, Ihren Gedanken, nun Ihrer Seits den Schütz vorzunehmen, auszuführen; denn ich [4] glaube, daß dieß der kürzeste Weg wære, ihn zwischen uns vollends klein u. todt zu reiben. Weiter wird er nichts vorzubringen wissen, u. wenn es ist, so ist alsdann die Reihe an mir – diesen sich immer wiederholenden Spaß möchte ich nicht gleich aufgegeben sehen.
Wollen Sie uns schreiben, so addressiren Sie die Briefe jezt nur nach Bamberg wo wir gegen den 12ten zu seyn hoffen.
Wir grüssen Sie, und ich bin
Ganz der Ihrige
Schelling.
Ich frankire nicht, damit der Brief von der nächsten Station aus sichrer besorgt werde.
Wollten Sie gelegenheitlich meinem Bruder sagen: er sollte mir doch ehestens nach Bamberg (unter der Addreße von Röschlaub) antworten.
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