Hochzuverehrender Herr Professor!
Mit größtem Leidwesen muß ich hinsichtlich nebiger Anzeige, Ihnen noch bekannt machen, daß bei der Theilung des neuern Verlags, Herr Winter der Vorrath der zweiten Auflage Ihrer Vorlesungen über dramat[ische] Kunst zugefallen, und daß ich dieses Unheil für mich, auf keine Weise abzuwenden oder, als geschehen, abzuändern vermochte.
Ihre Gedichte habe ich indessen glüklicher Weise behalten und ich wünsche nur, es möge Ihnen indeß gefallen, und Sie Zeit dazu finden, die dritte Auflage zu bearbeiten, welche im Laufe des nächsten Jahres wohl nöthig werden wird.
Das Verlagsrecht der Vorlesungen erstreckt sich übrigens nur auf die zweite Auflage und eine dritte, sobald solche nöthig werden wird, kann nach Ihrem Willen immer wieder auf mich übergehen.
[2] Ich habe indeß mir den ältern Verlag beinahe ganz und auch vom neuen mir den wichtigen Theil erhalten, unter andern die Rechtsgeschichte des Herrn v. Savigny ‒ nur bei Ihren Vorlesungen wollte er mir nicht glücken ohne ganz übermäßige Aufopferungen, die ich denn ohnedem schon hinlänglich gebracht habe und bringen mußte in meinen Verhältnissen.
Für dieses Jahr ist mir eine Reise am Rhein und besonders auch nach Bonn vereitelt worden, ich hoffe das nächste wird mir günstiger seyn und mir die hohe Ehre und das besondere Vergnügen dabei zu Theil werden, Ihnen wieder einmal meine persönliche Aufwartung machen zu können.
In allen Fällen, wo ich Ihnen hier zu dienen vermag, verfügen Sie gütigst über mich.
Mit hoher Verehrung
Ew. Hochwohlgebohren
gehorsamst ergebenster
J C B Mohr
Heidelberg am 18ten Oct[ober] 1822.